Rund 16 Millionen Euro an Corona-Hilfen bekamen Bordelle ausbezahlt – und das, obwohl ab Anfang November 2020 "Einrichtungen zur Ausübung der Prostitution" keinen Umsatzersatz mehr erhalten sollten. Doch im Förderdschungel boten sich mehrere Alternativen, wie eine Recherche von STANDARD, "Zackzack" und "Krone" zeigt. Der Förderregen wurde weiterhin und teils sogar noch verstärkt über den Bordellen ausgeschüttet.

Corona-Masken
Während der Hochphase der Corona-Pandemie wurde viel gefördert – auch Bordelle.
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Das erfolgte einerseits über Zuschüsse, andererseits aber über einen fragwürdigen Kniff: So können Unternehmer "für jene Branchen, in denen gemäß den jeweiligen Verordnungen eine Zuschussberechtigung besteht, Förderungen der Cofag erhalten". Einige Bordelle wurden so plötzlich zu Restaurants und Gaststätten, zur "Ausschank von Getränken" oder, besonders merkwürdig, zu einem "Finanzdienstleister".

Finanzdienstleister sucht "Mädchentester"

Das zeigt beispielsweise die EU-Datenbank zu ausgeschütteten Corona-Hilfen. Peepshows blieben übrigens offenbar weiterhin förderungswürdig. Das wirft nicht nur wirtschaftliche, sondern auch moralische Fragen auf. Selbst wenn man Sexarbeit als förderungswürdig ansieht, ist davon auszugehen, dass nur bei wenigen Prostituierten Corona-Hilfen tatsächlich ankamen. Oft sind diese nämlich nicht in einem Bordell angestellt, sondern mieten dort lediglich ihr Zimmer.

Unklar ist auch, wie ein Laufhaus- und Peepshow-Betreiber plötzlich zum Finanzdienstleister werden konnte – und ob das von der auszahlenden Stelle, also der Cofag, überprüft wurde. Heute sucht der "Finanzdienstleister" übrigens "Mädchentester". (red, 14.9.2022)