Viele, die dieser Tage an der CDU-Zentrale vorbeikommen, stutzen kurz. Irgendwas ist da anders als sonst. Kurzes Überlegen. Es sind die Fahnen, die vor dem Eingang flattern. Bisher bauschten sich orange Stofffahnen mit rotem CDU-Schriftzug im Wind. "Merkel-Orange" nannte man das Orange mit dem Code "Pantone 144C", weil es unter der Ägide von Angela Merkel zur Parteifarbe erkoren wurde.

Jetzt ist es weg, es wehen neue Fahnen. Denn die CDU will sich nach der Niederlage bei der Bundestagswahl 2021 wieder einmal erneuern. Dazu gehört nicht nur ein neues Grundsatzprogramm, das 2024 beschlossen werden soll, sondern der Aufbruch soll sich auch in der Farbgebung niederschlagen. Es dominiert nun ein Türkisblau, genauer gesagt Cadenabbia-Blau, benannt nach italienischen Ferienort Cadenabbia am Comer See, wo sich CDU-Urvater Konrad Adenauer so wohlgefühlt hat. Die Farbe stehe für "Vitalität, Zuversicht, Freiheit", so Generalsekretär Carsten Linnemann.

Auf einem CDU-Plakat steht
So sollen künftig die Plakate der CDU aussehen. Vorgestellt wurde dieses Exemplar von CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann.
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Allerdings verbanden die meisten bei der Präsentation etwas anderes damit. Warum denn die CDU farbliche Anleihen bei der AfD und der österreichischen Volkspartei genommen habe, wurde Linnemann gefragt.

Das Logo der AfD.
Manche sehen Verwechslungsgefahr mit der AfD.
IMAGO/Sachelle Babbar

Der hatte mit beiden Assoziationen keine Freude und erklärte mit Blick auf die AfD: "Das ist eine komplett andere Farbgebung." Auch Parallelen zu den "Türkisen" und Sebastian Kurz wollte er nicht sehen.

Sebastian Kurz steht vor einer Wand
Das Türkis ist Sebastian Kurz bestens bekannt.
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Neu ist auch noch, dass "CDU" jetzt wieder schwarz geschrieben wird, vorher waren die Buchstaben 51 Jahre lang rot. Das neue Design soll verbindlich auch für alle 16 CDU-Landesverbände gelten, da herrschte bislang nämlich "Kuddelmuddel", räumte Linnemann ein. Auf das VP-Türkisblau hatten zuletzt die Thüringer und CDU-Mann Kai Wegner gesetzt. Er ist jetzt Bürgermeister von Berlin.

Video: CDU gibt sich ein neues bundesweites Parteilogo
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Dem ehemaligen Bundeskanzler Sebastian Kurz, der für die "neue Volkspartei" zu Türkis gegriffen hatte, gefällt der neue CDU-Stil. Er gratulierte via X, vormals Twitter, CDU-Parteichef Friedrich Merz: "Mit deinen Inhalten und Themen ist dir der Weg ins Kanzleramt gewiss! Ich finde die Farbauswahl sehr gelungen."

Weniger Gratulationen, sondern mehr Häme gab es hingegen für den neuen Imagefilm der CDU, der auch eben erst vorgestellt wurde. Darin wollte die CDU den Reichstag in Berlin zeigen. Zu sehen war allerdings der georgische Präsidentenpalast in Tiflis, der ebenfalls eine Glaskuppel und eine breite Fassade mit Säulen hat.

Ebenfalls bei X reagierte die Partei am Mittwoch und machte sich dabei über sich selbst lustig. Man habe sich jetzt "für die richtige" Kuppel entschieden.

Bei den deutschen Grünen gibt es auch eine farbliche Neuerung. Natürlich bleiben sie bei "Grün", etwas anderes wäre nicht denkbar. Aber das Grün ist jetzt dunkler geworden, das soll seriöser wirken und zudem die neue Verantwortlichkeit der Partei signalisieren.

Bundesgeschäftsführerin Emily Büning und die Parteichefs Ricarda Lang und Omid Nouripour auf einer Pressekonferenz.
Im neuen grünen Tannenwald: Bundesgeschäftsführerin Emily Bünung und die beiden Parteichefs, Ricarda Lang und Omid Nouripour.
IMAGO/IPON

Also erklärte Bundesgeschäftsführerin Emily Büning, dass die Hauptfarbe jetzt "Tanne" sei. Zu sehen war diese zum ersten Mal bei der Vorstellung des Wahlprogrammes für die EU-Wahl im Jahr 2024. In den nächsten Wochen und Monaten soll der Tannenwald der Grünen aber noch wachsen, und die Farbe soll an weiteren Stellen auftauchen. (Birgit Baumann aus Berlin, 20.9.2023)