Dokumente in Mappen
Symbolbild: Ein Grazer Datenforensiker stellte verloren geglaubte Chatverläufe der beiden Beschuldigten wieder her.
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Krems – Im Fall eines Zwölfjährigen, der von seiner Mutter im Waldviertel in Niederösterreich in eine Hundebox gesperrt und gequält worden sein soll, liefert eine umfangreiche Datenwiederherstellung weitere Ermittlungserkenntnisse. Laut "Kronen Zeitung" wurden 2.626 Dokumente zu Chatverläufen der beiden Beschuldigten rekonstruiert. Eine Anklage in der Causa ist nach Angaben der Staatsanwaltschaft Krems noch nicht in Sichtweite. Sie verweist auf komplexe Ermittlungen.

Generell hielt sich die Anklagebehörde mit Details bisher zurück. Dem "Krone"-Bericht zufolge wurde der Grazer Datenforensiker Franz Fotr damit beauftragt, Inhalte von jenen kaputten Handys wiederherzustellen, die bei den Beschuldigten – der 32-jährigen Kindesmutter und einer 40-jährigen möglichen Komplizin – sichergestellt worden waren.

2.626 Dokumente seien dabei zum Vorschein gekommen. Der Inhalt: Anleitungen zum Quälen des Kindes sowie Fotos und Videos des Zwölfjährigen. Ausgetauscht hat sich das Duo aber auch über banalere Alltagsdinge, wie am Montag auch der "Kurier" berichtete.

Sozialarbeiterin rief Rettung

Die 32-Jährige soll ihren Sohn von Anfang September bis November 2022 unter anderem geschlagen, gefesselt, geknebelt und ihn wiederholt über Stunden in eine Hundebox eingesperrt haben. Zudem soll sie das Kind hungern lassen haben. Der Bub hatte am 23. November 2022 nur mehr eine Körpertemperatur von 26,8 Grad und war im Koma. Eine Sozialarbeiterin soll die Rettung gerufen haben. Das Kind wurde in eine Klinik gebracht. Sein Gesundheitszustand verbesserte sich später. Laut Medienberichten sollen Krankenhauspersonal und eine Lehrerin zuvor Behörden informiert haben.

Über die Mutter wurde im Herbst 2022 U-Haft verhängt. Gegen sie wird wegen versuchten Mordes, Quälens oder Vernachlässigens unmündiger, jüngerer oder wehrloser Personen und Freiheitsentziehung ermittelt. Anfang März wurde dann die 40-Jährige als mögliche Komplizin festgenommen, auch über sie wurde Untersuchungshaft verhängt.

Medial wurde in der Causa mehrmals Behördenkritik laut. Die Kinder- und Jugendhilfe betonte, dass nach Bekanntwerden des Falls eine sofortige Prüfung der internen Abläufe ergeben habe, dass "alle Vorgaben eingehalten wurden". Das Land richtete eine sechsköpfige Expertengruppe ein, die im August ihre Arbeit aufnahm. Die unabhängige Kommission soll laut Landesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ) Rechtsvorschriften, Prozesse und Schnittstellen überprüfen sowie Verbesserungsvorschläge machen. Ein Abschlussbericht wird für Jänner 2024 erwartet, Zwischenbericht soll es keinen geben. (APA, 18.9.2023)