Eine Schüssel Kurkumapulver, eine Kurkumawurzel und Kurkumakapseln von oben fotografiert
Das in Kurkuma enthaltene Curcumin, ein sekundärer Pflanzenstoff, soll entzündungshemmend wirken.
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Ob in Form von Kapseln oder als Trendgetränk "Goldene Milch": Die Gelbwurzel Kurkuma ist in den vergangen Jahren zum gesundheitlichen Wunderwuzzi avanciert. Denn der natürliche Inhaltsstoff Curcumin macht nicht nur geschmacklich, etwa in Curry-Gerichten, was her, sondern soll auch medizinisch besonders wertvoll sein. "Man geht davon aus, dass Curcumin sogenannte immunmodulatorische Effekte hat und durch die ätherischen Öle der Kurkumawurzel die Abwehrkräfte in der Leber und im Darm Körper unterstützt werden. Interessant ist dies vor allem im Darm, denn dort befinden sich schließlich 70 Prozent unserer Abwehrzellen", erklärt Karoline Horvatits, Internistin mit Schwerpunkt Gastroenterologie, Hepatologie und Ernährungsmedizin.

Das in Kurkuma enthaltene Curcumin ist ein sekundärer Pflanzenstoff mit antioxidativer Wirkung. Dieser entzündungshemmende Effekt wurde auch bereits in Studien nachgewiesen. "Und auch in der Ernährungsberatung oder der ergänzenden Mikronährstofftherapie spielt Kurkuma schon lange eine wichtige Rolle", berichtet Horvatits. Aber dass Kurkuma tatsächlich auch bei Verdauungsstörungen helfen könnte, dafür fehlten lange wissenschaftliche Beweise.

Häufig Nebenwirkungen bei Medikament

Nun haben Fachleute von der Chulalonkorn-Universität in Bangkok erstmals untersucht, wie gut die Gelbwurzel gegen Sodbrennen und Refluxbeschwerden hilft und ob es bei diesen funktionellen Verdauungsstörungen mit herkömmlichen Magensäurehemmern wie Omeprazol mithalten kann. Das Arzneimittel hemmt vereinfacht gesagt die Produktion von Magensäure, dadurch werden Magenbeschwerden gelindert und Sodbrennen reduziert. Ein langfristiger Einsatz von diesen Magensäureblockern kann aber bei einzelnen Patientinnen und Patienten bei langfristiger Einnahme mit Nebenwirkungen wie einem Mikronährstoffmangel assoziiert sein. Außerdem kann das Risiko für Knochenbrüche oder Infektionen erhöht werden, weshalb diese Medikamente nicht unüberlegt eingesetzt werden sollten.

Um herauszufinden, ob Kurkuma eine möglicherweise eine nebenwirkungsfreie Alternative zu Omeprazol und ähnlichen Medikamenten bei Sodbrennen sein könnte, haben die Forschenden zuerst über 200 Patienten und Patientinnen mit Verdauungsproblemen in drei Gruppen aufgeteilt. Die erste Gruppe nahm 28 Tage lang täglich vier Kapseln mit 250 Milligramm Curcumin ein. Die zweite Gruppe erhielt täglich 20 Milligramm Omeprazol, und die dritte Gruppe bekam eine Kombination beider Substanzen. Am Ende der Studie sollten die Probandinnen und Probanden angeben, wie stark ihre Symptome nachgelassen hatten.

Gleiche Wirksamkeit, keine Nebenwirkungen

Das Ergebnis: Bei allen verringerten sich die Beschwerden in etwa gleichem Maße, Curcumin dürfte also bei den untersuchten Personen nicht schlechter wirken als das herkömmliche Medikament Omeprazol. Im Gegenteil, das gelbe Pulver führte im Gegensatz zum Medikament zu so gut wie keinen Nebenwirkungen.

Die Forscherinnen und Forscher vermuten, dass Kurkumin den sogenannten TRPV1-Rezeptor hemmen könnte. Dieser Schmerzrezeptor ist möglicherweise dafür verantwortlich, dass Menschen mit Verdauungsproblemen einen überempfindlichen Magen-Darm-Trakt haben. Wird die Aktivität des TRPV1-Rezeptors durch Curcumin reduziert, werden auch die Beschwerden weniger, glauben die Studienautorinnen und Studienautoren. In der klinischen Praxis sollte Kurkuma deshalb häufiger als Alternative zu Omeprazol in Erwägung gezogen werden, schreiben die Fachleute rund um den Studienautor Pradermchai Kongkam. (Magdalena Pötsch, 25.9.2023)