Engelbert Dollfuß
Historische Aufnahme von Engelbert Dollfuß, dem Begründer des autrofaschistischen Ständestaates.
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Das wissenschaftliche Konzept zum umstrittene Dollfuß-Museum in der niederösterreichischen Gemeinde Texingtal ist fertig. Teile davon sind nun schon vor der geplanten Präsentation im Oktober an die Öffentlichkeit gelangt – sehr zum Bedauern des Vereins "MERKwürdig. Zeithistorisches Zentrum Melk", der mit Expertise beauftragt ist. In manchen Medienberichten ist von Zusperren die Rede, andere deuten eine Weiterführung des Museums an. In Wahrheit trifft beides zu – zumindest für eine gewisse Zeit.

Im Team der Kuratorinnen und Kuratoren heißt es auf STANDARD-Anfrage, dass man der offiziellen Präsentation nicht vorgreifen wolle. Aber was stimme, sei, dass das Konzept ein "konstruktives Auflösen" vorsehe. Es wird also keine Neukonzeption des von der Gemeinde Texingtal betriebenen (und seit dem Vorjahr geschlossenen) Museums im kleinen Geburtshaus des austrofaschistischen Diktators Engelbert Dollfuß geben. Anstatt dessen sollen Exponate im Einvernehmen mit deren Besitzern in zeithistorische Institutionen übersiedeln. Diese Überganszeit könnte Jahre dauern, in ein paar Jahren läuft auch der Pachtvertrag für das Museum aus.

Innenminister Karner war Bürgermeister

Das kleine Dollfuß-Haus soll in dieser Zeit weiterhin besucht werden können, allerdings nur in fachkundiger Begleitung von Historikerinnen und Historikern, die die Sammlung erklären und einordnen. Die 1998 eröffnete Schau ist in weiten Teilen eine Dollfuß-Huldigung. Sein diktatorisches Regime bis hin zur Todesstrafe für politische Gegner wird ausgeblendet. Einem größeren Personenkreis war das Museum erst bekannt geworden, als Gerhard Karner (ÖVP) 2021 Innenminister wurde. Bis dahin war er auch Bürgermeister von Texingtal und für das Museum verantwortlich. (red, 20.9.2023)