Die Verkehrswende ist unterwegs, und auch das Transportwesen befindet sich am Beginn der Transformation hin zu alternativen Energieträgern. 2020 haben sich die sieben größten Lkw-Hersteller Europas selbst dazu verpflichtet, binnen 20 Jahren die Produktion von fossil betriebenen Fahrzeugen einzustellen.

Der Weg dürfte sie zu Strom und Wasserstoff führen, doch auch andere Möglichkeiten werden erforscht – zumindest als Zusatzoption. Beim schwedischen Unternehmen Scania erprobt man in Zusammenarbeit mit der Universität Uppsala und dem Komponentenhersteller Midsummer beispielsweise das Potenzial von Sonnenenergie. Als Prototyp dient ein hybrider Lkw, der mit etwa 100 Quadratmeter Solarpaneelen bestückt wurde.

The solar-powered Scania truck
Scania Group

Der Umsetzung ging eine Studie zu Potenzial und Machbarkeit voraus, die man 2019 und 2020 betrieb. Schließlich erhielt das Projekt eine Förderzusage durch die staatliche Innovationsagentur Vinnova. Im Jänner 2021 begannen die Arbeiten an dem Photovoltaik-Truck.

Herausforderungen

Dass man selbigen in Schweden verkehren lässt, wirkt auf den ersten Blick wenig intuitiv. Denn der nordische Staat ist selbst im Süden nicht von übermäßig viel Sonne gesegnet. Die Berechnungen ergaben aber, dass sich die Nutzung von Solarstrom als Ergänzung selbst hier rechnen dürfte. Und wenn sich dies bestätigen sollte, dann würde sich eine solche Umsetzung in Südeuropa und anderen sonnenreichen Gebieten erst recht auszahlen.

Der Solar-Lkw von Scania und der Uni Uppsala.
Scania

19 Monate dauerte die Umsetzung schließlich. Obwohl das Vorhaben, Solarpaneele auf einen Lkw zu montieren, einfach klinge, hatte die Realisierung ihre Tücken. Zum einen musste eine eigene Lösung zum Anbringen der Paneele gefunden werden, da diese eigentlich darauf ausgelegt sind, zwei bis drei Jahrzehnte auf einem Hausdach zu verbringen und nicht auf einem Objekt, das ständig in Bewegung ist.

Dazu musste auch der bestehende Stromspeicher erweitert und die Software des Lasters umgeschrieben werden. Dem 100-kWh-Akku im Unterbau gesellt sich nun ein weiterer Akku mit 200 kWh hinzu, der im Anhänger angebracht ist. Letzterer liefert auch die Trägerfläche für die besonders dünnen Paneele (Thinfilm).

Tausende Kilometer mehr

Insgesamt liefern die Photovoltaikflächen eine Peakleistung von 13,2 Kilowatt. Bei Midsummer schätzt man, dass sie unter schwedischen Bedingungen bis zu 8.000 Kilowattstunden jährlich erzeugen könnten. Das wiederum kann dem Lkw laut Cleantechnica eine zusätzliche Reichweite von 5.000 Kilometern bescheren. Gemäß einer Untersuchung von elektrischen Trucks in Europa aus dem Jahr 2018 (PDF) werden – abhängig von den aerodynamischen Eigenschaften des Fahrzeugs – pro Kilometer zwischen 0,98 und 1,23 Kilowattstunden Strom benötigt, um auf einer flachen Autobahn eine konstante Geschwindigkeit zu halten.

Demnächst soll der Solar-Lkw als Teil der Flotte von Ernsts Express auf den Straßen unterwegs sein. Die Projektbetreiber rechnen nicht damit, dass das Konzept bald Schule macht. Grundsätzlich sieht man aber großes Potenzial in Dünnfilmpaneelen als Option, um Fahrzeuge sparsamer und reichweitenstärker zu machen. (gpi, 4.9.2023)