Laut Zivilschutzbehörde hatte die Halle kein vorgeschriebenes Alarmsystem.
EPA/MOHAMAD SAIF

Bagdad/Ninive – Die irakischen Behörden haben nach einem schweren Brand bei einer Hochzeitsfeier im Nordwesten des Landes Haftbefehle gegen vier Besitzer der Location ausgestellt. Wie die staatliche Nachrichtenagentur INA Mittwochfrüh berichtete, hat Innenminister Abdul Amir al-Shammari außerdem die Bildung eines Untersuchungsausschusses veranlasst. Dieser soll die genauen Umstände des Unglücks klären.

In der Mitteilung des Innenministeriums hieß es demnach: Erste Untersuchungen wiesen daraufhin, dass es sich nicht um einen kriminellen Hintergrund handle. Stattdessen wird vermutet, dass mangelhafte Sicherheitsvorkehrungen der Grund für das Unglück waren.

Video: Mindestens 100 Tote durch Brand in Festsaal bei Hochzeit im Irak
AFP

Der Gouverneur der Provinz Ninive, Nadschim al-Dschaburi, sprach nach der Katastrophe im Ort Al-Hamdanija in der Nacht auf Mittwoch, von 114 Toten und 200 Verletzten. Das irakische Innenministerium nannte am Mittwoch niedrigere Opferzahlen: 93 Menschen seien gestorben und mehr als 100 verletzt worden. Neun Menschen schwebten in Lebensgefahr. Auf Bildern der Katastrophe war eine eingestürzte und ausgebrannte Halle im Ort Al-Hamdaniya zu sehen.

Suche nach Überlebenden

Auf Videos in sozialen Medien, die Momente vor dem Brand zeigen sollen, fallen offenbar brennende Teile der Raumverkleidung von der Decke. Hochzeitsgäste springen von Tischen auf und versuchen, sich in Sicherheit zu bringen. Das Hochzeitspaar auf der Tanzfläche wirkt wie unter Schock. Auf anderen Videos ist die Hochzeitsgesellschaft noch kurz zuvor beim Tanzen und plaudernd an Tischen zu sehen. Überlebende sagten im Fernsehen anschließend, das Brautpaar habe überlebt.

Die für Hochzeiten genutzte Halle sei mit hochentzündbarer Verkleidung ausgestattet gewesen, erklärte der Zivilschutz. Diese habe gegen Sicherheitsauflagen verstoßen und auch kein vorgeschriebenes Alarmsystem gehabt. "Der Brand führte zum teilweisen Einsturz der Halle, weil hochentzündbare billige Baustoffe genutzt wurden, die bei einem Feuer innerhalb von Minuten kollabieren", teilte die Zivilschutzbehörde mit.

Rettungskräfte suchten unter Trümmern der ausgebrannten Halle nach Überlebenden. Scharenweise Menschen sammelten sich nachts vor dem Unglücksort. Örtliche Fernsehsender zeigten Bilder von mit Tüchern bedeckten Leichen auf der Straße und Krankenwagen. Der Sprecher des Gesundheitsministeriums, Saif al-Badr, sagte am frühen Morgen, die Lage sei unter Kontrolle.

Bis zu 1.000 Menschen in Halle

Bis zu 1.000 Menschen hätten sich bei dem Brand in der Halle befunden, sagte die Abgeordnete Ichlas al-Dulaimi gegenüber Rudaw. Wände und Decken seien eingestürzt. Familien würden nach ihren Angehörigen suchen und Krankenhäuser viele Verletzte mit Verbrennungen behandeln. Sie sprach von einer "großen Katastrophe".

Al-Hamdaniya liegt in der Nähe von Mossul im Nordwesten des Landes und etwa fünf Autostunden von der Hauptstadt Bagdad entfernt. Warum beim Bau der Halle mutmaßlich hochentzündbares Material zum Einsatz kam, blieb zunächst unklar. Die grassierende Korruption und Misswirtschaft im Irak betreffen aber auch den Bausektor. Ersten Angaben nach lösten Feuerwerkskörper den Brand aus.

Iraks Ministerpräsident Mohammed al-Sudani wies das Innen- und das Gesundheitsministerium an, den Betroffenen alle mögliche Hilfe zur Verfügung zu stellen. Al-Sudani habe in der Nacht auch mit Gouverneur Al-Djabouri telefoniert, um sich nach den Auswirkungen des Feuers zu erkundigen, berichtete die Staatsagentur INA. (APA, 27.9.2023)