Die Lidl-Mutter plant eine große Umstrukturierung und will sich damit zukunftssicherer machen.
APA/dpa/Hendrik Schmidt

Der Campus sieht aus wie aus einem Science-Fiction-Roman. Bereits 2026 soll das erste von sieben geplanten Gebäuden bezugsfertig sein, lässt die Schwarz-Gruppe wissen, die hinter großen Diskontketten wie Lidl und Kaufland steht. Mit der Gründung einer neuen Cloud-Sparte und einer völligen Neuorientierung will das deutsche Familienunternehmen künftig gegen die großen Konkurrenten aus den USA antreten.

Cloud-Diskonter

Das "Handelsblatt" spricht von der "größten Tech-Transformation in der deutschen Wirtschaft". Dafür hauptverantwortlich soll die Cloud-Sparte sein, die unter dem Namen Schwarz Digits gegründet wurde. Darüber will man künftig IT-Lösungen in den Bereichen Cloud-Technologie, Cybersecurity und künstliche Intelligenz an andere mittelständische Unternehmen verkaufen.

Konzernchef Gerd Chrzanowski erzählt im Interview, dass die Unabhängigkeit von US-Anbietern aktuell oberste Priorität sei, also die "digitale Souveränität in diesem sensiblen Bereich", um auch EU-Regeln in jedem Fall erfüllen zu können und Vertrauen beim Kunden sicherzustellen. Ähnlich wie im Einzelhandel will man in diesem Bereich mit günstigen Lösungen Kunden gewinnen. Kompetenz in Sachen Cybersecurity hat man 2021 mit dem israelischen IT-Sicherheitsspezialisten XM Cyber eingekauft.

Großer Markt

Das Umsatzpotenzial ist laut "Handelsblatt" "gigantisch". Allein in Deutschland sollen die Ausgaben für Cloud-Dienste laut Marktforschung in diesem Jahr um 22 Prozent auf fast 600 Milliarden Euro wachsen. Hier einen Fuß in die Tür zu bekommen ist das erklärte Ziel des Unternehmens, auch weil das klassische Geschäft mit dem Diskont immer weniger Gewinn abwirft.

"Lidl bremst gerade etwas die Expansion. Das Unternehmen ist in einer Konsolidierungsphase", wird Marc Houppermans, Diskontexperte der Branchenberatung DRC Discount Retail Consulting, zitiert. Der Wechsel auf die neuen Bereiche soll hier Entlastung bringen. Bis das gelingt, sei es allerdings noch "ein weiter Weg". (red, 29.9.2023)