Linz – Am Ende des Jahres sind es nur noch zwölf: Nach dem Aus für die Wiener Zeitung als tägliches Printprodukt steht jetzt auch die gedruckte Ausgabe des Oberösterreichische Volksblatts vor dem Ende. Die oberösterreichische Volkspartei stellt Österreichs letzte verbliebene Parteitageszeitung am 30. Dezember ein. Das im Jahr 1869 gegründete Medium werde den "Fokus auf digitale Formate sowie ein fast monatlich erscheinendes Magazin legen", erklärte Wolfgang Eder, Geschäftsführer der Oberösterreichische Media Data Vertriebs- und Verlags GmbH, am Montag.

Als Gründe für das Aus als Tageszeitung werden das sich verändernde Marktumfeld, "ein verschärfter Wettbewerb, eine veränderte Leserschaft und natürlich gestiegene Kosten insbesondere bei Produktion und Vertrieb" genannt. Die Neuausrichtung erfordere "eine Anpassung der redaktionellen Arbeit, inklusive einer Verkleinerung des Teams in allen Abteilungen".

Ab 2024 gibt es das "Oberösterreichische Volksblatt" nur noch digital.
Foto: STANDARD, Seywald

Die "Anpassung" heißt im Klartext, dass es Kündigungen geben wird. 31 von derzeit 44 Mitarbeitenden – je eine Person ist in Bildungs- beziehungsweise Elternkarenz – seien beim AMS vorangemeldet worden, ein Sozialplan werde mit dem Betriebsrat verhandelt, hieß es aus dem Volksblatt zur APA.

Zahlen zur gedruckten Auflage und Reichweite des Oberösterreichischen Volksblatts werden nicht veröffentlicht. Das Medium verzichtete darauf, sie via Österreichische Auflagenkontrolle oder Media-Analyse erheben zu lassen. Laut den vom Verlag veröffentlichten Mediadaten erreicht das Oberösterreichische Volksblatt täglich 60.000 Leserinnen und Leser, der Abo-Anteil an der Gesamtauflage liegt laut diesen Daten bei 70 Prozent. Das Medium bekam zuletzt Presseförderung in Höhe von 853.000 Euro zugesprochen.

Verlagsleiter ist seit 2017 Wolfgang Eder, er war zuvor in der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich, der Wirtschaftskammer Oberösterreich und als Büroleiter in der oberösterreichischen Volkspartei tätig.

VÖZ sieht Medienpolitik gefordert

Von einem "überaus bedauerlichen, jedoch bis zu einem gewissen Grad auch nachvollziehbaren Schritt" sprach Gerald Grünberger als Geschäftsführer des Verbands Österreichischer Zeitungen (VÖZ). "Medien verlegerischer Herkunft sind aktuell mit überaus herausfordernden Marktbedingungen konfrontiert." Diese reichten von massiven Kostensteigerungen in allen Bereichen bis zu rückläufigen Anzeigenerlösen. Entsprechend sei die Medienpolitik gefordert, die erforderlichen Rahmenbedingungen zur Sicherung der heimischen Titel- und Medienvielfalt zu schaffen.

Ein Dorn im Auge ist den Verlegern beispielsweise das neue ORF-Gesetz, das dem öffentlich-rechtlichen Sender ab 1. Jänner 2024 deutlich mehr Spielraum im digitalen Bereich gibt.

Während die Parteitageszeitungen bald Geschichte sind – SPÖ und KPÖ stellten Arbeiter-Zeitung bzw. Volksstimme bereits im Jahr 1991 ein –, setzen die Parteien auf Onlineplattformen, die ihre Botschaften ungefiltert verbreiten. Die SPÖ betreibt etwa den Blog kontrast.at und die ÖVP Zur Sache. Die FPÖ wiederum setzt in ihrer Kommunikation auf ihr nahestehende Medien wie den rechten Verschwörungssender Auf1 oder das oberösterreichische Medium Info-Direkt. FPÖ-TV berichtet direkt aus der Welt der Freiheitlichen. Und so sagte FPÖ-Chef Herbert Kickl als einziger Parteichef seine Teilnahme an der Puls-24-Gesprächsreihe Bürgerforum ab. Die Begründung lautete, dass der Privatsender "links" sei. Dafür gab Kickl seinem Haussender FPÖ-TV ein "Interview". (Astrid Ebenführer, Oliver Mark, 25.9.2023)