Es ist wieder so weit. Zwei Jahre nach der vierten Generation schickt der niederländische Hersteller Fairphone sein nunmehr fünftes Smartphone an den Start. Neben allerlei Neuerungen in Sachen Hardware soll das Gerät auch weitere Fortschritte in puncto Nachhaltigkeit und Arbeitsbedingungen bringen, denn das stellt immerhin das Kernanliegen des Projekts dar.

Äußerlich hat sich diesmal vergleichsweise wenig getan. Das Fairphone 5 bleibt dem Design des Vorgängers weitestgehend treu. Allerdings bekommt es etwas stärker abgerundete Ecken und einen schmäleren Rand ums Display oben und unten, und die Selfiekamera sitzt nun nicht mehr in einem "Notch", sondern in einem kleinen Ausschnitt mittig unter der oberen Bildschirmkante.

Fairphone

Obwohl das Smartphone modular aufgebaut ist und sich relativ einfach zerlegen lässt, ist das Gehäuse gemäß IP55-Zertifizierung gegen Staub und Strahlwasser geschützt. Mit Abmessungen von 161,6 x 75 x 9,6 Millimeter ist das Gerät etwas dünner als sein Vorgänger und wiegt mit 220 Gramm auch eine Spur weniger.

Beim Display setzt man auf ein mit Gorilla Glass 5 geschütztes OLED-Panel mit einer Diagonale von knapp 6,5 Zoll und Full-HD-Auflösung, wobei eine genaue Auflösung im Spezifikationsblatt nicht gelistet ist. Die maximale Bildwiederholrate liegt bei 90 Hz. Der Fingerabdruckscanner wurde seitlich im Ein/Aus-Button untergebracht.

Prozessor, Kamera, Telekom-Ausstattung

Beim Prozessor hat man sich für den bisher – zumindest in Handys – selten gesehenen Qualcomm QCM 6490 entschieden, der nicht zur "Snapdragon"-Serie gehört. Eingesetzt wurde dieser zuvor bereits in einem Outdoor-Smartphone namens AGM G2. Verfügbare Benchmarkdaten sprechen dafür, dass er in puncto Performance in etwa auf dem Level des zwei Jahre alten Flaggschiffs Snapdragon 888 spielt. Dem Chip werden 8 GB RAM beigestellt, dazu gibt es außerdem 256 GB Onboardspeicher (UFS 2.2), der sich mittels microSD-Karte um bis zu 2 TB erweitern lässt.

Bei der Hauptkamera setzt man auf ein Duo an Sensoren. Sonys IMX800-Chip mit 50 Megapixel nomineller Auflösung ist für Weitwinkelaufnahmen verantwortlich. Er bringt recht hohe Lichtempfindlichkeit und optische Bildstabilisierung mit. Fotos im Ultraweitwinkel werden mit dem IMX858 gemacht, der auf dem Papier ebenfalls mit 50 MP operiert. Da Pixel-Binning zum Einsatz kommt, liegt die tatsächliche Auflösung der Fotos letztlich bei knapp über 12 MP.

Fairphone

Beigestellt ist ein LED-Blitz, allerdings mit nur mehr einer statt zwei Dioden. Auch die nicht näher spezifizierte Frontkamera arbeitet mit 50 MP. Sie verfügt über einen Aufnahmebereich von 90 Grad.

Die Telekommunikationsausstattung ist ebenfalls auf dem aktuellen Stand. Das Fairphone 5 unterstützt 5G, Wifi 6E, NFC und Bluetooth 5.2 und bietet Dual-SIM-Support. Allerdings verteilt sich dieser auf eine physische Karte im nanoSIM-Format sowie ein integriertes eSIM-Modul. Nicht an Bord ist eine 3,5-mm-Klinke für konventionelle Kopfhörer. Der USB-C-Port des Smartphones erlaubt Datenraten nach USB-3.0-Standard.

Der Akku bringt es auf eine Kapazität von 4.200 mAh. Er unterstützt schnelles Aufladen mit bis zu 30 Watt an Leistung. Aufgeladen wird per USB-C, Wireless Charging wird nicht unterstützt.

Fairphone 5
Fairphone 5

Software, Updates, Preis

Vorinstalliert ist eine laut Hersteller "bloatwarefreie" Umsetzung von Android 13. Das Fairphone 5 bekommt das bisher umfassendste Serviceversprechen der Android-Welt. Das Unternehmen verspricht mindestens acht Jahre lang Softwaresupport und will dem Handy außerdem fünf Android-Updates bescheren. Abzuwarten bleibt, in welchen Intervallen Sicherheitsupdates geliefert werden und wie flott der Hersteller bei der Umsetzung neuer Android-Ausgaben sein wird.

Sofern man, wie in der Vergangenheit schon geschehen, keine Versionen überspringt, wäre damit auch ein Update auf Android 18 abgedeckt. Weiters ist das Handy offen für alternative Firmware, interessierte Entwickler können damit zum Beispiel auch "Google-freie" Android-Adaptionen auf das Gerät bringen.

Das ab heute vorbestellbare und ab 14. September regulär erhältliche Handy ist mit einer Preisempfehlung von 699 Euro ausgestattet. Verglichen mit der Konkurrenz und rein gemessen an der Hardwareausstattung mag das zwar teuer sein, aber abseits des langen Updateversprechens ergibt sich der Preis auch aus der modularen Konstruktion und den verschiedenen Schritten in puncto Nachhaltigkeit und Arbeitsbedingungen, die Fairphone gesetzt hat.

Fairphone 5
Fairphone 5

Zahlreiche Initiativen

Insgesamt gibt es zehn Hardwarekomponenten, die Nutzer nachbestellen und selbst austauschen können, wobei hierfür ein Schraubenzieher ausreichen soll. Bei der Konstruktion des Smartphones und dem Bezug von Rohstoffen wurde laut Fairphone auf 14 "Kernmaterialien" geachtet. 70 Prozent selbiger stammen entweder aus Recycling oder werden unter fairen Bedingungen abgebaut – darunter Lithium, Wolfram, Gold, Zinn, Nickel, Zink, Magnesium, Kupfer und Indium. Profitieren sollen dadurch rund 30.000 Menschen, die im Abbau tätig sind. Der Großteil des verwendeten Kunststoffs ist ebenfalls wiederverwertet, die rückseitige Gehäuseabdeckung besteht vollständig aus recyceltem Plastik.

Als erstes Unternehmen implementiert man außerdem "Mineral Credits" in Zusammenarbeit mit der Alliance for Responsible Mining und der Fair Cobalt Alliance, die sich für bessere Entlohnung und sichere Arbeitsbedingungen beim Abbau verschiedener Rohstoffe einsetzen. Das Programm für Löhne, die finanzielle Absicherung der täglichen Bedürfnisse gewährleisten, wird von der Produktion des Smartphones auf Zulieferer von verschiedenen Komponenten wie dem Akku, der Platine oder dem Vibrationsmotor ausgeweitet. Die Bonuszahlung in der Höhe von aktuell 2,65 Dollar pro Handy kommt damit insgesamt rund 2.000 Menschen zugute, die an deren Fertigung mitwirken.

Fairphone

Die Fabrik, in der das Fairphone 5 zusammengebaut wird, verfügt über SA8000-Zertifizierung, was hohe Standards in puncto Arbeitsbedingungen und Sicherheit gewährleisten soll. Die Fertigungslinie wird mit Strom aus erneuerbaren Quellen betrieben.

Für jedes verkaufte Fairphone 5 will das Unternehmen E-Waste mit gleichem Gewicht recyceln und das Gerät damit, wie schon den Vorgänger, "E-Waste-neutral" machen. Über die Produktlebenszeit des Geräts rechnet man mit insgesamt 127 Tonnen an Elektroschrott, den man einsammeln und wiederverwerten wird. Weiters investiert Fairphone auch in Initiativen zur Reduktion von CO2-Emissionen. (gpi, 30.8.2023)