Salzburger Landesfarben
Land Salzburg

Die Aktion der ÖVP-FPÖ-Landesregierung wirkt ein wenig aus der Zeit gefallen: Mit der schwarz-blauen Regierungsmehrheit im Salzburger Landtag wird auf Antrag der FPÖ die aus dem Jahr 1928 stammende Landeshymne Land uns’rer Väter in den Gesetzesrang erhoben.

Die Regierungsinitiative darf als unmittelbare Reaktion auf einen offenen Brief der IG Autorinnen Autoren vom April dieses Jahres verstanden werden, in dem diese die Landeshymnen von Salzburg, Oberösterreich und Kärnten als problematisch einstufte. Zur Salzburger Hymne wird angemerkt, dass Komponist Ernst Sompek schon vor der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Österreich illegales NSDAP-Mitglied gewesen sei; Dichter Anton Pichler sei ein kriegsverherrlichender Priester gewesen. Sein Hymnentext gipfle als "kitschig-pathetischer Schollenschwulst" zudem in "grammatikalisch verunglückten Zeilen" rund um Mozart.

Salzburger Identität

Die Antwort von ÖVP und FPÖ ist deutlich: Die ÖVP bekenne sich zur Hymne als Teil der Salzburger Identität und Tradition, schreibt ÖVP-Landtagsklubobmann Wolfgang Mayer verteidigend auf Facebook. Die Landeshymne habe "über die Jahrzehnte hinweg eine tiefe Verbindung zu den Herzen der Menschen in Salzburg geschaffen", formulieren die Freiheitlichen. "Mit ihren melodischen Klängen und den berührenden Texten erzeugt sie eine starke emotionale Bindung und weckt Gefühle der Verbundenheit und des Zusammenhalts."

Die Sichtweise von ÖVP und FPÖ entspricht wohl nicht ganz der Wirklichkeit: "Wohl nur ein Bruchteil der Bevölkerung kennt den Text der Salzburger Landeshymne", witzeln die Salzburger Nachrichten über den Gesetzesantrag. Tatsächlich gilt in Salzburg der Rainermarsch als inoffizielle Landeshymne. Auch dieser ist übrigens hochbelastet: Komponist Hans Schmid war Nationalsozialist, der Text aus dem Jahr 1915 – "wir stürmen und wir schlagen mit Kolben und Gewehr" – wurde wiederholt als kriegsverherrlichend kritisiert.

Aufarbeitung abgelehnt

Eine wissenschaftliche Aufarbeitung der offiziellen Landeshymne ist bei ÖVP und FPÖ unerwünscht. Selbst ein überaus moderat formulierter, gemeinsam von SPÖ, KPÖ und Grünen eingebrachter Antrag, wonach vor Beschlussfassung Hymne, Komponist und Dichter einer historischen Begutachtung zu unterziehen seien, wurde niedergestimmt. "Dass eine historische Aufarbeitung von Türkisen und Blauen abgelehnt wird, ist unverständlich, aber nicht unbekannt", sagt dazu KPÖ-Landtagsabgeordneter Christian Eichinger. (Thomas Neuhold, 17.9.2023)