Es wirkt ein wenig wie ein Plot aus einer schlechten "James Bond"-Fanfiction. Mit dem Unterschied, dass Fanwerke zu Popkulturphänomenen in der Regel kostenlos verfasst werden. Das Office of the Director of National Intelligence steckt gemäß einer Aussendung vom 22. August über 22 Millionen Dollar in die Entwicklung smarter Kleidungsstücke.

Das Projekt Smart ePants (Smart Electrically Powered and Networked Textile Systems) soll Tragbares hervorbringen, das Video- und Tonaufzeichnungen anfertigen und die Position des Trägers bestimmen kann. Am Ende erhofft man sich eine ganze Reihe an Kleidungsstücken: Hemden, Hosen, Socken und Unterwäsche. Diese soll trotz ihrer technischen Ausstattung waschbar sein, zitiert "The Intercept".

Kosten dürften deutlich höher liegen

Vorangetrieben wird die Entwicklung von der Abteilung Intelligence Advanced Research Projects Activity, kurz IARPA, die für die Geheimdienste das ist, was die besser bekannte DARPA (Defense Advanced Research Projects Agency) für das Militär ist. Laut der Eigenbeschreibung finanziert sie Projekte, die ein hohes Risiko des Scheiterns haben, aber bei Erfolg dafür auch viel abwerfen. Sie steuerte unter anderem auch Geld in die Quantencomputer-Forschung des Physikers David Wineland bei, der dafür mit einem Nobelpreis ausgezeichnet wurde.

Symbolbild: Eine orange Boxershort mit schwarzem Bund
Symbolbild: Auch Boxershorts könnten künftig smart werden, sofern das Smart-ePants-Projekt erfolgreich ist.
CC0 Public Domain (via PxHere)

An Smart ePants beteiligt sind das MIT, das Technologieunternehmen Areté, die Forschungs-NPO SRI und die Rüstungszulieferer Leidos und Nautilus Defense. Letztere erhalten dafür einen Etat von 10,6 bzw. 11,6 Millionen Dollar. Wie viel Finanzmittel an die anderen drei Partner gehen, gibt IARPA nicht öffentlich bekannt. Die Gesamtkosten dürften also die 22,2 Millionen Dollar deutlich übersteigen. Als Manager des Projekts fungiert Dawson Cagle, der einst zwischen 2002 und 2006 als Waffeninspektor der Vereinten Nationen im Irak tätig war.

Um die Überwachung der Trägerinnen und Träger soll es laut der Projektbeschreibung nicht gehen. Hingegen hofft man, dass die smarten Textilien Sicherheitspersonal und Notfalleinsatzkräften in hektischen Situationen – etwa an Tatorten und bei Rüstungskontrollen – dabei helfen soll, stets sicher arbeiten zu können, statt sich mit Aufnahmegeräten in der Hand herumplagen zu müssen.

Autorin sieht Entwicklung kritisch

Als Zeithorizont für die Entwicklung wurden dreieinhalb Jahre festgelegt. Die mit IARPA und DARPA gut vertraute Autorin Annie Jacobsen sieht das Vorhaben skeptisch. Derartige smarte Wearables könnten letztlich in neue, invasivere Formen biometrischer Überwachung durch Regierungen münden, warnt sie. "Die TSA (Anm.: US-Verkehrssicherheitsbehörde, die auch Flughafenkontrollen abwickelt) kann schon jetzt unsere Hände abwischen, um Sprengstoffe zu erkennen. Man stelle sich vor, was passiert, wenn Smart ePants eine Chemikalie auf unserer Haut aufspürt."

Bei IARPA verweist man auf den rechtlichen Rahmen für solche Projekte. "IARPA-Programme werden unter Einhaltung strenger Protokolle in Bezug auf Datenschutz und Bürgerrechte erstellt und durchgeführt", heißt es von einem Sprecher der Organisation. Dazu gebe es während der gesamten Entwicklungszeit immer wieder Evaluierungen, um die Einhaltung zu gewährleisten. (red, 6.9.2023)