Es hätte ein großer Verhandlungscoup werden sollen. Gar als "achtes Weltwunder" hatte der damalige US-Präsident Donald Trump die Vereinbarung bezeichnet, die damals der taiwanische Foxconn-Konzern und Wisconsins ehemaliger Gouverneur, der Republikaner Scott Walker, am 12. Juli 2017 unterzeichnet hatten.

Zwei Fabriken für LCD-Paneele wollte man bauen, dazu sollten fünf Innovationszentren entstehen. Zehn Milliarden Dollar sollten dafür investiert und insgesamt 13.000 Arbeitsplätze geschaffen werden. Sechs Jahre später fällt die Bilanz verheerend aus, berichtet Heise.

Große Investitionen und Umsiedelungen

400 Millionen Dollar hatte der Bundesstaat selbst investiert, um die Infrastruktur des geplanten "Wisconn"-Standorts im Gebiet des Orts Mount Pleasant aufzuwerten, dazu sollten dem Unternehmen verschiedene Steuervorteile gewährt werden. Die Gemeinde selbst nahm einen dreistelligen Millionenbetrag an Schulden auf, um in Vorleistung zu gehen, und zwang mehrere Familien zum Umzug.

Donald Trump, hier zu sehen vor einigen Tagen in Atlanta.
Donald Trump, hier zu sehen vor einigen Tagen in Atlanta.
AP/Alex Brandon

Displayfabriken von Foxconn sucht man heute vergeblich in Wisconsin, zu mehr als einem Testbetrieb reichte es nicht. Kurzfristig waren hunderte Menschen angestellt worden, um Standortprojekte für den Konzern zu entwickeln. Dieser sah aber in keinem Vorschlag ausreichendes Potenzial, verweigerte die Finanzierung und setzte die neuen Mitarbeiter bald wieder vor die Tür.

Dem Konzern wird vorgeworfen, mit den Anstellungen versucht zu haben, ein Schlupfloch im Subventionsangebot auszunutzen, um mit wenig Investitionen an Fördergelder zu kommen. Dazu wurden teils gezielt ausländische Studenten mit Visum angeheuert. Von ihrem Aufenthaltsstatus erhoffte man sich ein Druckmittel, um längere Arbeitszeiten und geringeren Lohn durchzusetzen.

Für die Innovationszentren kaufte man Gebäude in verschiedenen Städten zu, von denen nun eins zum Verkauf steht und ein weiteres wahlweise verkauft oder vermietet wird. Bei einem dritten, das in Wisconsins Hauptstadt Madison steht, konnte man zumindest einen Teil der Flächen vermieten. Dazu lukriert man 50 Millionen Dollar von Microsoft, das einen Teil des "Wisconn"-Geländes kauft, um dort ein Rechenzentrum zu errichten. Die Universität Wisconsin-Madison wartet hingegen weiterhin auf die 100-Millionen-Dollar-Spende, die der Konzern ihr zukommen lassen wollte.

Keine Überraschung

Die langsame Abwicklung kommt nicht überraschend. Schon 2020 zeichnete eine The-Verge-Reportage ein trübes Bild des damaligen Status quo. Foxconn ist zudem Wiederholungstäter. Schon in Vietnam, Brasilien, Indonesien und Indien hatte Firmengründer und Chef Terry Gou große Ankündigungen gemacht und die Errichtung von Fabriken versprochen, die dann entweder gar nicht oder nur in viel kleinerem Umfang tatsächlich gebaut wurden.

Es ist auch nicht die erste US-Erfahrung mit Foxconn. 2013 kündigte der Konzern die Errichtung einer Fabrik in Pennsylvania an, die 500 Menschen Arbeit geben sollte. Monatelang warben Gouverneur und die lokale Regierung mit den Vorhaben, die aber nie zur Umsetzung gelangten. Das einstige Büro von Foxconn im Bundesstaat ist mittlerweile verwaist.

Komplett tot ist der "Wisconn"-Park aber nicht, heute werden dort Server und Inverter für Solaranlagen gebaut, schreibt WPR. Ebenso soll eine große Photovoltaikanlage errichtet werden. Dies läuft allerdings nicht mehr unter den Vereinbarungen von 2017, sondern auf Basis eines Förderangebots von 2021. (gpi, 29.8.2023)