In einem scheinen sich Apple und Google einig zu sein: Große Versionssprünge für die eigenen Smartphone-Systeme gibt es einmal pro Jahr, und das am besten ungefähr im September. So begibt es sich, dass nun knapp nacheinander bei beiden Herstellern zwei neue Softwaregenerationen anstehen: Android 14 sowie iOS 17. Das ist ein guter Anlass, sich einmal in Ruhe anzusehen, wie gut oder schlecht die Verbreitung der Vorgängerversionen ist – also der derzeit noch aktuellen Ausgabe der jeweiligen Software.

Annahmen

Die Ausgangslage dürfte bekannt sein: iPhones sind immer aktuell, und Android-Geräte bekommen nie Updates. Das ist zumindest oftmals zu hören, in der Realität ist es – aus Sicht der Betroffenen: zum Glück – etwas komplizierter. Und das heißt vor allem: Bei Android wird die Lage deutlich besser.

Eine Android-Figur vor einem Apple-Logo
Apple hat bei Updates weiter die Nase vorne, aber es wird besser für alle.
Dado Ruvic / REUTERS

Konkrete Zahlen

Android 13 kommt in den Nutzungsstatistiken von Statcounter für Österreich mittlerweile (Stand: August 2023) auf 46,6 Prozent unter den unterschiedlichen Versionen von Googles Betriebssystem. Der Trend ist derzeit weiter steigend, bis Ende September dürften es entsprechend knapp 50 Prozent werden. Grob gesagt könnte man also sagen: Jeder zweite Internetzugriff von einem Android-Gerät erfolgt mit der aktuellen Softwaregeneration.

Im internationalen Vergleich steht Österreich damit ziemlich gut da, im globalen Schnitt liegt der Android-13-Wert nämlich erst bei 33,05 Prozent. Einzelne Länder wie die USA (50,84 Prozent) oder Kanada (55,67 Prozent) liegen gar noch darüber. Wie kommt es zu diesen starken Unterschieden? Vereinfacht gesagt: je reicher ein Land, desto teurer die gekauften Smartphones, desto größer die Chance auf aktuelle Software. So ist etwa in Nordamerika der Anteil von Android 13 fast doppelt so hoch wie in Südamerika.

iPhones: Fast immer fast aktuell

Im Vergleich zur Apple-Welt verblassen diese Zahlen natürlich weiterhin: An die 90 Prozent sind hier bereits auf iOS 16 oder gar einer Testversion von iOS 17. Das sind unzweifelhaft hervorragende Zahlen. Wenn man eine strukturelle Schwäche finden will, dann am ehesten noch, dass überraschend viele auf älteren iOS-16-Ausgaben ausharren, also offenbar nicht die aktuellen Updates eingespielt haben, was aus einer Sicherheitsperspektive unerfreulich ist.

Trotzdem: Die Realität bleibt, dass die Verbreitung der aktuellsten Softwaregeneration in der Apple-Welt deutlich besser ist. Zumal der für den Vergleich gewählte Zeitpunkt ohnehin noch freundlich zu Android ist. Verbreiten sich große iOS-Updates doch üblicherweise gerade direkt nach der Veröffentlichung viel schneller, während unter Android viele Hersteller Monate brauchen, um selbst die neuesten Geräte abzudecken.

Mehrere iPhone 15
Es muss nicht immer das neueste iPhone sein: Bei Apple gibt es lange Updates.
AFP/NIC COURY

Allerdings muss auch hier etwas relativiert werden. Ganz fair ist dieser Vergleich nämlich nicht, funktioniert die Android-Welt doch anders: Es gibt eine Fülle an unterschiedlichen Herstellern mit ihren jeweils eigenen Zeitplänen, während Apple bei den iPhones ein paar Modelle vollständig alleine unter Update-Kontrolle hat. Wirklich "fair" wäre insofern nur der Vergleich einzelner Hersteller mit Apple – also etwa Samsung oder Google und deren jeweilige Update-Verbreitung –, aber dazu gibt es leider keine brauchbaren Zahlen.

Update-Zeitraum macht einen Unterschied

Was die Zahlen auch zeigen: Ein Faktor für die sehr guten Zahlen zum iPhone ist der längere Support bestehender Geräte mit neuen Softwaregenerationen durch Apple. Sonst könnte iOS 16 nie auf so hohe Zahlen kommen. Und selbst wer ins weitere Detail schaut, wird sehen, dass die restlichen zehn Prozent fast zur Gänze iOS 15 verwenden und damit eine – wenn auch nicht mehr vollständig – von Apple noch supportete Version.

Bei Android hängen hingegen noch viele ältere Versionen herum: Android 12 kam In Österreich im August noch auf 15,59 Prozent, Android 11 auf 12,69 Prozent, Android 10 schaffte es mit 11,12 Prozent ebenfalls noch in die Zweistelligkeit. Und dass es so alte Versionen wie Android 9 (5,64 Prozent) und Android 8 (3,62 Prozent) noch auf relevante Werte schaffen, ist alleine schon aus einer Sicherheitsperspektive betrüblich.

Analog zu den iPhones auch hier eine relativierende Anmerkung: Zumindest bei den Geräten mit Android 12 und Android 11 könnten einige Smartphones dabei sein, die sehr wohl noch Sicherheitsaktualisierungen erhalten.

Es tut sich was

Nun gibt es zwei Perspektiven auf diese Realität: Einerseits gibt es in Hinblick auf die Update-Realität bei Android fraglos noch Luft nach oben. Gleichzeitig zeigt sich aber, dass es in der jüngeren Vergangenheit deutliche Fortschritte bei der Update-Verbreitung unter Android gegeben hat. Zum Vergleich: Im August 2022 kam Android 12 "nur" auf 35,24 Prozent, an zweiter Stelle lag damals Android 10 mit 22,51 Prozent, dahinter dann erst Android 11 mit 22,27 Prozent. Die neueste Android-Generation hat sich heuer also nicht nur schneller als ihr Vorgänger verbreitet, die Relevanz älterer Softwaregenerationen geht ebenfalls zurück.

Das Pixel Fold
Wer ein aktuelles Android-Smartphone kauft, bekommt damit auch deutlich mehr Updates als früher.
Proschofsky / STANDARD

Zurückzuführen dürfte das vor allem auf zwei Faktoren sein: Nach größeren Umbauten an Android durch Google liefern viele Hersteller mittlerweile deutlich flotter große Updates aus als früher. Vor allem aber wurde der Support-Zeitraum bei einigen Anbietern ausgedehnt, es gibt also mehr und länger Updates.

Wozu das alles?

Bleibt die Frage: Warum ist es überhaupt wichtig, die aktuellste Softwaregeneration zu haben? Nun, einerseits, weil das in der Realität oft mit einem vollständigen Sicherheitssupport korrespondiert, auch wenn es – wie erwähnt – Ausnahmen gibt. Und ein effektiv geschütztes Gerät zu haben ist immer gut.

Dazu kommt, dass es für App-Entwicklerinnen und -Entwickler erfreulich ist, wenn sich neue Versionen schneller verbreiten, weil sie dann deren Möglichkeiten auch flott nutzen und sich dabei sicher sein können, dass sie viele Menschen erreichen. Das gilt zunehmend auch für die Android-Welt – und davon profitieren dann indirekt wieder die Nutzerinnen und Nutzer. (Andreas Proschofsky, 16.9.2023)