Der Sturz war ein abgrundtiefer. Im Herbst 2008 hatte die Kommunalkredit Austria AG unter Vorstandschef Reinhard Platzer noch groß sein 50-jähriges Bestehen gefeiert, kurz darauf war der Kommunalfinanzierer so gut wie tot. Die Interbankenkrise hatte das Institut, das sehr langfristige Finanzierungen vergab, sich aber sehr kurzfristig refinanzierte, fast in die Pleite getrieben. Der Staat musste die Bank retten und übernehmen, nach der Spaltung 2009 wurde ein kleiner Teil der alten Kommunalkredit privatisiert, die damalige Bad Bank KA Finanz wird seit 2017 als Abbaugesellschaft geführt.

Ihre Aufgabe ist letztlich die Selbstauflösung: Vorhandene Assets müssen verwertet werden, die Finanzmarktaufsicht FMA gab der KA Finanz dafür bis 2026 Zeit.

Ein gelber Bagger lädt Steine auf seine Schaufel.
Der Abbau von Assets der KA Finanz, die aus der 2008 fast umgefallenen Kommunalkredit entstanden ist, ist zu Ende.
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So lange braucht es nun aber nicht, Ende dieses Jahres soll die Sache erledigt sein. Die Hauptversammlung der staatlichen KA Finanz soll am 17. Oktober deren Auflösung beschließen, davor müssen Aufsichtsrat und FMA ihr Placet dazu geben. Das erschließt sich aus dem gerade veröffentlichten Halbjahresbericht. Danach wird die Gesellschaft abgewickelt, nach Liquidatoren wird noch gesucht.

Alles verkauft

Assets hat die KA Finanz nun nicht mehr, ihr Portfolio, das Ende des Vorjahres noch rund 2,8 Milliarden Euro betrug und fast zur Gänze aus Forderungen an ehemalige Kunden in der DACH-Region bestand (Deutschland, Österreich, Schweiz), hat sie im Juni zur Gänze weiterverkauft. Und zwar an die – ebenfalls staatliche – Abbaumanagementgesellschaft Abbag, von der die KA Finanz bisher finanziert wurde. Mit dem Kaufpreis hat sie ihre Schulden dort bezahlt. Grund für diesen Deal, vereinfacht erklärt: Wenn die Abbag die Assets (längerfristige Forderungen) hält und verwertet, kommt das billiger, auch wegen geringerer Verwaltungskosten.

Denn die KA Finanz beschäftigt (derzeit noch) 16 Mitarbeiter, Vorstandssprecherin Gabriele Müller und Vorstandsmitglied Helmut Urban inklusive. Zudem nimmt sie seit 2018 den Service der Investmentbanker von Ithuba, der staatlichen Bundesfinanzierungsagentur Öbfa und der Wirtschaftsprüfer BDO in Anspruch – all das kostet natürlich. Dem Vernehmen nach würden die Kosten bis 2026, dem ursprünglich angepeilten Abbauende, rund 60 Millionen Euro betragen. Bei der Abbag fallen diese Ausgaben niedriger aus. Würde die KA Finanz ihre langfristigen DACH-Forderungen gleich auf den Markt werfen, um ihre Auflösung bis Ende 2023 realisieren zu können, müsste sie hohe Abschläge in Kauf nehmen.

32 Milliarden Euro abgebaut

In Summe wurden seit November 2008 Assets in der Höhe von 32 Milliarden Euro abgebaut; darunter waren auch ebenso riskante wie exotische. Viel Geld steckte in Italien (rund eine Milliarde Euro), Griechenland, Spanien oder Portugal, in der Finanzierung von Darlehen an US-Studenten ("student loans"), britischer Infrastruktur oder amerikanischen Kohlekraftwerken. Viel floss auch ins sogenannte Military Housing, also den Bau privater Unterkünfte von US-Soldaten bei ihren Camps, da war die frühere Kommunalkredit einer der wichtigen Investoren. Auch unter Wasser war sie engagiert, etwa in der Finanzierung vom Unterseekabelausbau in oder besser gesagt unter Hawaii.

Und wie viel hat das Abenteuer die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler gekostet? Laut Halbjahresbericht hat die Republik für die KA Finanz seit der Verstaatlichung netto zwei Milliarden Euro springenlassen. Im Gegenzug stehen ihr laut Vertrag von 2009 zukünftige Jahresüberschüsse bzw. Liquidationserlöse zu, bis zur Höhe von fast 1,8 Milliarden Euro. Mit Gewinnen sieht es aber schlecht aus. Ende Juni 2023 schrieb die vor ihrer Auflösung stehende Gesellschaft einen Verlust von circa 343 Millionen Euro, wobei da Sondereffekte schlagend wurden. (Renate Graber, 1.9.2023)