Ein Büro in der russischen Sberbank mit dem gelbgrünen Logo des Instituts
Mehrere Antragsteller wollten die Vermögensreste der früheren Sberbank Europe kaufen, das Rennen machte Stephan Zöchling.
Imago/Itar-Tass/Artyom Geodakyan

Mehr Einblick gibt es nun in die Übernahme der Vermögensreste der früheren Sberbank Europe in Wien durch Investor Stephan Zöchling. Der Sber-Deal wurde von der Sanktionsbehörde Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst (DSN) genehmigt; ihr Bescheid ist nun im Firmenbuch hinterlegt. Die Transaktion mit der sanktionierten russischen Sberbank wurde auf Basis einer Ausnahme im Sanktionsrecht bewilligt: Die Übernahme musste bis 17. Juni erfolgen, die Transaktion bereits vor Sanktionsverhängung im Juli 2022 eingefädelt gewesen sein ("laufender Verkauf"). Nur dann durfte Geld nach Russland fließen.

Zöchling kam spät ins Spiel. Er legte seinem Antrag an die DSN vom 7. Juni ein Schreiben der Moskauer Sber-Mutter an Gerhard Randa vom 14. Mai bei – daraus erschließt sich, dass der Ex-Chef von Sberbank Europe und Bank Austria zuvor mit den Russen verhandelt hatte. Sie schrieben Randa, dass man bei den Verhandlungen einen signifikanten Fortschritt gemacht habe, der Vertrag am 2. Juni unterzeichnet und am 16. Juni alles fertig sein solle. Laut Zöchlings Antrag konnte Randa seinen Antrag aber aus gesundheitlichen Gründen "nicht aufrechterhalten und begehre einen Parteiwechsel" auf Zöchling und seine Gesellschaften Dabepo und Bepoda. Die wurden am 5. Juni errichtet. "Inwieweit ein näherer Konnex" zwischen Randa und Zöchling bestehe, das wurde der DSN nicht mitgeteilt. Nur dass die "Endverhandlungen mit den Antragstellern" erfolgen.

Auf all das treffe die Vorgabe "laufender Verkauf / laufende Transaktion" zu, so die DSN. Der Begriff "laufend" sei "weit" auszulegen. Inzwischen prüft die Staatsanwaltschaft Wien eine Anzeige gegen unbekannte Täter zum Deal, eingebracht von Antragsteller Supernova.

In 17 Schritten zum Ziel

Aus dem "Profil" weiß man, dass Zöchling 227 Millionen Euro für das Restvermögen der Sber bezahlt hat, sie war zuletzt eine Abwicklungsgesellschaft. Aus deren letzter Bilanz erhellt sich, dass sie Ende 2022 (notabene: ein halbes Jahr vor dem Deal) über Aktiva von 540 Millionen Euro verfügte, allein 189 davon entfielen auf Guthaben bei der Nationalbank, 318 Millionen auf Forderungen an Kreditinstitute.

Die von der Anwaltskanzlei DLA Piper und Vienna Capital Partners begleitete Transaktion war durchaus komplex. Laut DSN-Bescheid ging es um einen "Zahlungsmechanismus" mit 17 Schritten, der Kaufpreis floss über die russische RBI-Tochter in Moskau. (Renate Graber, 25.8.2023)