Jennifer Hermoso und ihre Teamkolleginnen sind im Streik.
AFP/STEVE CHRISTO

Madrid - 39 spanischen Fußballerinnen wollen Medienberichten zufolge so lange nicht für Spanien antreten, bis es im Kuss-Skandal weitere personelle Änderungen im Verband (RFEF) gibt. Die Spielerinnen seien der Auffassung, dass der Rücktritt von RFEF-Präsident Luis Rubiales, der die Weltmeisterin Jennifer Hermoso ungefragt auf den Mund geküsst hatte, und die Trennung von Trainer Jorge Vilda unzureichend seien.

Den Spielerinnen geht der Rücktritt und die Auswechslung von Teamchef Jorge Vilda dies nicht weit genug. In einem am Freitag veröffentlichten Statement forderten 39 Spielerinnen aus Spanien, darunter die meisten der aktuell streikenden Weltmeisterinnen, weitere Änderungen im Verband. Sie hätten den RFEF aufgefordert, Rubiales' ehemaliges Kabinett, den Generalsekretär, die Kommunikations- und Marketingabteilung sowie die so genannte Integritätsabteilung umzustrukturieren.

Der Streik betreffe zunächst die Spiele Spaniens in der Nations League am kommenden Donnerstag gegen Schweden und am 26. September gegen die Schweiz, berichteten der staatliche TV-Sender RTVE und andere spanische Medien am Freitag übereinstimmend. Die Sportlerinnen hätten den Verband telefonisch nur Stunden vor der Vorstellung der neuen Trainerin Montse Tomé von ihrer Entscheidung unterrichtet.

Rubiales bei Gericht

Rubiales, hat Medienberichten zufolge die gegen ihn erhobenen Vorwürfe vor Gericht zurückgewiesen. Der Untersuchungsrichter Francisco De Jorge leitet ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der sexuellen Aggression und Nötigung, weil dieser die Weltmeisterin Jennifer Hermoso bei der Siegerehrung im August in Sydney ungefragt auf den Mund geküsst hatte.

In dem Verfahren muss der Richter entscheiden, ob Rubiales wegen des Kusses auf die Anklagebank kommt. Die Staatsanwaltschaft habe bei Gericht beantragt, dass Rubiales sich Hermoso nur bis auf höchstens 500 Meter nähern und keinen Kontakt zu ihr aufnehmen dürfe, hieß es in den übereinstimmenden Berichten. Zudem solle er verpflichtet werden, sich alle zwei Wochen beim Gericht zu melden. Eine Entscheidung des Richters über diese Anträge wurde zunächst nicht bekannt.

Rubiales beteuert, Hermoso habe dem Kuss bei der Siegerehrung am 20. August in Sydney zugestimmt. Die 33-Jährige hatte aber erklärte, sie habe sich "als Opfer einer impulsiven, sexistischen und unangebrachten Handlung gefühlt, der ich nicht zugestimmt habe". Hermoso erstattete Anzeige und ermöglichte damit einen Strafantrag der Staatsanwaltschaft beim Staatsgerichtshof.

Obwohl der Weltverband FIFA ihn schon kurz nach dem Skandal für 90 Tage suspendiert und auch ein Disziplinarverfahren gegen ihn eingeleitet hatte, verweigerte Rubiales lange den Rücktritt. Erst zum Wochenbeginn zog er die Konsequenzen und gab sowohl seinen Posten als RFEF-Präsident als auch seine Vizepräsidentschaft in der Europäischen Fußball-Union UEFA auf. (APA, 15.9.2023)