Die Welt ist nach wie vor im Krisenmodus. Krieg, Inflation und schwächelnde Wirtschaft dominieren die Schlagzeilen – dennoch wächst die heimische Unterhaltungs- und Medienbranche ungebremst, wie eine aktuelle Analyse des Unternehmensberaters PwC zeigt. Auf knapp 11,6 Milliarden Euro sei der Umsatz im Vorjahr gewachsen, gegenüber 2021 entspricht das einem Plus von fünf Prozent.

Kino, Messen, Musik und Werbung im öffentlichen Raum (Out-of-Home) sind die Wachstumstreiber am heimischen Markt, zeigt die Studie "Global Entertainment & Media Outlook". Für Zeitungen, Magazine und Bücher gilt das nicht, dieser Markt schrumpft. "Das Wachstum ist unter anderem stark durch die hohe Nachfrage nach digitalen Produkten geprägt", sagt Nicole Prieller von PwC Österreich. Unternehmen müssten aber auch in Zukunft ihre Serviceangebote transformieren und neue, aufstrebende Märkte und Technologien erschließen.

Ein Mann sortierst Glasfaserkabel.
Ein schnellerer Breitband- und Glasfaserausbau wird schon lange und von vielen Seiten gefordert, doch es scheitert am nötigen Personal. Die Tiefbaukapazitäten sind laut WKO völlig ausgelastet.
APA/dpa/Armin Weigel

Billigland Österreich

Vor allem in der Telekommunikationsbranche bedeutet das eine große Herausforderung für die kommenden Jahre. Das wirtschaftliche Umfeld trübt sich momentan ein. Die zu investierenden Summen sind hoch, die Erträge in diesem Marktsegment in Österreich üblicherweise aber gering. Im internationalen Vergleich gilt Österreich als Billigland. Das moderate Preisniveau für die Dienstleistungen freue dafür seit langem die Verbraucherinnen und Verbraucher.

Nichtsdestotrotz ist die Telekommunikations- und Rundfunkbranche (TKR) aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken, dementsprechend spielt sie auch volkswirtschaftlich eine wichtige Rolle. "Ein Land ohne Telekommunikationsinfrastruktur ist wie ein Land ohne Straßen", sagte Gerhard Haidvogel, Obmann des Fachverbands Telekom und Rundfunk bei der Wirtschaftskammer Österreich am Dienstag bei einer Pressekonferenz.

So viel Wertschöpfung wie Maschinenbauer

Um herauszufinden, wie groß der Einfluss der Branche auf die Wertschöpfung im Land tatsächlich ist, hat die Kammer beim Wirtschaftsforschungsinstitut Economica eine Erhebung in Auftrag gegeben. "Rund 7,2 Milliarden Euro an Bruttowertschöpfung wurden im Jahr 2022 direkt durch die gesamte TKR-Branche in Österreich erwirtschaftet. Das ist so viel wie bei den Maschinenbauern", sagt Studienautor Christian Helmenstein.

Über Vor- und Zuliefernetzwerke kämen weitere vier Milliarden Euro an Wertschöpfungseffekten hinzu. Das entspricht knapp drei Prozent der gesamten österreichischen Wertschöpfung des Vorjahrs. Solche Zahlen freuen auch den Fiskus, denn über alle Verursachungsebenen ergeben sich so Steuern und Abgaben in Höhe von 4,5 Milliarden Euro, das ist sogar höher als das Aufkommen der Mineralölsteuer oder der Kapitalertragsteuer.

Großes Problem Fachkräftemangel

Wie beinahe jede Branche kämpft man auch mit der hohen Inflation und dem Fachkräftemangel. Die laufend notwendigen Investitionen – Stichwort Breitbandausbau – spießen sich am dafür nötigen Personal. Beim Tiefbau gibt es laut Kammer nur begrenzt Personalressourcen. "In Österreich sind die Tiefbaukapazitäten voll ausgelastet", bekräftigte Helmenstein. "Deshalb haben wir es mit dieser Kapazitätsrestriktion zu tun." Mindestens 40 Prozent der Haushalte würden mobile Breitbandlösungen bevorzugen", umriss Haidvogel die Versorgung mit Telekom-Infrastruktur. Österreich sei ein "Cube-Land".

"Bis 2030 fehlen 58.000 Personen, die hier zusätzlich benötigt werden", sagt Helmenstein. Dabei sei bereits jetzt jeder 47. Beschäftigte im Land, rund 102.000 Menschen, direkt oder indirekt mit der TKR-Branche verbunden. (Andreas Danzer, 26.9.2023)