Trump: Selbstbegnadigung nach Wiederwahl ist
Trump wiederholte in dem Interview mehrfach die Lüge, die Präsidentschaftswahl 2020 sei gestohlen worden, und er sei der eigentliche Sieger gewesen.
REUTERS/JONATHAN ERNST

Washington – Der ehemalige US-Präsident Donald Trump hat offengelassen, ob er sich im Fall einer Verurteilung nach einem Wiedereinzug ins Weiße Haus selbst begnadigen würde. "Oh, ich denke, das ist sehr unwahrscheinlich. Was – was habe ich falsch gemacht? Ich habe nichts falsch gemacht", sagte Trump in einem am Wochenende ausgestrahlten Interview des Senders NBC News. Der Republikaner stellte heraus, dass er sich kurz vor seinem Auszug aus dem Weißen Haus im Jänner 2021 nicht präventiv selbst begnadigt habe, um sich vor Strafverfolgung zu schützen. Trump habe damals seinen Beratern gesagt: "Das Letzte, was ich je tun würde, ist, mich selbst zu begnadigen."

Gegen den 77-Jährigen laufen mittlerweile vier strafrechtliche Verfahren. Er will bei der Präsidentenwahl im November kommenden Jahres erneut für die Republikaner antreten. Fachleuten zufolge könnte er sich bei einem Wahlsieg nach einer Verurteilung auf Bundesebene wohl selbst begnadigen. Das dürfte aber große politische Verwerfungen auslösen. Bei einer Verurteilung auf Ebene eines Bundesstaats – etwa bei den Verfahren gegen Trump in New York und Georgia – könnte er sich nicht selbst begnadigen.

Absage für dritte Amtszeit

Trump wurde von der Journalistin Kristen Welker auch gefragt, ob er Angst davor habe, ins Gefängnis zu müssen. "Ich denke nicht einmal daran", antwortete er. Zugleich bekräftigte er seine fundamentale Kritik an den politischen Zuständen in den USA. "Ich glaube nicht, dass wir aktuell viel von einer Demokratie haben", sagte er. Mit einem klaren Nein beantwortete er die Frage, ob er eine dritte Amtszeit als Präsident anstreben könnte. Die US-Verfassung lässt nur zwei vierjährige Amtszeiten für eine Person als Präsident zu, egal ob diese aufeinander folgen oder nicht.

Trump wiederholte in dem mehr als einstündigen Interview mehrfach die Lüge, dass die Präsidentschaftswahl 2020 gestohlen worden sei und er der eigentliche Sieger gewesen sei – nicht der Demokrat Joe Biden. NBC-Journalistin Welker konfrontierte den Ex-Präsidenten diesbezüglich damit, dass seine eigenen Rechtsberater damals anderer Meinung gewesen seien. Trump verwies daraufhin zunächst auf "mehrere Bücher" über die vermeintlich gestohlene Wahl. Auf mehrere Nachfragen räumte er dann ein, dass es "meine Entscheidung" gewesen sei, die Wahl als gestohlen anzusehen.

Der Republikaner Trump gibt in der Regel eher konservativen Medien wie Fox News Interviews. Ausnahme war zuletzt eine sogenannte Townhall mit CNN, für die der als liberal geltende Sender kritisiert wurde. Auch NBC gilt als eher liberal. (APA, 18.9.2023)