Nur ein bis zwei Medienmarken werden auf Sicht pro Kulturraum überleben, prognostiziert der langjährige Medienmanager und Unternehmer Michael Grabner. Welche werden das in Österreich sein? "Eine sehr lange Lebensdauer" prognostiziert Grabner der "Kronen Zeitung". Grabner ist Gesellschaftervertreter des "Kurier" im gemeinsamen Medienkonzern Mediaprint mit der "Krone". Und er ist Gesellschafter der deutschen Medienholding Dieter von Holtzbrinck ("Die Zeit", "Handelsblatt").

Michael Grabner
Ein, zwei Medienmarken pro Kulturraum würden überleben, sagt Medienkenner Michael Grabner (Holtzbrinck, "Kurier").
APA Georg Hochmuth

Welche Medienmarken nach Grabners Szenario in Österreich überleben werden, will er abseits seiner Prognose für die "Krone", die heute eine der größten Zeitungen Europas sei, nicht sagen: "In dieses Fettnäpfchen werde ich mich nicht setzen." Grabner: "Das ist eine schwierige Antwort, abgesehen vom ORF", der großteils über GIS-Gebühren und ab 2024 über einen ORF-Beitrag von allen finanziert wird. Die neuen digitalen Möglichkeiten des ORF mit 2024 und die mit dem Beitrag abgesicherte Finanzierung machten es privaten Medien überaus schwer, ihre digitalen Angebote zu finanzieren.

"Schwieriger Kampf" in Wien

Die Nachfrage bringt Grabner aber dazu, seine Prognose doch zu relativieren: Als Kulturraum verstehe er auch die österreichischen Bundesländer, und auch in diesen würden ein, zwei Medienmarken überleben können. In Wien aber gebe es sieben Tageszeitungen, zwei davon gratis – in Köln etwa eine und "ein Produkt, das man schwer Zeitung nennen kann", und auch in Hamburg "nur eineinhalb". Trotz einer der aktuell höchsten Lesedichten in Europa: "Das wird ein schwieriger Kampf, wer ihn übersteht." Grabners Formel: "Den Guten in der Medienbranche wird es gut, gehen, sehr gut sogar. Die Schlechten werden a la longue ein Problem bekommen."

Wie werden sich private Medienunternehmen künftig finanzieren? Nur noch zu 20 Prozent aus Werbung, sagt Grabner, aber zu 80 Prozent aus Vertriebserlösen von Userinnen und Usern. Grabner: "Früher haben die Anzeigen die Redaktionen subventioniert. Jetzt müssen sich die Redaktionen selbst verkaufen." Gemeint: bei den Leserinnen und Lesern. "Wenn du ein Medium produzierst, das keinen Menschen interessiert, wirst du es nicht verkaufen können."

Das rücke lebensnahe Themen in den Vordergrund, weiß der – über Holtzbrinck – Miteigentümer der "Zeit": "Die Menschen interessiert nicht, was ein ÖVP-Mandatar in Oberwart über einen SPÖ-Mandatar gesagt hat, sondern ob sie ihre Miete zahlen können." (Harald Fidler, 20.9.2023)