Die In-Game-Währung Fortnite V-Bucks wird bei einem Videospielehändler zum Verkauf angeboten.
Ein Designtrick, der Nutzer zu ungewollten Käufen verleitete, soll jetzt wiedergutgemacht werden.
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Das beliebte Onlinevideospiel "Fortnite" steht seit geraumer Zeit im Mittelpunkt eines großen Rechtsstreits. Vor kurzem wurde nun bekanntgegeben, dass der Spieleentwickler 37 Millionen seiner Nutzer entschädigen wird. Die Entscheidung folgt auf den Abschluss eines Vergleichs mit der US-amerikanischen Handelsbehörde FTC, nachdem Epic Games, der Muttergesellschaft von "Fortnite", betrügerische Praktiken vorgeworfen worden waren.

Das Hauptproblem bestand darin, dass Epic Games angeblich Taktiken anwandte, mit denen Nutzer, darunter auch Minderjährige, zu Käufen verleitet wurden, die sie nicht beabsichtigten. Einige dieser Käufe wurden zudem ohne Wissen oder Zustimmung der Eltern getätigt. Nach Prüfung des Falles wurde im Dezember 2022 ein Vergleich in Höhe von 520 Millionen Dollar geschlossen. Davon gehen jetzt 245 Millionen Dollar direkt an "Fortnite"-Nutzer, die sich getäuscht fühlten und geklagt hatten.

Um sicherzustellen, dass alle potenziell betroffenen Nutzer auf diesen Umstand aufmerksam werden, hat die FTC eine E-Mail-Kampagne gestartet, wie "Gizmodo" berichtet. Diese soll einen Monat lang laufen und "Fortnite"-Nutzer über die Möglichkeit informieren, eine Entschädigung zu beantragen. Nutzer mit Wohnsitz in den USA, die eine Entschädigung beantragen möchten, müssen ein Antragsformular ausfüllen. Die Frist hierfür ist der 17. Jänner 2024. Zwei Faktoren werden dabei die Höhe der Entschädigung beeinflussen: die Genehmigung des Antrags und die Gesamtzahl der Antragsteller.

"Dark patterns" im Spiel

Die Ursprünge dieser Klage gehen auf Vorwürfe zurück, die die FTC im vergangenen Jahr gegen Epic Games erhoben hatte. Die FTC behauptete, dass Epic Games "dark patterns" verwende, einen Designtrick, der die Nutzer zu ungewollten Käufen verleiten soll. Obwohl "Fortnite" kostenlos heruntergeladen werden kann, müssen die Nutzer für Spielgegenstände wie beispielsweise Kostüme und spezielle Spielerbewegungen bezahlen. Der FTC-Beschwerde zufolge hat Epic Games Minderjährigen erlaubt, diese Kosten ohne elterliche Aufsicht zu verursachen.

Bei der Untersuchung dieser "dark patterns" wurde festgestellt, dass den Nutzern unter verschiedenen Umständen ungewollte Kosten entstehen können. Dazu gehörten Aktionen wie der Versuch, das Spiel aus dem Ruhemodus zu wecken, die Vorschau eines Gegenstands per Tastendruck oder sogar während der Ladezeiten des Spiels. Noch verstörender war die Reaktion von Epic Games auf Beschwerden über diese ungerechtfertigten Gebühren. Die Konten der Nutzer wurden nicht nur gesperrt, sondern es wurde ihnen sogar mit einer lebenslangen Sperre gedroht, wenn sie künftige Gebühren anfechten.

Darüber hinaus reichte die FTC eine weitere Beschwerde ein, in der sie darauf hinwies, dass Epic Games persönliche Daten von Nutzern unter 13 Jahren gesammelt hatte. Dies geschah, ohne die Zustimmung der Eltern der Minderjährigen einzuholen. Außerdem wurde bemängelt, dass Epic standardmäßig Text- und Sprachkommunikation für alle Nutzer ermöglicht, was dazu führt, dass Kinder, Jugendliche und Erwachsene quasi ungefiltert zusammen spielen können.

Bereits im Dezember drückte Epic Games in einem Blogeintrag sein Bedauern über die Situation aus. Das Unternehmen betonte sein Engagement für den Verbraucherschutz und sein Bestreben, den Spielern die bestmögliche Erfahrung bieten zu wollen. Spätestens nach diesem Vergleich fällt es offen gestanden aber ein wenig schwer, das zu glauben. (bbr, 23.9.2023)