Spermien aus Knetmasse auf orangenem Hintergrund
Ein paar Monate nach einer Vasektomie wird ein Spermiogramm erstellt. Es gibt Auskunft darüber, ob sich noch Spermien im Ejakulat befinden. Erst wenn der Arzt oder die Ärztin grünes Licht gibt, gilt die Vasektomie als sichere Verhütungsmethode.
Getty Images/iStockphoto

"Nachdem meine Frau keine Hormone mehr nehmen wollte, war für mich schnell klar, dass ich mich ab sofort um die Verhütung kümmern werde. Das schien mir mehr als fair, weil sie ja die ganzen Jahre zuvor dafür verantwortlich war", erzählt Christian aus Wien. Seine Frau und er sprachen nach der Geburt ihres zweiten Kindes über Verhütung. Für beide stand fest, dass ihre Familie jetzt komplett ist – und Christian vereinbarte einen Termin beim Urologen, um sich zu einer Vasektomie beraten zu lassen. So wie Christian geht es aktuell immer mehr Männern, vermuten Fachleute. Für Österreich gibt es zwar keine genauen Zahlen, die Situation dürfte aber ähnlich wie in Deutschland sein. Dort steigt die Zahl der Männer, die sich für eine Vasektomie entscheiden, seit 20 Jahren stetig. Aktuell werden in Deutschland jährlich zwischen 30.000 und 50.000 Vasektomien durchgeführt.

Bei der Vasektomie werden die Samenleiter des Mannes durchtrennt. "Dabei handelt es sich um einen relativ kleinen Eingriff, der unter örtlicher Betäubung stattfindet. Der Mann kann direkt danach die Praxis oder den Operationssaal wieder verlassen und nach Hause gehen", sagt Thomas Treu, Urologe und Inhaber des Vasektomiezentrums Wien. Zu ihm kommen vor allem Männer, bei denen die Familienplanung abgeschlossen ist oder die keine Kinder bekommen möchten. Denn eine Vasektomie kann zwar auch wieder rückgängig gemacht werden, aber dafür braucht es geübte Spezialisten. Treu erklärt: "Um die Samenleiter wieder zusammenzunähen, braucht es einen Urologen, der diesen mikrochirurgischen Eingriff vornehmen kann. Für ein optimales Ergebnis bedarf es einer größeren Routine. Dann kann eine Erfolgsquote von bis zu 90 Prozent erreicht werden."

Verschiedene Methoden

Nach dem Beratungsgespräch bekam Christian seinen OP-Termin. "Der Eingriff war bereits nach 30 Minuten vorbei. Direkt danach war es etwas unangenehm, aber ich glaube, da spielt der Kopf auch eine große Rolle. Ich wusste ja, dass gerade an meinen Samenleitern herumgeschnippelt wurde. Das fühlte sich einfach merkwürdig an", erzählt der 40-Jährige.

Bei dem Eingriff gibt es mittlerweile mehrere Methoden, wie der Urologe erklärt: "Bei der klassischen Vasektomie wird mit dem Skalpell ein Schnitt in die Haut gemacht, um zum Samenleiter zu gelangen und ihn ein Stückchen herausziehen zu können. Ich bevorzuge jedoch die sogenannte No-Scalpel-Vasectomy-Technik." Dabei wird zuvor der Samenleiter durch die Haut ertastet und dort die Haut mit einem speziellen Instrument gedehnt. Mit einer Klemme wird der Samenleiter dann herausgezogen, durchtrennt und versorgt. Was einige Vorteile mit sich bringt, wie Treu sagt: "Die No-Scalpel-Vasectomy ist weniger traumatisch und hat nur gering postoperative Beschwerden."

Wichtig ist, was mit den Samenleitern weiter passiert. Der Experte weiß: "Die Vasektomie ist nur dann erfolgreich, wenn die Samenstränge nicht wieder zusammenwachsen. Dafür wird ein Stück, in etwa 1,5 Zentimeter, herausgeschnitten." Die Enden werden dann vernäht und verödet. Doch auch dann besteht immer noch die Möglichkeit eines späteren Zusammenwachsens. Darum wendet er eine weitere Technik an: "Das Ende des einen Samenleiters wird in eine tiefere Gewebsschicht gelegt als das andere." Diese Bindegewebsschicht sorgt für eine zusätzliche Trennung der beiden Enden. Laut dem Urologen ist das die sicherste Methode. "Wenn die Vasektomie so durchgeführt wird, zählt sie zu den sichersten Formen der Verhütung", sagt Treu.

Sexleben besser als zuvor

Nach dem Eingriff sollte sich der Mann ein bis zwei Tage schonen. Denn auch ein kleiner Eingriff ist immer mit Risiken verbunden. "Es kann zu blauen Flecken am Hodensack kommen, und es besteht immer die Gefahr einer gröberen Nachblutung. Das kommt aber sehr selten vor. Eher wenn sich die Patienten nicht genug schonen. Zusätzlich empfehle ich, wegen der Infektionsgefahr noch ein Antibiotikum einzunehmen."

Auch bei Christian kam es nach dem Eingriff zu Nachblutungen. "Das war leider wirklich kein Spaß", erinnert er sich. "Ich hatte starke Schmerzen, aber nach mittlerweile zwei Monaten ist alles wieder gut verheilt. Mir war klar, dass immer etwas sein kann. Leider ist diese sehr seltene Nachblutung mir passiert, aber ich würde es trotzdem immer wieder machen und jedem empfehlen."

Viele Männer scheuen sich vor einer Vasektomie, weil sie befürchten, dass ihr Sexleben darunter leiden könnte. Sie haben Angst vor Erektionsproblemen oder Libidoverlust. Auch Christian machte sich im Vorhinein Gedanken dazu: "Ich kann nur sagen, diese Gedanken waren völlig unbegründet. Ganz im Gegenteil, der Sex wird sogar besser. Denn man wird freier, weil man sich keine Gedanken mehr machen muss. Es kommen einfach keine Samen mehr durch." Da die Vasektomie keinen Einfluss auf die Produktion von Hormonen oder Spermien im Hoden hat, wirkt sie sich auch nicht auf die Samenflüssigkeit aus. Es gelangen einfach nur keine Spermien mehr ins Ejakulat, weil die Samenleiter durchtrennt sind. Die produzierten Spermien werden dann in Folge einfach vom Lymphsystem des Körpers abgebaut. (Jasmin Altrock, 2.9.2023)