Ein Mann wird in Istanbul gerettet.
Ein Mann wird in Istanbul gerettet.
AFP/YASIN AKGUL

Bei den schweren Unwettern in Mittelgriechenland ist am Mittwoch ein weiteres Todesopfer geborgen worden. Im Dorf Paltsi im Osten der Hafenstadt Volos barg die Feuerwehr die Leiche einer Frau, wie der Sender ERT News berichtete. Damit stieg die Zahl der Todesopfer in Griechenland auf zwei. In der Türkei gab es Stand Mittwoch sieben Todesfälle; weitere 31 Menschen seien verletzt worden, hieß es.

An der bulgarischen Schwarzmeerküste fand die Polizei am Mittwoch ebenfalls eine Leiche, nachdem bereits am Dienstag zwei Todesopfer zu beklagen waren. Somit stieg die Zahl der Unwetteropfer Stand Mittwochnachmittag insgesamt in allen drei Ländern auf zwölf.

Video: Schwere Unwetter in Südosteuropa und Türkei.
AFP

Ein Ende der starken Regenfälle war zunächst weitgehend nicht in Sicht. Die türkischen Behörden warnten vor weiteren Unwettern, die diesmal die Schwarzmeerregion treffen sollten. Dort wurden ab Mittwochabend schwere Gewitter und Sturzregen erwartet. In Mittelgriechenland galten bis Donnerstag vielerorts Fahrverbote und Warnungen, die Häuser nicht zu verlassen. Lediglich in Bulgarien schien sich die Lage zunächst zu entspannen; dort soll es am Donnerstag an der Schwarzmeerküste nicht mehr regnen.

In Mittelgriechenland herrschte am Mittwoch Chaos. Vielerorts fielen Stromversorgung, Mobilfunknetze und Internet aus. In der Bucht vor der Hafenstadt Volos harrten Mittwochfrüh rund 400 Menschen auf einer Fähre aus, die wegen der Unwetterschäden nicht anlegen durfte. Sie wurden schließlich zum weiter südlich gelegenen Hafen Agios Konstantinos gelotst. Auch am Flughafen der Sporaden-Insel Skiathos war der Betrieb vorübergehend eingestellt.

Wasserversorgung gefährdet

"Wir können die Strom- und Wasserversorgung nicht wiederherstellen", sagte Achilleas Mpeos, Bürgermeister von Volos, dem Sender Skai. "Die Transformatoren stehen unter Wasser, es ist gefährlich, überhaupt zu versuchen, dort heranzukommen." Ohne Strom gebe es kein Wasser, auch die Kläranlagen funktionierten nicht, sagte der Bürgermeister.

Die Fähre Superstar mit ihren 400 Passagieren lag bereits seit Dienstagabend wenige Seemeilen vor dem Hafen der Stadt Volos. Medienberichten zufolge hatte die Hafenpolizei das Anlegen untersagt, weil die Verkehrssituation in der Stadt so schwierig sei. "Es ist unmöglich, die Straßen zu räumen", sagte Bürgermeister Mpeos, "gerade hört es für ein paar Minuten auf zu regnen und wir gehen mit schwerem Gerät rein, dann fängt es sofort wieder an."

Die Wassermengen, die bisher über der Region Thessalien niedergingen, seien die größten, die jemals im Land gefallen seien, seit diese Daten erhoben würden, teilte die Wetterbehörde EMY mit. Rekordhalter war nun die Ortschaft Zagora, wo am Dienstag von Mitternacht bis 20.45 Uhr 754 Liter Regen je Quadratmeter gemessen wurden.

Radfahrer in Istanbul.
Radfahrer in Istanbul.
AP/Khalil Hamra

Den bisherigen Rekord hielt nach Angaben des Nationalen Observatoriums in Athen bisher der Ort Makrinitsa, der ebenfalls in der Region liegt. Damals im Dezember 2009 betrug die Niederschlagsmenge allerdings nur etwas mehr als die Hälfte des neuen Rekords, nämlich 417 Liter pro Quadratmeter. "Was in (der Region) Magnisia passiert, ist ein äußerst extremes Phänomen, sowohl was die Menge und Intensität der Niederschläge als auch ihre Dauer angeht", sagte Chefmeteorologe Kostas Lagouvardos der Zeitung "Kathimerini".

Lagouvardos vermutet, dass die aktuell relativ hohen Temperaturen des Meeres dazu beigetragen haben könnten. "Es handelt sich um ein statisches System, das ständig mit feuchter Meeresluft versorgt wird, wodurch es dauernd an derselben Stelle regnet", sagte er.

Auto versinkt im Wasser am Strand. Zwei Männer versuchen, das Auto aus dem Meer zu ziehen. 
An der bulgarischen Südküste fiel am Dienstag so viel Regen wie in anderen Jahren während des gesamten Sommers.
AFP/NIKOLAY DOYCHINOV

Waldbrände verursachen Muren

Erst im August wüteten in Griechenland verheerenden Waldbrände. Die Feuer im Nordosten des Landes waren die größten Brände in der Geschichte der EU. 60 Menschen wurden verletzt. Die Flammen verbrannten rund 73.000 Hektar Landesfläche, darunter Naturschutzgebiete. Das Feuer zerstörte die Böden, wodurch Regenwasser nicht ausreichend absorbiert werden kann.

Auch in Mittelgriechenland dauerten die schweren Unwetter mit Starkregen in der Nacht auf Mittwoch an. Während sich die Situation auf den Sporadeninseln Skiathos, Skopelos und Alonnisos zwischenzeitlich leicht entspannte, wütete ein Sturmtief weiterhin in der Region Thessalien. Der Zivilschutz verhängte für die dortigen Städte Farsala und Karditsa Fahrverbote, damit die Rettungsfahrzeuge freie Fahrt haben und weil viele Straßen überschwemmt, blockiert und gesperrt waren. (APA, 6.9.2023)

Menschen auf einem Boot.
Aufnahme aus Larissa in Griechenland.
AP/Vaggelis Kousioras