Leonardo Bonucci wird ein Berliner.
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Berlin/Paris/Lustenau - Der deutsche Bundesligist Union Berlin hat nach Robin Gosens und Kevin Volland den dritten großen Namen in kurzer Zeit verpflichtet. Der langjährige italienische Nationalspieler Leonardo Bonucci wechselt vom Serie-A-Klub Juventus Turin nach Köpenick, wie der Champions-League-Teilnehmer am Freitag mitteilte. Laut Medienberichten unterschrieb der 36-jährige Innenverteidiger einen Vertrag für ein Jahr mit einer Option auf eine weitere Saison.

Bei Juve spielte Routinier Bonucci in den Plänen von Trainer Massimiliano Allegri keine Rolle mehr und war zuletzt aus dem Kader geflogen. Der Europameister von 2021 hatte bei den Italienern noch einen gültigen Vertrag bis zum kommenden Sommer. Er gewann mit Juventus neun Meistertitel und holte viermal den nationalen Cup. 2017 wechselte er für 42 Millionen Euro zum AC Milan, kehrte aber nur ein Jahr später zurück nach Turin. Nun ist er Klubkollege von ÖFB-Teamverteidiger Christopher Trimmel.

Thomas Tuchels Wunschspieler Joao Palhinha weilte für den Medizincheck bereits in München und zeigte sich offen an der Säbener Straße - doch dann handelte sich der deutsche Rekordmeister Bayern München plötzlich doch noch eine Abfuhr ein. Laut übereinstimmenden Medienberichten blieb der FC Fulham hart und verweigerte dem von FCB-Trainer Tuchel so herbeigesehnten Mittelfeldabräumer Palhinha die Freigabe.

Kein Palhinha. Kein Armel Bella-Kotchap - der Transfer des deutschen Nationalspielers vom FC Southampton schien ebenfalls auf der Zielgeraden. Kein Cancelo, kein Ndidi, kein Chalobah, kein Geertruida oder wer auch immer zuletzt für die größten Baustellen in Mittelfeld und Abwehr bei den Bayern gehandelt wurde. Nach dem zähen, aber erfolgreichen Gezerre um Harry Kane holte sich der Rekordmeister eine deftige blutige Nase.

Transfer-Posse

Dabei waren sich die Klubs im Fall Palhinha laut Medienberichten bereits praktisch einig gewesen, der Spieler sollte demnach für 65 Millionen Euro in die Bundesliga wechseln und einen Fünfjahresvertrag bis 2028 unterschrieben. Doch weil der Premier-League-Klub in der Kürze der Zeit keinen adäquaten Ersatz für den Portugiesen finden konnte, platzte der Deal auf der Zielgeraden.

Der französische Meister Paris Saint-Germain hat unterdessen den französischen U21-Teamstürmer Bradley Barcola verpflichtet. Der bald 21-Jährige kommt vom Liga-Rivalen Olympique Lyon und erhielt bei PSG einen Vertrag bis 2028. In Medienberichten ist von 45 Millionen Euro Ablöse plus möglicher Bonuszahlungen von bis zu fünf Millionen Euro die Rede.

Der Wechsel von Eintracht Frankfurts streikendem Stürmerstar Randal Kolo Muani zu Paris Saint-Germain ist geplatzt. Der deutsche Fußball-Bundesligist konnte sich am Freitag mit dem französischen Rekordmeister nicht auf einen Transfer einigen. Kolo Muani, der den Wechsel in seine Heimat zuletzt mit einem Trainingsstreik erzwingen wollte, wird somit weiter für die Hessen spielen.

Der Vertrag des 24-Jährigen bei der Eintracht, der keine Ausstiegsklausel beinhaltet, läuft noch bis zum Sommer 2027. Der Deal scheiterte letztlich nicht an der von den Frankfurtern geforderten Ablösesumme in Höhe von 100 Millionen Euro - auch wenn PSG zuletzt nur rund 90 Millionen Euro geboten hatte. Grund war vielmehr, dass eine Verpflichtung des als Ersatz für Kolo Muani eingeplanten Hugo Ekitiké nicht zustande kam.

Der spanische Fußball-Nationalspieler Ansu Fati ist vom FC Barcelona leihweise für eine Saison zu Brighton & Hove Albion gewechselt. Das teilte der englische Premier-League-Club am Freitag mit. Eine Kaufoption für den 20-Jährigen ist allerdings nicht inbegriffen, ergänzten die Katalanen. Fati kommt aus dem Barca-Nachwuchs und sorgte in der Saison 2019/20 als Teenager für Aufsehen, als er acht Tore in 33 Einsätzen erzielte.

In den folgenden Jahren wurde der Offensivspieler, der bereits neun Mal für Spanien auflief, immer wieder von Verletzungen zurückgeworfen. In der abgelaufenen Saison war Fati mit 36 Liga-Einsätzen ein fester Bestandteil der Meistermannschaft von Trainer Xavi Hernandez. Brighton hatte zuletzt in der Premier League mit dem sechsten Platz überrascht und sich damit erstmals mit der Europa League für den Europacup qualifiziert.

Ungeachtet riesiger Finanzprobleme hat der spanische Fußball-Meister doch noch auf dem Transfermarkt zugeschlagen. Barca lieh den portugiesischen Nationalspieler Joao Felix von Atletico Madrid bis zum Saisonende aus. Auch die Leihe von dessen Landsmann Joao Cancelo (Manchester City) stand kurz bevor.

Meister ManCity holte kurz vor Ende des Transferfensters indes den portugiesischen Mittelfeldspieler Matheus Nunes vom Kalajdzic-Club Wolverhampton Wanderers. Der 25-Jährige unterschrieb einen Fünfjahresvertrag, britische Medien berichteten von einer Ablösesumme in Höhe von etwa 62 Mio. Euro. Erst im vergangenen Sommer war Nunes, der elf Einsätze für Portugal zu verzeichnen hat, für die Club-Rekordablöse von 45 Mio. Euro von Sporting zu den Wolves gewechselt.

Dafür verkauften die "Citizens" Mittelfeldspieler Cole Palmer an den Liga-Konkurrenten Chelsea. Der 21-jährige Engländer unterschrieb bei den "Blues" einen Siebenjahresvertrag, als Ablöse wurden etwa 47 Mio. Euro kolportiert. Palmer stammt aus der ManCity-Akademie und kam unter Pep Guardiola in der vergangenen Saison auf 25 Einsätze.

Rapid holt Defensiv-Allrounder

Rapid hat am letzten Tag des Transferfensters einen neuen Verteidiger verpflichtet. Die Hütteldorfer sicherten sich leihweise für diese Saison die Dienste des 21-Jährigen Neraysho Kasanwirjo von Feyenoord Rotterdam. Der mehrfache niederländische Nachwuchs-Teamspieler ist beim Fußball-Bundesligisten "vor allem auf der rechten Außenbahn eingeplant", wie Sport-Geschäftsführer Markus Katzer verlautete. Dort gibt es nach dem Abgang von Martin Koscelnik eine Lücke.

Zudem ist aktuell auch Thorsten Schick verletzt. "Es ist aber auch gut zu wissen, einen Zugang begrüßen zu dürfen, der auch in der Innenverteidigung und im defensiven Mittelfeld einsetzbar ist", sagte Katzer. In der Innenverteidigung müssen die Wiener aufgrund eines Kreuzbandrisses monatelang auf Nenad Cvetkovic verzichten. Kasanwirjo wurde bei Ajax Amsterdam ausgebildet und absolvierte von Sommer 2021 bis Jänner 2023 52 Pflichtspiele für den FC Groningen. Ende Jänner holte ihn Feyenoord, wo Kasanwirjo einen Kontrakt über viereinhalb Jahre unterschrieb und im Frühjahr auf sieben Pflichtspieleinsätze kam.

Der Belgier Dimitri Lavalee (l.) soll Sturm Graz helfen.
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Fußball-Vizemeister Sturm Graz hat kurz vor Ende des Transferfensters den belgischen Innenverteidiger Dimitri Lavalée ausgeliehen. Der 26-Jährige kommt von KV Mechelen und unterschrieb einen Leihvertrag bis zum Sommer 2024 inklusive Kaufoption. Das teilten die Steirer am Freitag mit. Lavalée wurde bei Standard Lüttich ausgebildet und absolvierte 70 Spiele in der belgischen Jupiler Pro League.

Sportdirektor Andreas Schicker freute sich über einen "technisch sehr versierten und zweikampfstarken Linksfuß", der die Innenverteidigung um ein weiteres spannendes Profil ergänze. "Was uns in einem intensiven Herbst mit einer enormen Anzahl an Spielen zugute kommen wird", ergänzte der Geschäftsführer Sport. Lavalée hatte keine schwere Entscheidung zu treffen. "Als die Anfrage von Sturm Graz kam, musste ich nicht lange überlegen", sagte der 1,87 m große Verteidiger.

Am Donnerstag war ein Wechsel von Stamm-Innenverteidiger Gregory Wüthrich geplatzt. "Der Transfer in die deutsche Bundesliga wird aufgrund von Problemen beim Medizincheck nicht zustande kommen. Dabei handelt es sich für uns allerdings nicht um neue Erkenntnisse oder Komplikationen, die ihm in Zukunft im Weg stehen werden", betonte Schicker. Ein Wechsel zum FC Augsburg soll im Raum gestanden sein, die Ablösesumme hätte sich laut kicker auf 1,5 Mio. Euro belaufen.

Bundesligist Austria Lustenau hat Stürmer Nikolai Baden Frederiksen auf Leihbasis bis Saisonende verpflichtet. Die Vorarlberger verfügen zudem über eine Kaufoption. Der 23-jährige Däne, der von Vitesse Arnheim kommt, sammelte bereits Österreich-Erfahrung. Als Juventus-Leihspieler erzielte Baden Frederiksen in der Saison 2020/21 für die WSG Tirol 18 Tore.

Bayern-Talent für Hartberg

Der TSV Hartberg bekommt Verstärkung vom FC Bayern München. Die Steirer holten den 20-jährigen Deutschen Angelo Brückner für ein Jahr leihweise in die österreichische Bundesliga. Der Rechtsverteidiger spielte seit sechs Jahren im Nachwuchs des deutschen Rekordmeisters und war in dieser Saison sieben Spiele für Bayern II in der Regionalliga Bayern im Einsatz.

ÖFB-Talent Paul Wanner wird in der laufenden Saison für den deutschen Fußball-Zweitligisten SV Elversberg tätig sein. Der 17-jährige deutsch-österreichische Doppel-Staatsbürger wurde vom deutschen Rekordmeister Bayern München am Freitag verliehen und soll eine Liga tiefer beim Aufsteiger viel Spielpraxis erhalten. Zuvor war medial auch ein Wechsel zu einem Club der österreichischen Bundesliga ins Gespräch gebracht worden. Wanner hat eine österreichische Mutter und einen deutschen Vater. Vergangenen November hatte er ohne Einsatz an einem Lehrgang des ÖFB-Nationalteams teilgenommen.

Der frühere österreichische Fußball-Nachwuchs-Teamverteidiger Emanuel Aiwu ist leihweise von Serie-A-Absteiger Cremonese zu Birmingham City gewechselt. Der englische Zweitligist, der seit kurzem von einer Investorengruppe rund um den einstigen NFL-Star Tom Brady geführt wird, sicherte sich zudem eine Kaufoption für den 22-jährigen Ex-Rapidler. Mittelfeldspieler Stefan Ilsanker muss sich einen neuen Verein suchen. Der FC Genoa hat den Vertrag mit dem 34-jährigen Ex-Teamspieler aufgelöst. (APA, sid, red, 1.9.2023)