Terry Gou salutiert mit Schirmkappe.
Bei der Pressekonferenz am Montag trug Terry Gou Schirmkappe. Es ist nicht das Einzige an ihm, das an den ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump erinnert.
AFP/SAM YEH

Reingrätschen kann er offenbar gut. Terry Gou, seit Montag erklärter Anwärter auf den Job des Präsidenten Taiwans, hat das schon in den 1980er-Jahren als Unternehmer bewiesen.

Eine fast einjährige Geschäftsreise führte ihn damals quer durch die USA. Dabei soll er immer wieder mit dem Sicherheitspersonal diverser Unternehmen zusammengekracht sein, weil er gerne unangemeldet in irgendwelchen Firmenzentralen auftauchte, um dort für seine Produkte zu werben. Dass er die aufgesuchten Büros dann oft tatsächlich mit Lieferverträgen verließ, spricht für seine Überzeugungskraft in eigener Sache.

Seine Firma Foxconn, heute der größte Apple-Zulieferer, gründete Gou 1974 als Hon Hai Precision Industry in einem Außenbezirk von Taipeh. Zehn Arbeiter schraubten dort Plastikteile für Fernsehgeräte zusammen. Ab 1980 ging es dann steil bergauf. Die Initialzündung für den Erfolg war ein Auftrag des Computer- und Spieleherstellers Atari, für den Gou fortan die Joysticks produzierte. Das Werk, das er 1988 im chinesischen Shenzhen gründete, ist bis heute die größte Fabrik seines milliardenschweren Unternehmens, das auch Verträge mit etlichen anderen Tech-Giganten abschloss, darunter HP und IBM.

Zweiter Anlauf

Ins höchste Staatsamt zieht es den heute 72-Jährigen nun nicht zum ersten Mal. Bereits 2019, als er sich als Foxconn-Chef zurückzog, wollte er für die oppositionelle Kuomintang (KMT) antreten, die traditionell für enge Beziehungen zu Peking eintritt, scheiterte aber im parteiinternen Nominierungsprozess. Im Vorfeld der nächsten Wahl, die im Jänner 2024 über die Bühne geht, wiederholte sich heuer dieses Szenario.

Doch weil Terry Gou nicht gerne aufgibt, will er nun als Unabhängiger kandidieren und muss dafür fast 300.000 Unterschriften sammeln. Der zum zweiten Mal verheiratete Vater von fünf Kindern sieht sich vor allem in Konkurrenz zur regierenden Demokratischen Fortschrittspartei (DPP). Diese habe "Taiwan international in die Gefahr eines Krieges gebracht", sagt er.

Berührungsängste mit dem kommunistisch regierten China hat Gou nicht. Dass Peking Taiwan als eigenes Territorium betrachtet, wischt er in Trump’scher Manier vom Tisch: "Gebt mir vier Jahre, und ich verspreche, dass ich 50 Jahre Frieden über die Taiwanstraße bringe", sagt er selbstbewusst. "Taiwan darf nicht zur Ukraine werden!" Er sieht seine Zeit eben einfach gekommen – in seinen Worten die "Ära der Herrschaft der Unternehmer". (Gerald Schubert, 28.8.2023)