Spusu-Chef Franz Pichler
Spusu-Chef Franz Pichler zum Thema 5G: "Mit der doppelten Entfernung zum Sender hat man nur noch ein Viertel der Feldstärke. Das ist physikalisch gegeben, das kann man nicht umgehen."
Spusu

Im Lauf des nun endenden Sommers führt der STANDARD Interviews mit den Akteuren der heimischen Telco-Branche. Nach Gesprächen mit den CEOs von A1, Magenta und Drei, dem Regulator RTR und Ventocom (Hofer Telekom) kommt als Finale der Gründer, Eigentümer und Geschäftsführer von Spusu zu Wort: Franz Pichler spricht über die Bedeutung von 5G, Tarife, Servicequalität – und etwas überraschend auch über die Bedeutung von Sport für das Wohlbefinden. Die Einführung eines Nachfolgers von "Rapid Mobil" steht für ihn allerdings nicht zur Diskussion.

STANDARD: Im Frühjahr haben die großen Anbieter ihre Tarife an den Verbraucherpreisindex angepasst. Wie war das bei Ihren Marken?

Pichler: Wir haben keine Preisanpassungen gemacht und konnten unseren Kunden weiterhin die sehr guten Spusu-Preise bereitstellen. Das ist in dieser Zeit eine große Herausforderung, aber wir haben es geschafft.

"Wir haben eine Antidiskriminierungsklausel in unseren Verträgen, es darf also in der Theorie keine Unterschiede geben."

STANDARD: In Ihrem Netz findet sich auch die Marke Tchibo Mobil. Ich habe versuchsweise ein Gerät mit 5G-Spusu-Tarif neben eines mit 4G-Tchibo-Tarif gelegt und die Geschwindigkeiten in einem Speedtest verglichen. Interessanterweise hat Tchibo deutlich besser abgeschnitten. Woran liegt das?

Pichler: Das ist ein kompletter Zufall. Wir haben eine Antidiskriminierungsklausel in unseren Verträgen, es darf also in der Theorie keine Unterschiede geben. Die Qualität einer Funkverbindung variiert aber von Millimeter zu Millimeter, die Geräte sind unterschiedliche, der Zeitpunkt ein anderer. Da kann es in einem Vergleich also zu Abweichungen kommen. Beide sind aber im Access Network von Drei und im Core Network von Spusu. Das Core Network, die gesamte Intelligenz des Netzwerks, betreiben wir selbst.

STANDARD: Gilt diese Antidiskriminierungsklausel auch zwischen Ihnen und Drei? Muss Drei also Ihren Kunden die gleiche Geschwindigkeit bieten wie den eigenen?

Pichler: Zu unserem Vertrag mit Hutchison kann ich nichts sagen. Aber im öffentlichen einsehbaren Offert ist zu lesen, dass Hutchison seine MVNOs nicht diskriminieren darf, also wie die eigenen Kunden behandeln muss.

STANDARD: Ist in Österreich Ihre Zukunft eigentlich auch nach Auslaufen der Hutchison-Verpflichtung gesichert?

Pichler: Ja, wir haben mit der Hutchison einen langfristigen Vertrag.

"Ich habe ein technisches Studium abgeschlossen, daher würde ich ein solches Versprechen nicht abgeben."

STANDARD: In der Vergangenheit sorgte für Aufsehen, dass Spusu auch ein eigenes 5G-Netzwerk inklusive Mobilfunkmasten aufbaut. Wie hat sich das entwickelt?

Pichler: Wir haben 2020 auch 5G-Frequenzen in Niederösterreich und dem Burgenland erworben. Das Commitment zum Erhalt dieser Frequenzen haben wir erfüllt, wir betreiben 5G-Sender, mussten aber feststellen, dass 5G-Standalone eher für Unternehmen geeignet ist, die ein eigenes, für sie definiertes Areal haben. Somit haben wir in Wirtschaftsparks unsere 5G-Sender stehen. Das haben wir selbst entwickelt, und somit könnten wir einen 5G-Ausbau machen, wenn ein Land das von uns möchte.

STANDARD: Aktuell ist aber kein Bedarf, da es schon drei große Netze gibt, oder?

Pichler: Aktuell ist der Bedarf für 5G ohnehin nicht wirklich gegeben, das ist eher für Firmennetzwerke geeignet. Der Konsument wird keinen großen Unterschied merken, ob er im 4G- oder im 5G-Netz surft. Größer waren früher die Schritte von Edge auf 3G und von 3G auf 4G.

Spusu-Chef Franz Pichler hält ein Smartphone.
Entfernung, Verbauung, Auslastung und sogar das Wetter haben Einfluss auf die Netzqualität im Mobilfunk.
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STANDARD: Ursprünglich gab es allerdings das Versprechen, dass der Unterschied sehr groß sein würde ...

Pichler: Nicht von mir! (lacht) Ich habe ein technisches Studium abgeschlossen, daher würde ich ein solches Versprechen nicht abgeben.

STANDARD: Ich habe selbst mit einer 5G-SIM-Karte von Spusu versucht, auf die versprochenen 200 MBit/s zu kommen. Geblieben ist mir teils ein Downstream im einstelligen Bereich. Wie ist das möglich?

Pichler: Das ist bei 5G eine starke Frage der Entfernung zum Sender und der Hindernisse dazwischen. Auch wenn das Gerät in einem Gebäude steht, kann es mit 5G mitunter schwierig werden.

STANDARD: Welche durchschnittlichen Werte können Sie mit 5G liefern?

Pichler: Wenn man nahe beim Sender ist, wird man auch die beworbenen Werte erreichen. Mit der doppelten Entfernung zum Sender hat man nur noch ein Viertel der Feldstärke. Das ist physikalisch gegeben, das kann man nicht umgehen.

"Breitbandinternet über Mobilfunk zu Hause kann jedenfalls nur eine Notlösung sein."

STANDARD: Ist es auch ein Hindernis, wenn die Gegend stark verbaut ist oder andere Hindernisse im Weg sind? In den Klauseln der Verträge liest man teils auch, dass sich das Wetter auf die Verbindung auswirken kann.

Pichler: Es gibt zum Beispiel auch Situationen, bei denen bei Regenwetter besser oder auch schlechter für die Verbindung ist. Je nachdem, in welchem Gelände man sich befindet, da geht es um die elektromagnetische Ausbreitung der Funkwellen – das zu erklären würde aber wohl den Rahmen des Interviews sprengen. (lacht) Das ist ein endloses Thema. Klar ist aber, dass ergänzend zum zuvor erwähnten Faktor Entfernung auch jedes Hindernis Störungen und Abschwächungen bewirkt.

STANDARD: Wie engagiert sind Sie im Bereich Glasfaser?

Pichler: Wir haben seit 1,5 Jahren Glasfaser-Internetkunden. Ich muss gestehen, dass ich das lange unterschätzt habe, nun haben wir dort über hundert Neukunden pro Tag. Unser Geschäft mit Internet für zu Hause wächst in etwa gleich stark wie jenes mit Handykunden.

STANDARD: Liegt die Zukunft vom Breitband zu Hause also mehr im 5G-Bereich oder eher im Glasfaser?

Pichler: Ganz sicher im Glasfaser. Die Funkkapazität in der Luft ist begrenzt. Und würden alle über 4G oder 5G surfen, dann wären die Geschwindigkeiten minimal, dann könnte man damit nicht fernsehen. Bei Glasfaser kann hingegen jeder unbegrenzt Vollgas geben. Und damit ist klar, dass man Glasfaser unbedingt braucht. So wie man Mobilfunk für das Smartphone braucht. Breitbandinternet über Mobilfunk zu Hause kann jedenfalls nur eine Notlösung sein.

STANDARD: Und in Regionen ohne Glasfaser? Ist dann ADSL noch immer die bessere Lösung?

Pichler: Bei ADSL hat man zumindest eine verfügbare garantierte Bandbreite. Wenn beim Mobilfunk angesichts begrenzter Kapazitäten das Netz überlastet ist, dann geht es einfach nicht. Diese Physik kann man nicht umgehen. Sofern es also eine vernünftige ADSL-Leitung gibt, ist das sicher die bessere Alternative, als auf Mobilfunk-Breitbandinternet für zu Hause zu setzen.

Spusu Chef Franz Pichler steht an einem Fenster
Eine eigene Mobilfunkmarke für Rapid – wie zuvor unter der Konkurrenz – schließt Pichler aus.
Spusu

STANDARD: Ein anderes Thema sind ihre Sponsoring-Aktivitäten. Sie sind seit 2022 Sponsor von Rapid Wien. Welche Pläne verfolgen Sie damit?

Pichler: Unser Hauptziel ist, die Marke Spusu in der breiten Öffentlichkeit noch bekannter zu machen.

STANDARD: Rapid hatte mit "Rapid Mobil" halt auch eine eigene Mobilfunkmarke in Partnerschaft mit Ihrem Konkurrenten Ventocom, die Ende September eingestellt wird. Haben Sie Pläne für ein eigenes Rapid Mobil?

Pichler: Nein, das wäre komplett ohne Erfolg, das würden wir auf keinen Fall machen. Wir haben aber alle Rapid-Spieler und Funktionäre mit Spusu-Tarifen ausgestattet. Das Gleiche haben wir mit Austria Wien gemacht, wo wir ebenfalls Sponsor sind. Und bei den Spusu Vienna Capitals.

"Früher hat Runtastic solche Challenges veranstaltet, seit der Übernahme durch Adidas machen sie es aber nicht mehr. Darum sind wir in die Bresche gesprungen und haben diese App neu entwickelt."

STANDARD: Warum der Fokus auf Sport?

Pichler: Ich mache selbst seit 2006 mehr Sport, fühle mich seitdem viel dynamischer, agiler und motivierter. Daher ist es mir persönlich ein großes Anliegen, die Menschen zu mehr Bewegung zu motivieren. Mit der "Spusu Sport App" veranstalten wir in Niederösterreich auch die "Gemeinde-Challenge". Hier nehmen 500 Gemeinden teil, ein paar Tausend Menschen zeichnen damit ihre sportlichen Aktivitäten auf. Ziel ist, die Bevölkerung zur Bewegung im Freien zu animieren. Dieses Jahr werden wir damit wohl über 30 Millionen Minuten an sportlichen Aktivitäten registrieren.

STANDARD: Geht es da nur um das Tracking, oder ist das auch ein Wettbewerb?

Pichler: Unterteilt in kleine, mittlere und große Gemeinden treten diese gegeneinander an. Das Gewinnen ist dabei aber eine Ehrensache, es gibt keine Preise zu gewinnen. Wiener können theoretisch auch mitmachen, Sie müssen sich halt für eine Gemeinde in Niederösterreich anmelden. Früher hat Runtastic solche Challenges veranstaltet, seit der Übernahme durch Adidas machen sie es aber nicht mehr. Darum sind wir in die Bresche gesprungen und haben diese App neu entwickelt.

Spusu Chef Franz Pichler telefoniert
Neben Österreich ist Spusu auch in Italien und Großbritannien präsent.
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STANDARD: Im Vergleich zu den Großen haben Sie kaum Shops und keine Techniker, die zu den Kunden nach Hause kommen. Wenn ich im Callcenter von Spusu anrufen würde, wie lange müsste ich dann warten und wie gut würde mir geholfen?

Pichler: Wir haben vier Shops: in Wien, in Wolkersdorf, in Vöcklabruck und in Baden. Unser Callcenter ist eigentlich keines, denn alle Menschen, die dort das Telefon abheben, Whatsapp-Nachrichten und E-Mails beantworten, sind unsere Angestellten. Im Schnitt heben sie nach zehn Sekunden ab.

STANDARD: Und wie hoch ist die Anrufquote?

Pichler: Wir bewegen und zwischen 1.500 und 2.000 Telefonaten pro Tag. Hinzu kommen fast ebenso viele Whatsapp-Nachrichten sowie E-Mails. Im Kundenservice sind insgesamt über 100 Personen beschäftigt.

"Auf dem britischen Markt haben wir übrigens einen E-SIM-Anteil von 80 Prozent. In Österreich ist die E-SIM noch nicht so populär, aber es wächst auch hier."

STANDARD: Stichwort Internationalisierung: In welchen internationalen Märkten sind Sie nun aktiv?

Pichler: In Österreich sind wir seit 15. Juni 2015, seit 15. Juni 2020 sind wir in Italien, und seit 15. Juni 2023 sind wir in England.

STANDARD: Warum England und Italien?

Pichler: Das hängt nicht unbedingt von uns ab, sondern davon, ob uns im jeweiligen Land ein Provider in seinem Netz haben möchte. In Österreich musste Hutchison uns ins Netz lassen, in Italien und England sind die jeweiligen Provider auf uns zugekommen, weil sie einen Bedarf hatten. Auf dem britischen Markt haben wir übrigens einen E-SIM-Anteil von 80 Prozent. In Österreich ist die E-SIM noch nicht so populär, aber es wächst auch hier.

STANDARD: Ist Österreich auch weiterhin Ihr größter Markt?

Pichler: In Österreich haben wir inzwischen über 500.000 Kunden und sind hier der am schnellsten wachsende Mobilfunkanbieter. In Italien wachsen wir auch exponentiell. Hier wie dort geschieht das oft über Mund-zu-Mund-Propaganda.

STANDARD: Und die findet vor allem STANDARD-Forum statt, oder?

Pichler: Richtig, ja! (lacht) Das sind aber wohl wirklich begeisterte Spusu-Kunden, die bei Ihren Artikeln mitposten. (Stefan Mey, 25.9.2023)