Landesgericht Klagenfurt
Das Urteil zur EXW-Causa wird erst im Februar 2024 erwartet.
APA/PETER LINDNER

Der 26-jährige Hauptangeklagte im EXW-Großprozess ist am Donnerstag am Landesgericht Klagenfurt befragt worden. In seiner Einvernahme sprach er über das System der EXW-Gruppe und wie es zu dem komplexen Firmenkonstrukt heranwachsen konnte. Er übernehme Verantwortung und es tue ihm leid für die geschädigten Kunden, aber schuldig sei er nicht und er hätte auch nicht in Betrugsabsicht gehandelt, meinte er. Die Verhandlung wurde auf kommende Woche vertagt.

Der Prozess startete am gestrigen Mittwoch. Acht Angeklagten werden Anlagebetrug, Geldwäscherei und Pyramidenspiele vorgeworfen. Sie sollen insgesamt 40.000 Opfern mindestens 14 Millionen Euro herausgelockt haben, die Gesamtschadenssumme könnte aber noch weit höher liegen.

Gleich zu Beginn hatte der 26-Jährige zu seiner Aussage vom Mittwoch, dass er sich nicht schuldig, aber verantwortlich bekenne, eine Erklärung abgegeben: "Im Grunde meine ich damit, dass das Projekt auf meinen Ideen und meiner Führung basiert und daher eine gewisse Verantwortung bei mir liegt. Ich habe definitiv Mitverantwortung an der Gesamtsituation." Danach legte der 26-jährige Klagenfurter detailliert dar, wie das Firmenkonstrukt der "EXW-Gruppe" zustande kam. Knapp zwei Stunden lang lauschte Richterin Claudia Bandion-Ortner, die dem Schöffensenat vorsitzt, den Ausführungen des einstigen Schulabbrechers.

"Goldgrube der Welt eröffnet"

Dieser sparte auch nicht mit Erklärungen von Fachbegriffen aus der Welt der Kryptowährungen. EXW sei durchaus seriös gewesen, sagte er und verwies dabei auf mehrere Auszeichnungen von, wie er sagte, renommierten Kryptoplattformen. Dass er ein Luxusleben geführt habe, bestritt er nicht: "Wir waren 21, 22, und wir haben gedacht, wir haben die Goldgrube der Welt eröffnet. Heute denke ich, kompletter Wahnsinn, man hätte vieles anders machen können." Ende 2020 sei es ihm über den Kopf gewachsen, und er sei aus dem Geschäft ausgestiegen. Ob danach betrogen worden sei, könne er nicht sagen, er hätte sich nach seinem Ausstieg komplett zurückgezogen.

Am Nachmittag wurde er von Richterin Bandion-Ortner zu seinen Angaben befragt. Dabei legte der junge Klagenfurter noch weitere Details seines bisherigen Werkens offen. Sein Lebenswandel in den acht Jahren seit seinem Schulabbruch nach der siebenten Klasse bis zu seiner Festnahme im vergangenen Jahr schien durchaus extravagant gewesen zu sein. Er erzählte von mehreren Firmengründungen, Wohnsitzen in Thailand, Dubai, am Wörthersee und auf Bali. Ein Leben auf großem Fuß sei es gewesen, das er mit seiner damaligen Partnerin geführt und mit den Kryptogeschäften finanziert hatte.

EXW-Produkte und Dienstleistungen wie Wallet, Token, Exchange, eine App und eine Plattform hätten tatsächlich existiert. Ausgaben hätte es auch für Marketing und Werbung gegeben.

Urteil für Februar 2024 erwartet

"Wo ist das Geld?", wollte Bandion-Ortner an seine Schilderungen anschließend wissen. Von den in der Anklageschrift genannten 14 Millionen Euro seien "nur" etwa ein bis zwei Millionen verschwunden, gab der Angeklagte an. Über den Verbleib dieses Geldes wisse er nichts. Der Rest, also rund zwölf Millionen Euro, sei den Kunden aber ausbezahlt worden, beteuerte er.

Neben dem aktuellen Prozess läuft auch ein zweites Ermittlungsverfahren gegen den Angeklagten, das nach seiner Zeit bei EXW ebenfalls im Bereich des Kryptotrading eröffnet wurde. Zudem ist vor Kurzem ein in der Causa Beschuldigter in Brasilien festgenommen worden, zwei weitere Beschuldigte sind noch flüchtig. Bis Mitte November sollen die anderen sieben Angeklagten, bis Ende des Jahres die Zeugen einvernommen werden. Der Prozess wird sich über mehrere Monate ziehen, ein Urteil wird es wohl erst im Februar 2024 geben. (APA, red, 28.9.2023)