Claudia Sheinbaum, Bürgermeisterin von Mexiko-Stadt, tritt zur Präsidentschaftswahl 2024 an.
Claudia Sheinbaum, Bürgermeisterin von Mexiko-Stadt, tritt zur Präsidentschaftswahl 2024 an.
IMAGO/Luis Barron / Eyepix Group

"Es ist Zeit für Veränderung, es ist die Zeit für Frauen", rief Claudia Sheinbaum Anfang dieses Sommers bei einer Wahlveranstaltung. Kurz davor hatte sie ihren Willen geäußert, Präsidentin Mexikos zu werden. Nun, ein paar Wochen später, hat sie die erste Hürde dafür genommen: Das linke Regierungsbündnis, dem sie angehört, hat am Mittwoch bekanntgegeben, dass Sheinbaum für den Dreierzusammenschluss ins Rennen um den Chefsessel im Juni 2024 geht.

Das ist ein großer Erfolg für die gelernte Physikerin; die Entscheidung hat aber auch bedeutsame Auswirkungen für das Land. Denn auch das gewichtigste Oppositionsbündnis hat vor wenigen Tagen angekündigt, eine Frau ins Rennen zu schicken. Wenn also nichts Gravierendes dazwischenkommt, wird der Präsidentschaftssessel in Mexiko ab kommendem Jahr erstmals von einer Frau besetzt sein.

Gute Karten

Für einen Sieg hat Sheinbaum aktuell gute Karten in der Hand. Sie gilt zwar weder als besonders schillernd, noch regt sie mit griffigen Sagern auf. Doch im Fahrwasser ihres Mentors, des amtierenden Präsidenten Andrés Manuel López Obrador, machte die heute 61-Jährige stetig Karriere. Und Amlo, wie der Präsident kurz genannt wird, ist auch nach sechs Jahren im Amt äußerst beliebt.

Die frühere Balletttänzerin mit jüdischen Wurzeln studierte Physik mit dem Schwerpunkt Energietechnik in Mexiko und Kalifornien. Bald folgte der Schritt in die Politik: Im Jahr 2000 holte sie Amlo in die Stadtregierung von Mexiko-Stadt, wo er damals Bürgermeister war. Es folgte eine Phase zwischen Wissenschaft und Politik. Ab 2018, als sie selbst Bürgermeisterin der Megastadt wurde, widmete sie sich wieder ganz Letzterer. Im Juni trat sie von dem Amt zurück, weil sie ihre Präsidentschaftskandidatur bekanntgab.

Kritiker werfen der geschiedenen Mutter zweier Kinder vor, bloß eine Marionette Amlos zu sein. Sie selbst gilt als um vieles pragmatischer und analytischer als der oft aufbrausende Präsident. "Als Physikerin kann ich sagen: Es ist leicht, Chaos zu erzeugen, aber sehr schwierig, Ordnung herzustellen – vor allem, wenn man eine soziale Vision hat", sagt sie, wenn sie etwa über die Eindämmung von Gewalt spricht. Gerade dabei war sie erfolgreich: Während ihrer Amtszeit konnte die Mordrate in Mexiko-Stadt halbiert werden. Außerdem baute sie die Öffis aus und setzte sich für grüne Energien ein – Themen, die sie wohl auch als Präsidentin weiter voranbringen will. (Anna Sawerthal, 7.9.2023)