Zwei neue, voneinander unabhängige MeToo-Fälle beschäftigen die Medienwelt: Gegen einen Reporter des Schweizer Onlinemediums "Republik.ch" und gegen einen freiberuflich tätigen Journalisten in Wien werden schwerwiegende Vorwürfe sexueller Belästigung von anonym bleibenden Betroffenen erhoben. Der österreichische Journalist wies die Vorwürfe in einer Stellungnahme zurück. Die Schweizer "Republik.ch" stellte ihren Reporter frei, entschuldigte sich für Vorgänge in ihrem Medienunternehmen und kündigte eine Untersuchung "externer Spezialistinnen" an.

Screenshot Republik.ch
"Republik.ch" stellte Reporter nach Vorwürfen sexueller Belästigung frei und untersucht.
Screenshot Republik.ch

"Wir sind erschüttert"

Die Vorwürfe von Betroffenen in der Schweiz wurden durch einen Podcast des öffentlichen Schweizer Rundfunks SRF bekannt. Sechs Frauen werfen dem bekannten, ungenannten Journalisten demnach sexuelle Belästigung vor, auch der Vorwurf eines massiven sexuellen Übergriffs wurde erhoben. Zwei der Betroffenen sollen zum Zeitpunkt der Vorfälle bei der "Republik" angestellt gewesen sein.

"Wir sind erschüttert", heißt es in einer Stellungnahme des Schweizer Mediums. "Die 'Republik' muss ein Ort sein, an dem alle Arbeit­nehmenden sicher sind und sich entfalten können – ohne dass es zu unkollegialem Verhalten, Machtmissbrauch oder Diskriminierungen kommt. Und schon gar nicht zu sexueller Belästigung. Das ganze Team der 'Republik' steht auf der Seite von Frauen, die zu Opfern von Belästigungen und Übergriffen werden. Wir akzeptieren solche Übergriffe nicht. Sie stehen in frontalem Widerspruch zu den Werten, die die 'Republik' verteidigt."

Die Redaktion schreibt von "unserem Versagen", wenn so etwas möglich war. Man müsse "Grundlegendes ändern. Unsere allgemeine Sensibilität für Grenz­überschreitungen. Unsere Führungs­strukturen. Unsere Kultur."

"Republik.ch" kündigt in der Stellungnahme eine Untersuchung der Vorwürfe an. "Externe Spezialistinnen" würden "nicht nur das Verhalten der Person, die heute schweren Vorwürfen ausgesetzt ist, sondern auch die Governance der 'Republik' und die Verantwortung der Führungs­personen überprüfen".

"Völlig haltlos"

Gegen den freiberuflichen Wiener Journalisten werden indes Vorwürfe sexueller Übergriffe und Belästigung auf einer anonymen Website erhoben, die Rede ist dort von einem längerem Zeitraum und mehreren, ungenannten Betroffenen.

Der Journalist weist die Vorwürfe in einer Stellungnahme als falsch und "völlig haltlos" zurück. Sie entbehrten jeder Grundlage, und er werde dagegen rechtlich vorgehen. Er strebe eine rechtliche Prüfung der Vorwürfe an. Der Journalist räumt in seiner Stellungnahme ein: Kein Mann könne von sich behaupten, sich gegenüber Frauen stets richtig verhalten zu haben, das gelte auch für ihn. Er sei jederzeit bereit zu Gesprächen. (fid, 3.9.2023)