Wie viel Hass muss man haben?“, fragt der Kommissar. "Ein bisschen", sagt der Kollege, mit dem er einmal befreundet war. Dieses Bisschen reicht offenbar aus als Motivation für Verbrechen, deren Monstrosität sich in diesem düsteren Tatort aus Frankfurt (Sonntag, 20.15 Uhr in der ARD und ORF 2) erst allmählich offenbart.

Wolfram Koch als Paul Brix und Margarita Broich als Anna Janneke.
Ermitteln im "Tatort" aus Frankfurt: Wolfram Koch (Paul Brix) und Margarita Broich (Anna Janneke).
Foto: ORF/ARD/HR/U5 Filmproduktion/Christian Lüdecke

Zu Beginn suchen Kommissar Paul Brix (Wolfram Koch) und Kollegen mitten in der Nacht auf Feldwegen nach einem verschwundenen Polizisten. Sie haben einen völlig verstörten Verdächtigen im Auto, der behauptet, die Ermordung des Polizisten gesehen zu haben, aber nicht beteiligt gewesen zu sein. Der Mann zählt zur Neonazi-Szene, er hat Erinnerungslücken. Bald finden sie im Waldhaus des verschwundenen Polizisten Waffen, Munition, ein falsches Polizeiauto und jede Menge Vorräte. Da wird klar: Es geht um etwas Größeres, noch Dunkleres. Dabei bleiben die beteiligten Personen, allen voran Brix und seine Kollegin Anna Janneke (Margarita Broich) lakonisch, fast unbeteiligt. Seltsam, immerhin ist ein Kollege vielleicht tot.

Inspiriert zu diesem Tatort wurde Drehbuchautor und Regisseur Bastian Günther von den Vorgängen rund um die Drohbriefe des "NSU 2.0" und der bis heute nicht restlos geklärten Frage, ob die Frankfurter Polizeiwache 1 in die Sache involviert war.

Er spielt mit unheimlicher Beleuchtung, langen Schatten und extrem zurückgenommenen Dialogen. Hier droht das Böse die Weltherrschaft zu übernehmen – und niemanden scheint das aufzuregen. Bis zum Schluss, als Brix den einstigen Freund schlägt. Der Schluss ist dann wiederum stark symbolisch aufgeladen – bis ins Absurde. Da wäre dann ein bisschen weniger mehr gewesen. (Petra Stuiber, 10.9.2023)