Kanzleramt und Ministerien haben ihre Werbeausgaben im Frühjahr deutlich zurückgefahren. Im zweiten Quartal 2023 gab die Bundesregierung rund 2,6 Millionen Euro weniger aus als ein Jahr zuvor. Das zeigen die am Freitag veröffentlichten Meldungen über Buchungen öffentlicher Stellen von April bis Juni 2023. Die Regierung meldete in diesen drei Monaten Werbebuchungen im Wert von 4,5 Millionen Euro, mit Bundesbeteiligungen rund zehn Millionen Euro.

Klimaschutzministerium buchte am meisten

Das grün geführte Klimaschutzministerium war neuerlich das werbefreudigste Ressort der Bundesregierung mit 1,2 Millionen Euro. Fast gleichauf liegt das ÖVP-geführte Verteidigungsministerium, das sein Werbebudget im Jahresvergleich um 425.000 Euro beziehungsweise 55 Prozent steigerte.

Tätowierer sticht
Werbung auf nichtperiodischen Medien wie Unterarmen von Frequency-Besuchern 2023 ist bisher nicht meldepflichtig: Werbeaktion des Klimaministeriums.
APA Florian Wieser

Das Finanzministerium kam auf rund 854.000 Euro, das Innenministerium auf circa 607.000 Euro und das Außenministerium auf rund 234.000 Euro. Das Bundeskanzleramt drosselte seine Ausgaben stark um rund 2,1 Millionen Euro auf nur noch 5.300 Euro.

Die tatsächlichen Buchungen öffentlicher Stellen dürften höher liegen als die gemeldeten: Bisher gelten Ausnahmen von der Meldepflicht für Buchungen nichtperiodischer Medien wie Plakate und für Buchungen unter 5.000 Euro pro Quartal. Diese Ausnahmen werden 2024 mit einer Novelle zum Medientransparenzgesetz gestrichen.

Wirtschaftskammer vor Wien

Abseits der Bundesregierung gab die Wirtschaftskammer mit rund 4,7 Millionen Euro (plus 970.000 Euro) am meisten aus. Die Stadt Wien, üblicherweise stärkster Werber abseits der Regierung, senkte die Werbeausgaben um rund 590.000 Euro auf 4,4 Millionen Euro. Einschließlich Firmenbeteiligungen der Stadt liegen die Werbeausgaben der Stadt bei rund 6,7 Millionen Euro. Oberösterreich, Platz zwei in der Länderwertung, warb für 1,5 Millionen Euro. Der ORF meldete Werbebuchungen für 3,2 Millionen Euro, die Arbeiterkammer rund eine Million.

Jeder fünfte Euro an Boulevard

Rund 7,8 Millionen Euro der gemeldeten Werbebuchungen öffentlicher Stellen entfielen auf die drei größten Boulevardmedien des Landes einschließlich deren Onlineportale. Das entspricht etwas weniger als jedem fünften von öffentlichen Stellen investierten Werbeeuro.

Der ORF erhielt mit rund 5,1 Millionen Euro die umfangreichsten Werbeschaltungen aus öffentlicher Hand, um 593.000 Euro weniger als ein Jahr zuvor. Auch der "Kurier" verzeichnete laut Berechnung der APA ein Minus und landete bei rund 2,2 Millionen Euro. Die Titel der Regionalmedien Austria (RMA) legten leicht auf rund 1,9 Millionen Euro zu. Auch DER STANDARD (1,8 Millionen Euro), die "Kleine Zeitung" (1,4 Millionen Euro) und die "Oberösterreichischen Nachrichten" (1,2 Millionen Euro) steigerten ihre Werbeeinnahmen. Leicht bergab ging es dagegen für "Die Presse", die auf rund 1,2 Millionen Euro kam.

3,2 Millionen an Google

Für internationale Plattformriesen stiegen die Werbeausgaben öffentlicher Stellen wie schon seit längerer Zeit weiter an. So legte Google (einschließlich Youtube) um rund 380.000 Euro zu und steigerte sich so auf rund 3,2 Millionen Euro an Werbeeinnahmen. Nicht weit entfernt von der "Krone".

Facebook (einschließlich Instagram) erzielte rund 1,9 Millionen Euro. Weiterhin überschaubare Werbeschaltungen gab es dagegen für Tiktok, das auf rund 89.000 Euro kam, aber im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um rund 33.000 Euro zulegte. Spotify erhielt rund 32.000 Euro.

45 Millionen öffentliche Buchungen

Öffentliche Stellen insgesamt – Ministerien, Länder, Firmen in öffentlichem Besitz, öffentliche Institutionen – gaben im zweiten Quartal 2023 45,1 Millionen Euro für Werbung in periodischen Medien aus.

Die Jahreswertung

Über die vergangenen vier Quartale – von Juli 2022 bis Juni 2023 – meldeten öffentliche Stellen Werbebuchungen von rund 196 Millionen Euro, um sechs Prozent weniger als in den vier Quartalen zuvor. Die Bundesregierung meldete über dieses Jahr von Juli 2022 bis Juni 2023 insgesamt knapp 24 Millionen Euro Werbebuchungen, um 29 Prozent weniger als in den zwölf Monaten davor.

(Moritz Leidinger, Harald Fidler, APA, 15.9.2023)