Jakob Schubert klettert den norwegischen Granit hinauf.
Jakob Schubert bei Project Big in Flatanger.
Moritz Klee/Nodum Sports

Flatanger – Österreichs Ausnahmekletterer Jakob Schubert hat sich nach einigen Tagen Bedenkzeit entschieden: Seine bisher mit Abstand schwierigste Route, die er vergangenen Mittwoch erstmals durchkletterte (DER STANDARD berichtete), verdient den Schwierigkeitsgrad 9c. Das vor zehn Jahren in der norwegischen Hanshelleren-Höhle nahe Flatanger von Adam Ondra eingerichtete "Project Big" bekam von dem Erstbegeher den Namen B.I.G., bei beiden Themen hielt Schubert mit seinem Kollegen Rücksprache.

"Meine Referenz für 9b+ ist Perfecto Mundo, das ich nach ungefähr drei Wochen geschafft habe und das sich für mich viel leichter angefühlt hat als B.I.G.", schrieb der Tiroler auf Instagram. Er habe das Klettern der Route technisch völlig optimiert, sodass es am Ende nur mehr auf seine physische und mentale Form angekommen sei – und diese sei sehr gut. "Mit der Information, die ich momentan habe, und unter Berücksichtigung von Adams Meinung fühlt es sich richtig an, 9c vorzuschlagen."

Für Kletterrouten gibt es verschiedene Skalen zum Schwierigkeitsvergleich, die gängigste ist die französische Skala. Sie besteht jeweils aus einer Zahl, die wiederum durch die Buchstaben a bis c sowie ein mögliches Plus unterteilt wird. Beispielsweise gibt es 9a, 9a+, 9b, 9b+ und seit 2017, als Ondra in Flatanger "Silence" durchstieg, 9c. Die Bewertungen funktionieren nach einem Konsensprinzip: Der Erstbegeher schlägt einen Grad vor, andere Kletterer, die die Route später durchsteigen, können eine Auf- oder Abwertung anregen oder die Bewertung bestätigen.

Der Dritte im Bunde

Schubert ist nach Ondra und Seb Bouin, der vergangenes Jahr die Route DNA in der Verdonschlucht eröffnete, weltweit der dritte Kletterer, der eine 9c bezwungen hat. Kurz durfte sich auch der Deutsche Alex Megos dazuzählen, seine Route "Bibliographie" in Céüse wurde 2021 aber von Stefano Ghisolfi auf 9b+ abgewertet, da der Italiener neue Lösungen für zwei Schlüsselstellen fand. Der Grad der drei bestehenden 9c-Routen wurde mangels Wiederholung noch nicht von weiteren Kletterern bestätigt, man darf aber annehmen, dass er jeweils hält.

In seinem Bekanntgabe-Posting betonte Schubert einmal mehr, welch große Rolle Ondra bei der Arbeit an B.I.G. spielte. Vergangenes Jahr verbrachte das Duo mehrere Wochen in Norwegen und erarbeitete sich gemeinsam die optimale Technik aller 85 Züge der Marathonroute. "Es war so ein cooler Prozess, und am Ende fühlt es sich für mich wie eine Teambegehung an, weil wir einander so viel geholfen haben und die Route so viel schneller durchschaut haben. Ich hätte dieses Monster nie ohne dich bezwingen können, Adam", schrieb Schubert. (Martin Schauhuber, 28.9.2023)

LIVE ascent of Project Big in Flatanger
Das Video des Durchstiegs.
Jakob Schubert