Salzburg-Fans.
Auch in Grödig dürfte es heißer hergehen.
APA/ERWIN SCHERIAU

Ausnahmsweise war man sich am Wochenende in den aktiven Fanszenen einig. So hieß es in Wien, Graz, Linz, Altach, aber auch in Deutschland, der Schweiz und in Italien: "In Salzburg nur die Austria". Anlass für die Solidaritätsbekundungen war einerseits der 90. Geburtstag, den der SV Austria Salzburg dieser Tage feierte – und andererseits die zweite Runde des ÖFB-Cups. Am Dienstag (20.45 Uhr, live ORF 1) kommt es zum Duell zwischen den violetten Salzburgern und Red Bull Salzburg.

Es ist mehr als eine stinknormale Pokalpartie, mehr als das nur zu oft bediente Thema David gegen Goliath, mehr als österreichischer Serienmeister gegen einen weitaus kleineren Verein aus der Regionalliga West, der zufällig aus der gleichen Stadt kommt. Für viele, vorwiegend violette Fans, Spieler und Funktionäre könnte dieses Los, dieses Cupspiel nicht emotionaler sein, nicht mehr Brisanz mit sich bringen.

Die Geschichte dieser Brisanz beginnt am 6. April 2005. Aus dem SV Austria Salzburg wurde Red Bull Salzburg, der wiedereingesetzte Präsident Rudolf Quehenberger präsentierte Red Bull als Hauptgeldgeber, das Engagement beschränkte sich aber keineswegs auf simples Sponsoring: Die neue Spielwiese des Konzerns sollte klar ausgewiesen werden, man ging mit dem Tintenkiller und neuen Farben in jenen Verein, der drei Meistertitel holte und in den 1990er-Jahren mit den internationalen Auftritten für einen gewaltigen, nunmehr nostalgisch anmutenden Fußballboom in Österreich sorgte.

Eine Herde schwarzer Schafe

Der neue Anstrich, der im Grunde eine Übernahme war, passte vor allem einigen Fans so gar nicht. "Wir waren in der breiten Öffentlichkeit die schwarzen Schafe, die sich gegen die Übernahme gewehrt haben. Und wir sind zu einer Herde geworden", sagt David Rettenbacher dem STANDARD. Rettenbacher ist heute Vizepräsident der Austria, seine ersten Berührungspunkte mit den Violetten hatte der 41-Jährige 1988, als Hans Krankl der Austria den Erfolg im Mittleren Playoff sicherte. Später wurde er Teil der Fanszene.

Die Fans sammelten ihre Bemühungen und die Ablehnung gegenüber Red Bull in der Initiative "Violett-Weiß", weder bei Red Bull noch bei den Violetten war man besonders kompromissbereit, also gründete man sich neu. 2006/07 begann der Sportverein Austria Salzburg in der untersten Spielklasse.

Man kämpfte sich durch die Niederungen des Unterhauses, schaffte 2015 den Aufstieg in die Zweite Liga. Nächste Hiobsbotschaft: Insolvenz, Zwangsabstieg. Man rückte noch enger zusammen. Rettenbacher: "Natürlich schweißt es zusammen. Über die Krisen weiß man die Erfolge noch mehr zu schätzen."

Nun kommt es also zum großen Wiedersehen. Und es wirkt auch für Außenstehende wie ein Aufeinandertreffen der Ideologien, ein Duell der Tradition mit dem modernen Fußball: Subkultur vs. Chartstürmer.

Sicherheitsbedenken?

"Wir versuchen in Salzburg eine Koexistenz zu wahren", sagt der Austria-Funktionär. Kontakt zu Red Bull gibt es sonst keinen. Die Kommunikation im Vorfeld des Spiels war "durchwegs professionell." Sicherheitsbedenken hat Rettenbacher keine: "Unsere Fans haben bewiesen, dass sie wissen, worauf es ankommt. Natürlich wird es ein intensives Spiel, aber ich habe vollstes Vertrauen, dass wir das gemeinsam gut über die Bühne bekommen und ein tolles, violettes Fußballfest feiern werden."

Die Partie findet übrigens in Grödig statt, normalerweise trägt man die Heimspiele im Max-Aicher-Stadion in Salzburg-Maxglan aus. Rettenbacher: "Es gab das Angebot, bei Red Bull oder in Linz zu spielen, und das hätte sich aus finanzieller Sicht für uns auch absolut gelohnt. Aber wir wollten dafür nicht unsere Ideale über den Haufen werfen." Sportlich ist man freilich Außenseiter. Aber wie sehen die Ziele aus? "Unser großes Ziel war, dass wir zum 90. Geburtstag schuldenfrei sind, und das haben wir geschafft. Abgesehen davon sind wir ein Sportverein, wir wollen also Spiele gewinnen und bald aufsteigen." Aktuell ist man Tabellenführer der Regionalliga West. (Andreas Hagenauer, 26.9.2023)