Das Bild zeigt einen Hindernisparcours für Dronen der Universität Zürich.
Der Sieg im Drohnenrennen ist symbolisch wichtig, unter realen Bedingungen sollen KI-Drohnen aber etwa in eingestürzten Gebäuden nach Vermissten suchen.
Universität Zürich

Eine von künstlicher Intelligenz (KI) gesteuerte Drohne hat den Weltmeister in Drohnenrennen besiegt. Das ist laut den Entwicklern von der Universität Zürich ein Meilenstein für die Robotik. "Es ist bei weitem mehr als eine Spielerei", betonte Leonard Bauersfeld am Mittwoch auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Der Robotikforscher der Universität Zürich (UZH) war an der Entwicklung der Drohne mit dem Namen Swift beteiligt.

Es sei damit zum ersten Mal überhaupt gelungen, Menschen mit künstlicher Intelligenz unter realen Bedingungen zu besiegen. Der Fachwelt stellten die UZH-Forscher die Drohne am Mittwoch im Magazin "Nature" vor. Als 1996 ein Computer den damaligen Schachweltmeister Garri Kasparow besiegt hatte, sei das bereits beeindruckend gewesen, sagte Bauersfeld. Noch mehr, als 2016 ein Computer den Weltmeister Lee Sedol im viel komplexeren Spiel Go schlug. "Diese Erfolge fanden jedoch alle in einer virtuellen Umgebung statt", sagte Bauersfeld. Bei einem Brettspiel sei alles bereits im Vorfeld genau bekannt. "Unsere autonome Drohne hat es geschafft, Menschen in der realen Welt zu schlagen", sagte der Forscher weiter.

Die Rennen dienten der Drohne laut den Forschern dabei nur als Testumgebung. Künftig sollen solche KI-gesteuerten Drohnen etwa in eingestürzten Gebäuden nach Vermissten suchen. Für diese Anwendungen sind laut Bauersfeld sehr ähnliche Kompetenzen nötig wie für die Drohnenrennen. Bei diesen steuern Piloten durch einen Hinderniskurs. Die Drohnen müssen dafür etwa durch verschiedene Tore fliegen. Diese Fähigkeit, präzise durch Tore zu fliegen, könne etwa helfen, durch enge Durchgänge in eingestürzten Gebäuden zu fliegen, sagte Bauersfeld. Auch Geschwindigkeit sei für solche realen Anwendungen von großer Bedeutung. So hätten Drohnen nur eine sehr eingeschränkte Batteriekapazität. Je schneller sie fliegt, desto weiter kommt sie also.

Ziviler Einsatz

Eine militärische Nutzung der Drohne sei "absolut kein Ziel" gewesen bei der Entwicklung, stellte Bauersfeld klar. "Die Drohne ist primär zivil nutzbar", betonte er. Für militärische Drohnen seien andere Fähigkeiten gefragt.

Trainiert wurde die künstliche Intelligenz nicht in der realen Welt, sondern in einer simulierten Umgebung. Denn das System brachte sich das Fliegen selbst bei. Wie die UZH in einer Mitteilung vom Mittwoch erklärte, half die Simulation, die Zerstörung von Drohnen in den frühen Phasen des Lernprozesses zu vermeiden.

Schließlich trat die Drohne in einem Wettkampf in Dübendorf ZH gegen mehrere Champion-Drohnenpiloten an: den "Drone Racing League Champion 2019" Alex Vanover, den "Multi GP Drone Racing Champion 2019" Thomas Bitmatta und den dreifachen Schweizer Meister Marvin Schaepper.

Die menschlichen Piloten konnten eine Woche lang auf der Rennstrecke üben. Danach traten sie in Rennen gegen Swift an. Das System gewann mehrere Wettflüge gegen jeden der menschlichen Champions (insgesamt 15 der 25 Rennen) und erzielte auch die schnellste aufgezeichnete Rennzeit auf der Strecke mit einem Vorsprung von einer halben Sekunde gegenüber der besten von einem menschlichen Piloten gemessenen Zeit. (APA, 30.8.2023)