Zwei Stapel Euromünzen stehen auf einem Tisch. 
Eine Mehrheit spricht sich für die Ökologisierung des Steuersystems aus – die CO2-Steuer ist aber eher unbeliebt.
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Fast drei Viertel der österreichischen Unternehmen nehmen das steuerliche Umfeld hierzulande im Vergleich zu anderen Staaten als "eher bis sehr herausfordernd" wahr, wie aus dem Austrian Tax Survey von Deloitte hervorgeht. Das Beratungsunternehmen hat für seine aktuelle Studie rund 200 Führungskräfte in vorwiegend international tätigen Unternehmen befragt. Nur 19 Prozent der Befragten bewerten die künftige Entwicklung des Steuerstandorts demnach mit "Sehr gut" oder "Gut".

Trotz des Ende der Pandemie habe sich die Stimmung in der hiesigen Steuerlandschaft kaum verbessert, heißt es in dem Bericht, der jährlich aktualisiert und am Europäischen Forum Alpbach präsentiert wird. Kritisiert werden vor allem die komplexen steuerlichen Regelungen, die zwei Drittel der Befragten als Hürde sehen. Mehr als die Hälfte sehen "widersprüchliche Interpretationen der Regelungen durch die Finanzverwaltung" und häufige Gesetzesänderungen als Problem.

Kampf um die besten Köpfe

Die wichtigste Maßnahme, um den Wirtschaftsstandort zu attraktiveren, ist laut der Befragung die Senkung der Lohnnebenkosten, für die sich 81 Prozent aussprechen. Auch eine Senkung der Einkommensteuer über die Abschaffung der kalten Progression hinaus wird von mehr als der Hälfte befürwortet. "Diese Forderungen sind zwar nicht neu, vor dem Hintergrund des drohenden wirtschaftlichen Abschwungs gewinnen sie allerdings an Brisanz", sagt Herbert Kovar, Managing Partner Tax and Legal bei Deloitte Österreich, im Gespräch mit dem STANDARD.

Im Kampf um Arbeitskräfte verliere Österreich immer mehr den Anschluss. "Wenn junge, gut ausgebildete Menschen merken, dass ihnen beispielsweise in Norwegen schlicht mehr Netto vom Brutto bleibt, werden sie sich überlegen, ob sie Österreich als Zielland wählen", sagt Kovar. Aber würde eine Reduktion der Lohnnebenkosten wirklich bei den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern ankommen? Zumindest für seinen Geschäftsbereich ist sich Kovar sicher: "Arbeitnehmer haben derzeit eine gute Verhandlungsposition. Eine Senkung der Lohnnebenkosten müssten Unternehmen eins zu eins weitergeben."

56 Prozent für Ökologisierung

Relativ zufrieden sind die Führungskräfte offenbar mit den Unternehmenssteuern. Nur 30 Prozent sehen hier eine Reduktion derzeit als notwendig an. Zuletzt ist die Körperschaftsteuer von 25 auf 24 Prozent reduziert worden. 2024 ist laut Steuerreform eine weitere Senkung auf 23 Prozent vorgesehen. "Derzeit liegen die Prioritäten woanders", sagt Kovar. "Der Arbeitskräftemangel und die Debatte um steigende Gehälter dominiert die Debatte."

Wie schon in den vergangenen Jahren spricht sich laut Deloitte eine Mehrheit von 56 Prozent der Befragten für eine Ökologisierung des Steuersystems aus. Lediglich 25 Prozent stimmen dagegen, 19 Prozent sind sich unsicher. Unter den Befürwortern ist die CO2-Steuer aber wenig beliebt. Als sinnvoller wird erachtet, ökologisch sinnvolle Maßnahmen und Innovationen gezielt zu fördern. Auch eine Erhöhung der Pendlerpauschale bei Verwendung eines öffentlichen Verkehrsmittels wird von den Führungskräften befürwortet. (Jakob Pflügl, 31.8.2023)