Der deutsche Sandalenhersteller Birkenstock hat sich einen beachtlichen Imagewandel verpasst. Den Ruf als alternatives Ökoschuhwerk hat das Unternehmen aus Linz – am Rhein, nicht an der Donau – längst abgestreift und inszeniert sich selbst heute als Hersteller von Luxus- und Lifestyleprodukten. Warum? Weil das bei der Kundschaft gut ankommt und sich auch an der Börse besser vermarkten lässt als ein schnöder Erzeuger von Konsumprodukten. Denn genau dort will Birkenstock hin – der angepeilte Gang an die New Yorker Börse soll ein Höhepunkt der bisher fast 250-jährigen Firmengeschichte werden.

Ein Geschäft mit Birkenstock-Logo.
Birkenstock fährt eine Vertriebsoffensive in Nordamerika und Asien, die als Wachstumsmärkte für den Sandalenerzeuger gelten.
AFP/ALAIN JOCARD

Noch diese Woche soll die Transaktion bei der US-Börsenaufsicht SEC angemeldet und damit auf Schiene gebracht werden, berichtet das Handelsblatt. Die Erstnotiz des von Experten auf zumindest acht Milliarden Dollar schweren Unternehmens wird demnach für 9. Oktober angestrebt, manche Finanzkreise sprechen sogar von einem Firmenwert von mehr als zehn Milliarden Dollar.

Viel Aufmerksamkeit

Einen Popularitätsschub – vor allem im Wachstumsmarkt USA – hat das Unternehmen durch den Auftritt seines Schuhwerks im Barbie-Film ausgelöst. Nach dem Filmstart Ende Juli haben die Suchanfragen nach dem in Rosarot gezeigten Modell "Arizona" laut dem Shoppingportal Lyst um 110 Prozent zugenommen, laut dem Branchenmagazin Footwear News haben sich die Suchanfragen auf Google nach "Birkenstock sandals for women" mehr als verdreifacht.

Schon vor dem Product-Placement im Barbie-Film hat das 1774 gegründete Unternehmen auf Social Media seinen Imagewandel vorangetrieben. Influencer und Prominente wie Kristen Stewart und Kendall Jenner wollten die Gesundheitsschuhe als trendiges Lifestyleobjekt für sich – und natürlich auch ihre zahlreichen Fans – entdeckt haben.

Auf gesunden Beinen

Der Rummel tut den Geschäften von Birkenstock, das eine Vertriebsoffensive in Nordamerika und Asien fährt, durchaus gut: Im Vorjahr lag der Umsatz bei 1,2 Milliarden Euro bei einem bereinigten Gewinn (Ebitda) von rund 400 Millionen Euro. Für heuer ist der Sandalenerzeuger auf Kurs, ein Schäufelchen draufzulegen: Im ersten Halbjahr wurden 646 Millionen erlöst – bei einem Ebitda von 225 Millionen Euro.

Eine Szene aus dem Barbie-Film
Der Barbie-Film hat Birkenstock einen Popularitätsschub versetzt.
AP/Courtesy Warner Bros. Picture

Aber wem kommen die erwarteten Erlöse des Börsengangs – wer sich von wie vielen Anteilen trennt, ist noch nicht bekannt – eigentlich zugute? Laut Branchenschätzungen halten Gründerfamilie und das Management noch rund 15 Prozent der Aktien, seit 2021 die Mehrheit der Firma an die Private-Equity-Gesellschaft L Catterton verkauft wurde. Rund 65 Prozent liegen seither bei dem Finanzinvestor, etwa 20 Prozent hält Bernard Arnault, der Gründer des Luxuskonzerns LVMH, über sein privates Anlagevehikel Financière Agache.

Im Zuge des Börsengangs könnten die Eigner Aktien proportional zur Höhe ihrer Anteile verkaufen. Es sei aber möglich, dass Arnault seine Position stärkt, indem er weniger Aktien verkauft und L Catterton mehr, heißt es in Industriekreisen. Denn Birkenstock betreffend soll Arnault, laut Bloomberg Billionaires Index mit 173 Milliarden Dollar Vermögen zweitreichster Mensch der Welt, die rosarote Brille aufgesetzt haben: Die Marke passe gut ins Familienportfolio mit vielen Luxusbrands. (Alexander Hahn, 11.9.2023)