Etwa 460 Euro zahlen Mieterinnen und Mieter aktuell in Österreich durchschnittlich für ihre Wohnung, exklusive Betriebs- und Heizkosten. Für viele Menschen entspricht das einem Viertel ihres Einkommens oder sogar noch mehr. Wohnen kostet eben. Interessanterweise scheinen diese Ausgaben im Warenkorb der Statistik Austria auf den ersten Blick völlig untererfasst zu sein. Mit dem Warenkorb messen die Statistiker die monatliche Teuerung. Dabei wird die Kostenentwicklung bei mehr als 750 Produkten und Dienstleistungen ausgewertet.

Jeder einzelne dieser Posten bekommt ein Gewicht im Korb zugesprochen: Dieses Gewicht bestimmt, wie sehr eine Preisveränderung bei dem einen oder anderen Produkt letztlich die Inflationsrate treibt. Bekleidung zum Beispiel hat ein Gewicht von 3,6 Prozent, der Kauf von E-Bikes 0,23 Prozent, Restaurants und Kaffees 10,7 Prozent. Bei Mieten liegt das Gewicht bei exakt 5,4995 Prozent.

Im Warenkorb machen Mieten weniger aus als Restaurantbesuche.
Imago

Die Zahlen beruhen auf der Befragung von Haushalten, wofür sie ihr Geld so ausgeben, die zuletzt 2019 durchgeführt wurde. Daneben fragt die Statistik Austria im Rahmen des Mikrozensus vierteljährlich ab, wie sehr sich die Wohnkosten der Menschen verändern.

Interessant ist, dass das Gewicht für Mieten im Schnitt der übrigen Euroländer deutlich höher liegt, besonders in Deutschland. Dort entfallen 7,55 Prozent der Ausgaben der Haushalte auf Wohnungsmieten. Das ist überraschend, weil der Anteil der Menschen, die ihre Wohnung mieten, in Deutschland und Österreich sehr ähnlich und im europäischen Vergleich sehr hoch ist. Leicht erklärbar ist der Unterschied also nicht.

Gewichtung der Wohnungsmieten nach harmonisiertem europäischem Verbraucherpreis, der von der nationalen Berechnung leicht abweicht.
STANDARD

Dazu kommt, dass in Deutschland auch noch die sogenannten imputierten Mieten zur Inflationsberechnung herangezogen werden und ein eigener Posten im Warenkorb sind. Darunter versteht man fiktive Mieten von Eigentümern. Damit soll abgebildet werden, dass auch das Eigenheim bestimmte Kosten verursacht, die über Instandhaltungsarbeiten hinausgehen. Zur Berechnung der imputierten Mieten wird unterstellt, was die eigene Immobilie kosten würde, wenn man sie mieten würde. In Deutschland beeinflusst die Entwicklung der Mieten die Inflation daher stärker als in Österreich. Eine Folge ist, dass Mieten beim Anstieg der gemessenen Inflation hierzulande nicht der ausschlaggebende Faktor waren. Von den sieben Prozent Inflation im Juli entfielen 0,41 Prozentpunkte auf Wohnungsmieten.

Zweimal ein kleiner Effekt

Kehrseite: Auch der geplante Mietpreisdeckel wird die Inflation nur leicht beeinflussen. Dazu kommt, dass der Mietendeckel zu unterschiedlichen Zeitpunkten wirkt. 2025 im Altbau, 2024 bei Genossenschaften. Auch wenn er für einzelne Haushalte eine spürbare Entlastung bietet, wird die gemessene Inflation damit nur um wenige Zehntelprozentpunkte gesenkt, sagt der Ökonom Josef Baumgartner vom Forschungsinstitut Wifo.

Wie aber kommt es dazu, dass Mieten im österreichischen Warenkorb so eine geringe Rolle spielen? Eine Antwort lautet, dass in der Statistik berücksichtigt werden muss, dass nur die Hälfte der Haushalte mietet. Viele Haushalte haben hohe Ausgaben, viele gar keine: Der Durchschnitt passt für niemanden so recht. Und warum sind die Mietausgaben niedriger in Österreich? Laut Experten liegt das vor allem daran, dass der Anteil des regulierten Wohnungsmarktes sehr groß ist, etwa Altbauwohnungen, und es viel im internationalen Vergleich günstigen Wohnraum gibt, Stichwort Gemeindewohnungen. (András Szigetvari, 31.8.2023)