Zug
Wegen mehrerer Kabelbrände fällt der Zugverkehr bis voraussichtlich Freitagabend aus.
Michael Eichhammer

Berlin/Hamburg – In der Nacht auf Freitag ist es auf der Bahnstrecke zwischen Berlin und Hamburg zu mehreren Kabelbränden gekommen, berichten mehrere deutsche Medien. Die Polizei geht mittlerweile von Brandstiftung und einem politischen Motiv aus. Die Behörden suchen nach Zeugen. Der deutsche Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) hat ein konsequentes Durchgreifen des Rechtsstaats gefordert. "Solche Anschläge sind eine Form von Terrorismus", sagte Wissing auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur am Freitag.

Insgesamt soll es drei Brände an der Bahninfrastruktur im Hamburger Stadtgebiet gegeben haben. Auf der linken Plattform Indymedia ist mittlerweile ein Bekennerschreiben aufgetaucht. "In der Nacht des 7. September haben wir in Hamburg Verkehrsadern der kapitalistischen Infrastruktur sabotiert", heißt es darin.

Die Kabelbrände konnten von der Feuerwehr gelöscht werden, allerdings kommt es zu Ausfällen und Störungen im Nah- und Fernverkehr. Wissing argumentierte, solche Anschläge erschwerten neben dem Personenverkehr auch die sichere Versorgung mit zum Teil lebensnotwendigen Gütern. "Ich erwarte, dass der Rechtsstaat hier konsequent durchgreift. Der gesellschaftliche Konsens muss sein, dass wir jegliche Gewalt und Extremismus ächten", sagte er. "Leider haben unter anderem auch die Aktionen von Klimaextremisten die Hemmschwelle für Eingriffe in den Verkehr weiter abgesenkt. Wir dürfen aber nicht abstumpfen gegenüber folgenschweren, gefährlichen Aktionen, bei denen Menschen sich und andere gefährden", meinte der FDP-Politiker.

Der mutmaßliche Brandanschlag in Hamburg beeinträchtigte den Fernverkehr der Deutschen Bahn zwischen Hamburg und Berlin schwer. Ausgerechnet kurz vor dem Wochenende, wenn viele Pendler unterwegs sind, fielen zwischen den beiden Millionenstädten mehr als ein Dutzend Züge aus. Das ganz große Chaos an den Hauptbahnhöfen in Hamburg und Berlin blieb allerdings aus. Eine Wiederaufnahme des regulären Verkehrs zwischen Hamburg und Berlin ist jedoch voraussichtlich erst im Laufe des Samstagmorgens möglich.

Der Bahn-Experte Markus Hecht sprach sich dafür aus, mehr Bahnstrecken in Deutschland einzuzäunen. In anderen Ländern würde das auch so gemacht, sagte er der dpa. "Das würde die Betriebsstabilität schon erhöhen." Die Deutsche Bahn wies die Forderung zurück, das Einzäunen des gesamten Streckennetzes mit rund 34.000 Kilometern Länge sei nahezu unmöglich. Hecht kritisierte auch, dass es bei den Signalkabeln an den meisten Stellen keine Redundanzen gebe - wenn ein Kabel beschädigt wird, gibt es also kein zweites, über das der Betrieb weitergeführt werden kann. Insgesamt könne er nicht erkennen, dass sich bei diesen Sicherheitsfragen in den vergangenen Jahren bei der Bahn etwas verändert habe. (red, 8.9.2023)