Filippo Mannino, Bürgermeister von Lampedusa, im Auge der Flüchtlingskrise.
Mannino/Facebook

Steil aufragende Felsküsten, Sandstrände und eine einzigartige Flora und Fauna: Die Pelagischen Inseln könnten ein touristisches Paradies sein. Die besondere Lage von Lampedusa und den Nebeninseln Linosa und Lampione zwischen Sizilien und der afrikanischen Küste ist gleichzeitig jedoch auch schuld daran, dass man den Archipel nur aus Negativschlagzeilen kennt.

Lampedusa liegt nur 138 Kilometer von Tunesien entfernt und ist so das Einfallstor Europas auf der Migrationsroute über das Mittelmeer. Von Libyen und Tunesien aus steuern seit dem Arabischen Frühling im Jahr 2011 Schlepperboote die Inseln an und sorgen so wegen Überfüllung der Auffanglager immer wieder für die Ausrufung des Notstands.

Filippo Mannino, der Bürgermeister von Lampedusa und Linosa, sah sich nun gezwungen, denselben Schritt zu setzen – ein Hilferuf an Rom und Brüssel. Innert 48 Stunden erreichten 7000 Migranten in mehr als hundert Booten die Insel, die selbst nur etwas mehr als 6000 Einwohner hat.

Die Menschen seien immer mit offenen Armen empfangen worden, sagt Mannino. "Allerdings haben wir jetzt einen Punkt erreicht, an dem es kein Zurück mehr gibt." Die Insel sei in einer Krisensituation, weshalb Europa und Italien sofort einen Transfer der Migranten aufs Festland organisieren müssten.

Eigene Bürgerliste

Mannino ist kein gebürtiger Lampedusano – er wurde 1983 im benachbarten Sizilien in Palermo geboren. Der Verkäufer von Versicherungen studierte Sozialwissenschaften, bevor er in die Politik ging.

Schon 2017 versuchte Mannino auf einer Liste der Fünf-Sterne-Bewegung das Amt zu erobern, scheiterte jedoch gegen Totò Martello. Fünf Jahre später probierte er es mit der eigenen Bürgerliste "Die Alternative gibt es" noch einmal, und Martello verlor wegen des Migrationsthemas mit rund 400 Stimmen Rückstand.

Nach seinem Wahlsieg im Juni 2022 erklärte Mannino, Lampedusa sei ein Rettungsfloß im Mittelmeer. "Unsere Aufgabe ist es, Menschen zu retten und ihnen ein erstes Willkommen zu bereiten." Doch dann müsse der Transit funktionieren, "sonst werden wir die Situation nicht bewältigen können".

Seine Erwartungen wurden bald enttäuscht, denn seine Forderungen nach einer Erhöhung der finanziellen Mittel wurden von der sizilianischen Regionalregierung und von Rom ignoriert. Nun hat ihn die Realität der Migrationsströme eingeholt. (Michael Vosatka, 14.9.2023)