Wenn Apple neue Produkte vorstellt, dann darf sich das Unternehmen der Begeisterung seiner treuesten Fans sicher sein. Dass eine mittlerweile gar nicht so kleine Gruppe an Menschen praktisch jedes neue Apple-Produkt kauft, ist einer der großen strategischen Vorteile im Vergleich zur Konkurrenz. Garantiert dies doch immer einen gewissen Grunderfolg von neuen Produkten, auf den Apple in Ruhe aufbauen kann.

Dass ein Apple-Produkt selbst bei den eigenen Fans praktisch zur Gänze durchfällt, das kommt hingegen nur sehr selten vor. Genau dieses Kunststück scheint dem Unternehmen nun aber mit seinen neuen Feingewebehüllen für die iPhone-15-Reihe gelungen zu sein.

Eine gute Absicht

An sich verfolgt Apple mit seinen neuen Hüllen ein durchaus nobles Ziel: "Grüner", also weniger umweltschädlich als jene Lederhüllen, die sie ersetzen, sollen sie sein. Denn was vielen wohl nicht bewusst sein dürfte: Leder hat in der Produktion einen ziemlich großen CO2-Fußabdruck. Dieser ist bei den neuen Stoffhüllen erheblich kleiner.

iPhone 15 Feingewebehülle
Ölige Flüssigkeiten hinterlassen ebenso dauerhafte Spuren wie leichte Kratzer.
iFixit

Das Problem dabei: Sowohl das Feedback aus Tests aber auch von den ersten Käuferinnen und Käufern fällt geradezu vernichtend aus. "The Verge" hat die Feingewebehüllen schon vor einigen Tagen als "absolut furchtbar" bezeichnet, bei Bloomberg spricht man nun gar von Apples größtem Reinfall des Jahres 2023.

Speck statt Glanz

Der Grund für diese harschen Worte: Das, was Apple mit blumigen Begriffen wie "dezenter Glanz" und "ein weiches, wildlederartiges Gefühl" beschreibt, stellt sich in der Realität schnell als Magnet für Verschmutzungen und Kratzer alle Art heraus. Das "edel" verwandelte sich bei vielen innerhalb weniger Tage in "ekelhaft" – und das bei einer Hülle, die mit einem Preis von 69 Euro nicht gerade günstig ist.

Das treibt auch eingeschworene Apple-Fans zu ungewohnt scharfer Kritik: So schreibt etwa Federico Viticci von Macstories auf Mastodon, dass seine Hülle bereits nach einem Abendessen mit Freunden Flecken habe. Seiner Meinung nach handelt es sich dabei um das schlechteste Apple-Zubehör seit Jahren. Er werde die Hülle nun wohl wegwerfen, was natürlich toll für die Umwelt sei, erlaubt sich Viticci einen Seitenhieb auf die Apple-Argumentation.

Analyse

All die negativen Kommentare haben sogar die Reparaturdienstleister von iFixit, die sich sonst mehr mit dem Inneren von Smartphones und anderen Geräten beschäftigen, dazu bewogen, die Hüllen genauer unter die Lupe zu nehmen. Und auch dort herrscht Verwunderung darüber, was Apple eigentlich eingefallen ist.

Zeigt sich doch im Test, dass der sehr dünne und feine Stoff extrem anfällig für Verschmutzungen und Kratzer aller Art ist. Schon wer die Hülle unbedacht mit fettigen Fingern berührt, hinterlässt damit dauerhafte Spuren auf dieser. Auch viele andere Flüssigkeiten setzen sich dauerhaft fest, die resultierenden Flecken lassen sich also nicht mehr entfernen.

Ironie

Dass es gerade die Hüllen sind, die für solch eine Kontroverse sorgen, hat eine gewisse Ironie, wie Bloomberg betont. Waren doch alle davon ausgegangen, dass der Wechsel auf USB-C viele alteingesessene iPhone-User erzürnen könnte, da damit ihr altes Zubehör nur mehr über Adapter genutzt werden kann. Doch im Gegensatz zu den Hüllen scheinen sich die iPhone-Käufer mit dem neuen Anschluss ohne große Aufregung abzufinden. (red, 26.9.2023)