Kommt er wieder zurück in die Politik oder nicht? Das ist die Frage, um die sich am Dienstagabend eine "Pro und Contra"-Diskussion auf Puls 4 über das Polit-Phänomen Sebastian Kurz zunächst vor allem drehte. Anlass sind zwei aktuelle Dokumentarfilme über den Ex-Kanzler, mit dem tendenziell hagiografischen Porträt "Kurz – der Film" auf der einen Seite und Kurt Langbeins erklärt kritischer Aufarbeitung "Projekt Ballhausplatz" auf der anderen. Wer welchen Ansatz favorisiert, machte die von dieser Bruchlinie geprägte Diskussion von Anfang an deutlich.

Die Frage nach einer Rückkehr von Kurz stelle sich nicht, betont die ehemalige Ministerin und Kurz-Vertraute Elisabeth Köstinger wiederholt. Auch ÖVP-Verfassungssprecher Wolfgang Gerstl beschreibt Kurz als "offenen, aufrechten Menschen" mit Handschlagqualität, an dessen Dementi es nichts zu zweifeln gebe. Kurz habe mit seiner Strahlkraft "alle anderen in den Schatten gestellt". Bundeskanzler Nehammer skizziert er demgegenüber als pragmatischen Krisenmanager.

Pro und Contra auf Puls 4
Bei "Pro und Contra" auf Puls 4 wurde unter anderem über eine mögliche Rückkehr von Sebastian Kurz in die Politik diskutiert.
Screenshot: Puls 4

"Falsche Versprechungen" attestiert Kurz die SPÖ-Nationalsratsabgeordnete Julia Herr. Filmemacher Langbein will nach umfänglicher Sichtung von Archivmaterial den Aussagen von Kurz ebenfalls nur wenig Glauben schenken. Für ihn sind aktuell klare politische Ambitionen erkennbar, kein Wirtschaftstreibender würde sich so inszenieren, wie das Kurz derzeit tue. Wobei ein politisches Comeback nicht unbedingt in der österreichischen Bundespolitik stattfinden müsse, schließlich stehe Kurz auf der Payroll des Investors Peter Thiel, eines "Feindes der Demokratie". Kurz könne auch Positionen in Europa oder sonst wo anstreben: "Erkennbar ist, dass er an die Macht will."

Auf diesen Gleisen geht es munter dahin, wobei sich vor allem Köstinger für Kurz ins Zeug legt, den sie als "unfassbar professionelle Persönlichkeit" wie auch international "sehr gern gesehenen Gast" beschreibt. Fällt ein kritisches Wort in Sachen Kurz, ist Köstinger verlässlich zur Stelle und scheut sich nicht, anderen ins Wort zu fallen. "Herr Langbein, Herr Langbein, Herr Langbein ...", wird sie nicht müde zu wiederholen, auch wenn der Filmemacher eigentlich noch am Wort wäre.

Während sich Köstinger für "Kurz – der Film" auch interviewen ließ, den sie auch als "unseren Film" bezeichnet, wollte sie sich von Langbein nach einem Kurz-kritischen Teaser nicht befragen lassen. Langbein lädt sie mehrmals ein, sich zumindest seinen Film anzuschauen. Köstinger erklärt darauf, sie wolle sich im Kino stattdessen lieber "Paw Patrol" ansehen. Am Ende ist zwar nach wie vor nicht geklärt, ob Sebastian Kurz in die Politik zurückkommt – dass bei Teilen der ÖVP kein allzu großer Widerstand zu erwarten wäre, zumindest das steht nach dieser Diskussion außer Frage. (Karl Gedlicka, 13.9.2023)