Komet, Nishimura, Grün, Astronomie
Der Komet Nishimura (C/2023 P1) wurde erst vor einem Monat entdeckt. Verpasst man ihn diesmal, muss man sich bis zum Jahr 2460 gedulden, um ihn wiederzusehen.
Foto: NASA/DAN BARTLETT

Ein neuer Komet ist an unserem Nachthimmel aufgetaucht – neu zumindest in dem Sinn, dass seit seiner Entdeckung durch den japanischen Amateurastronomen Hideo Nishimura am 12. August (Ortszeit) gerade einmal vier Wochen vergangen sind. Der nach ihm benannte grünlich schimmernde Komet nähert sich bereits rasant der Sonne und könnte mit etwas Wetterglück und einem guten Sehsinn schon in den nächsten Tagen mit freiem Auge erspäht werden.

Nishimura (der Komet, nicht der Astronom) benötigt für eine Runde um die Sonne 437 Jahre, man sollte die Gelegenheit also nicht verpassen. Wie groß der Himmelskörper mit der wissenschaftlichen Bezeichnung C/2023 P1 ist, ließ sich bisher noch nicht feststellen. Doch die Chancen stehen gut, dass professionelle Himmelsgucker das noch herausfinden werden, während er seinem Perihel, der größten Sonnennähe, entgegenstrebt.

Rückkehr im Jahr 2317

Klar ist jetzt schon, dass der Komet sich nur bis auf 125,4 Millionen Kilometern der Erde annähert – das entspricht etwa vier Fünftel der Distanz zwischen Erde und Sonne. Sorgen muss man sich also nicht machen. Hat Nishimura unser Zentralgestirn am 18. September in 33 Millionen Kilometer Abstand passiert und wird nicht durch die Hitze der Sonne in Stücke gerissen, verschwindet er bis zum Jahr 2460 wieder in den Tiefen des Sonnensystems. Von der Nordhemisphäre aus wird er bereits ab 13. September nicht mehr zu sehen sein.

Dass zwischen Entdeckung und Sichtbarkeit am Nachthimmel nur so wenig Zeit vergeht, ist eine ausgesprochene Seltenheit, erklärt Nicolas Biver vom Pariser Observatorium. "Die meisten Kometen werden Monate oder sogar Jahre vor ihrer nächsten Annäherung an die Sonne entdeckt", sagte der Astrophysiker.

Komet, Nishimura, Grün, Astronomie, Umlaufbahn
Die Darstellung zeigt einen Teil der Umlaufbahn des Kometen Nishimura.
Grafik: NASA/JPL

Kohlenstoff färbt grünlich

Den größten Teil ihres Daseins verbringen Kometen als schweiflose, nur schwer auszumachende Mischungen aus Wassereis, Staub und Gestein, weshalb man ihnen auch die griffige Bezeichnung "schmutzige Schneebälle" verpasst hat. Diese Objekte stammen aus der Frühzeit des Sonnensystems, ihr Eis enthält unter anderem auch Kohlendioxid, Methan und Ammoniak. Viele Kometen bewegen sich auf ellipsen- oder hyperbelförmigen Bahnen durch das Sonnensystem: Sie tauchen aus den Randbezirken des Sonnensystems auf und kommen der Sonne nahe genug, um anzutauen.

Der kleine Kometenkern hüllt sich durch das Antauen in eine riesige Wolke aus Gas und Staub, die sogenannte Koma. Der "Sonnenwind", ein beständiger Teilchenstrom der Sonne, bläst das aufgetaute Gas-Staub-Gemisch vom Kometen weg und formt dadurch den Schweif, der stets von der Sonne wegzeigt und Millionen Kilometer lang werden kann. Der grüne Schimmer ist Nishimura vermutlich zweiatomigen Kohlenstoffmolekülen (C2) zu verdanken, die durch das UV-Licht der Sonne angeregt unter anderem grünlich strahlen.

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Diese Aufnahme von Nishimura stammt von Gianluca Masi und wurde in Manciano, Italien, am 5. September 2023 geschossen.
Foto: AP/Gianluca Masi

Wo man (genau) hinsehen sollte

Für interessierte Sterngucker wird der Komet auf der Nordhalbkugel an diesem Samstag und Sonntag am besten zu beobachten sein. Um Nishimura zu entdecken, sollte man vor Sonnenaufgang in nordöstliche Richtung blicken. Ist der Himmel klar und frei von Dunst, lässt sich der Komet auch mit unbewaffneten Augen nahe dem Horizont zwischen den Sternbildern Löwe und Krebs etwas links von der Venus erspähen. Zumindest ein Feldstecher würde das Vergnügen an dem Himmelsspektakel freilich bedeutend erhöhen. Hat Nishimura die Sonnenannäherung überlebt, kann er für kurze Zeit von der Südhalbkugel aus am Abend sehr nahe dem westlichen Horizont gesehen werden. (Thomas Bergmayr, 8.9.2023)