Waldbrände, heftiger Regen, Stürme, Hitze, Hagel. Innerhalb von Minuten wurden auch im heurigen Sommer durch Unwetter Häuser, Straßen und Felder vernichtet. Für Versicherungen ist das eine Herausforderung. Sowohl was die Anzahl an Schadensfällen betrifft als auch die Summen, die ausbezahlt werden.

Versicherungen sichern sich ihrerseits wiederum bei Rückversicherern ab. Diese haben aufgrund der steigenden Zahl an Schadensfällen zuletzt bereits ihre Prämien angehoben. Beim alljährlichen Branchentreff "Rendez-Vous de Septembre", der gerade im Fürstentum Monaco stattfindet, stehen die Preise erneut im Fokus der Anbieter.

Fix scheint, dass die Zunahme teurer Naturkatastrophen die Prämien für den Rückversicherungsschutz auch für 2024 weiter nach oben treiben werden. "Der Preis des Risikos steigt", sagt Jean-Jacques Henchoz, Chef des weltweit drittgrößten Rückversicherers Hannover Rück, in Monte Carlo. Im Blick hat der Manager vor allem die immer häufiger werdenden mittelgroßen Naturkatastrophen. Zudem verteuert die hohe Inflation die Schäden.

Auch die Vertreter von Munich Re (weltgrößter Rückversicherer) und dem Branchenzweiten Swiss Re pochen auf höhere Prämien und melden eine steigende Nachfrage nach Rückversicherungsschutz.

Logik des Marktes hat sich gedreht

Rückversicherer sind – salopp formuliert – die Versicherer der Versicherungen. Die Rückversicherungen schützen die Erstversicherungsbilanz, dienen als Kapitalersatz und mindern Auswirkungen von Großschadensereignissen auf Ergebnis und Solvenz von Versicherungen. Der Gegensatz dazu ist die Erstversicherung, bei der klassische Versicherungen für Haushalt oder Autos abgeschlossen werden.

Beim aktuellen Treffen vereinbaren die Rückversicherer die Prämien für die Vertragserneuerung im Schaden- und Unfallgeschäft mit den Erstversicherern. Dabei ergibt sich ein neuer Effekt: "Die Logik des Marktes hat sich gedreht", sagt Henchoz. Nachdem Erstversicherer wie Allianz oder Axa mehrere Jahre lang die Verhandlungen bestimmt und wesentliche Preiserhöhungen verhindert hatten, können Rückversicherer seit 2022 ihre Vorstellungen deutlich besser durchsetzen. In der Branche nennt man dies einen "harten Markt", weil die Preise nicht nachgeben, sondern unnachgiebig steigen. Aus Sicht der Rückversicherer soll dieser Trend bei der Neuverhandlung der Verträge zum 1. Jänner 2024 noch kein Ende finden.

"Wir haben in den Erneuerungsrunden des laufenden Jahres deutlich adäquatere Preise und Konditionen erzielt. Allerdings reichen diese Verbesserungen in Anbetracht der nach wie vor anspruchsvollen Risikolage nicht aus", sagte Henchoz.

Ob die Rückversicherer mit ihrer Preispolitik den Bogen bereits überspannt haben, darüber gehen die Ansichten auseinander. So berichtet die Ratingagentur Moody’s auf Basis einer Umfrage, dass neun von zehn Erstversicherer 2024 keine zusätzlichen Risiken mehr bei Rückversicherern abladen wollten. Die meisten von ihnen hätten als Grund die gestiegenen Preise genannt.

Daran glauben die Chefs der Rückversicherer aber nicht. Denn allein die hohen Schäden durch Naturkatastrophen im ersten Halbjahr dürften dazu führen, dass die Nachfrage nach Rückversicherungskapazität in diesem Segment weiter wächst, heißt es.

Staatshilfe gefordert

Hannover-Chef Henchoz spricht sich auch dafür aus, in Zusammenarbeit mit Regierungen auch Risiken versicherbar zu machen, für die es bisher keine oder keine ausreichenden Deckungen gibt. Dazu zählten Risiken wie die Pandemie, die zu flächendeckenden Lockdowns führte. "Solch ein Risiko können wir nicht versichern", sagte Henchoz.

Das Gleiche gelte für Risiken rund um Computersysteme, Internet und Daten, die bisher nur zu geringen Teilen durch Cyberversicherungen abgedeckt werden. Hier brauche es eine Kooperation mit Regierungen, bei denen der Staat ab einer gewissen Schadensumme einspringe. Munich Re prognostiziert, dass sich die volkswirtschaftlichen Schäden durch Cyberattacken bis 2027 im Vergleich zu 2022 auf etwa 24 Billionen US-Dollar (22.421,52 Mrd. Euro) verdreifachen werden. (dpa, bpf, 11.9.2023)

Die alte Innbrücke in Schärding ist gesperrt. Die Schilder
Die Unwetter der vergangenen Wochen und Monate haben Schäden in Millionenhöhe verursacht.
APA/ULRIKE ELISABETH INNTHALER