Hand greift nach Maske
Masken schützen vor Infektionskrankheiten, das ist klar. Aber braucht es wieder eine Pflicht?
Imago Images/ Rolf Poss

Pro: Schutz der Vulnerablen

Corona hat seinen Schrecken für viele verloren. Es gibt wirksame Impfstoffe, und überhaupt hat sogar unser Parlament die Pandemie für beendet erklärt.
Was da gerne verdrängt wird: Einer Infektion, auch wenn der erste Verlauf harmlos bleibt, kann immer noch Long Covid folgen, und eine Infektion kann für Vulnerable immer noch gefährlich werden. Für Menschen, die etwa einen Immundefekt haben oder sich einer Krebstherapie unterziehen müssen, bleibt der Schrecken. Sie können sich in Österreich nicht mehr schützen.

Es gibt nämlich derzeit, während die Infektionszahlen laut Abwassermonitoring wieder steigen, weder genügend Impftermine, noch sind genügend Medikamente wie Paxlovid vorrätig. Es ist auch schwer, leistbare Tests zu bekommen, wenn man diese regelmäßig braucht. Aber zurück zu den Gesunden: Gratulation, wenn Sie zu diesen gehören und Sie jederzeit für erneute Infektionen offen sind. Leider können auch Sie Long Covid bekommen. Das kann zu mittel- und langfristigen geistigen wie körperlichen Symptomen führen, die ein normaler grippaler Infekt nicht nach sich zieht: dauerhafte Erschöpfung, Schäden an Ihren Gefäßen, Atemschwierigkeiten und Konzentrationsstörungen. Das kann auch Kinder betreffen.

Ja, wir alle haben genug von der Pandemie, niemand hat sie toll gefunden. Aber Covid jetzt stur wie einen grippalen Infekt zu behandeln ist eine unverantwortliche Vogel-Strauß-Politik. Damit wenigstens jene, die das wollen oder müssen, sich schützen können, ohne öffentlich angepöbelt zu werden, wäre daher eine Maskenpflicht in Gesundheitseinrichtungen ein Zeichen von Solidarität und Verantwortung. (Colette Schmidt, 29.9.2023)

Kontra: Information ist besser

Der astronomische Herbst hat angefangen, das wird sich auch bald bei den Außentemperaturen zeigen. Spätestens dann werden die Corona-Zahlen steigen, das haben wir in den vergangenen drei Jahren gelernt. Dazu kommen sämtliche grippalen Infekte und die Influenza. Es wird also ein umtriebiges Krankheitsgeschehen werden, so viel ist klar.
Entsprechend hört man erste Rufe nach dem verpflichtenden Tragen einer Maske, etwa im öffentlichen Verkehr. Das ist natürlich extrem sinnvoll, wir wissen mittlerweile, wie gut diese vor Infektionen schützt.

Eine Maskenpflicht würde aber eher nach hinten losgehen, auch das haben die Pandemiejahre gezeigt. Bei zu vielen Menschen ruft so ein "Maskenzwang", als den viele die Maßnahme empfinden, in erster Linie Widerstand hervor. Und dieser Widerstand ist viel stärker als die Erkenntnis, dass sie sich und andere mit der Maßnahme schützen. Viel besser wäre es, für den Gebrauch der Maske in infektiösen Zeiten positive Informationskampagnen zu starten, den Gebrauch bereits in Kindergärten und Schulen zu besprechen – und zwar unabhängig von Corona. Dann würde sich mit der Zeit bei immer mehr Menschen die Erkenntnis durchsetzen, dass es dabei um (Selbst)Schutz geht und nicht um Zwang.

Tatsache ist, dass Immungesunde Virusinfektionen durch Influenza oder Sars-Cov-2 meist gut wegstecken – aber nicht immer. Ganz anders sieht es bei Älteren, Vorerkrankten und Menschen mit eingeschränktem Immunsystem aus, für sie ist die Maske ein wichtiges Tool. Aber sie alle sind mündige Menschen und können selbst entscheiden, ob sie ihr Risiko minimieren wollen – oder sich wider besseres Wissen bewusst gefährden. (Pia Kruckenhauser, 29.9.2023)