Der "Falter" hat es nicht so mit dem Boulevard, und das bekommt er nun in der ersten Härte des Wahlkampfes zu spüren. Jetzt hat es also auch die selbsternannten Medien-Saubermänner bei der Wiener "Stadtzeitung" Falter erwischt, lässt sich die "Kronen Zeitung" eine anonyme Anzeige gegen das Magazin genüsslich auf der Zunge zergehen. Endlich!

Konkret, genauer genommen eher unkonkret, geht es um mögliche bzw. wohlwollende Berichterstattung zugunsten der Rathaus-SPÖ gegen Werbeeinschaltungen, also um etwas, was es bei der "Kronen Zeitung" niemals gegeben hat oder gar jemals geben würde. Und besonders genüsslich verweist die "Krone" darauf: WKStA prüft auch gegen "Falter"-Mitgesellschafter Florian Klenk einen Anfangsverdacht. Was schreibt er auch ständig solche Sachen!

Versuch eines Beweises

"Österreich" war die Anzeige sogar eine Schlagzeile auf Seite 1 wert, und wer weiß, hätte es am selben Tag nicht auch den ORF-Eklat um Babler-Geheimpapier gegeben, die "Falter"-Story hätte es bei den Fellner-Saubermännern sogar zum Aufmacher gebracht. In der Anzeige werden schwere Vorwürfe gegen den Falter erhoben: Untreue, Bestechung und Bestechlichkeit. Als Versuch eines Beweises wird auch der "Falter" -Cover mit dem Bürgermeister – Der Mensch des Jahres – abgebildet. Die Staatsanwälte prüfen die "Affäre Falter" jetzt eindringlich. Immerhin: Es gilt die Unschuldsvermutung, eine Anmerkung, der sich die "Krone" lieber enthalten hat. Man weiß ja nie, wie die Sache ausgeht. Was, wenn sich Florian Klenk mit seiner provokant-weltfremden Bemerkung durchsetzt: "Beim Falter kann man keine Redaktion kaufen." Sollten die Staatsanwälte das bei der eindringlichen Prüfung bestätigt finden, werden es "Krone" und "Österreich" sicher ausführlich vermelden, beglückt von so viel Sauberkeit in der Medienbranche.

Andreas Mölzer zu Besuch beim Taliban-Regime.
Andreas Mölzer zu Besuch beim Taliban-Regime.
Tolonews

Ponyhof für Kabul

Andreas Mölzer hat es nicht nur bis zum "Krone"-Kolumnisten gebracht, er und sein weniger begnadeter Parteikollege Johannes Hübner leisteten auch Ersprießliches in außenpolitischen Missionen. Freiheitliche haben es ja besonders mit der großen weiten Welt jenseits der Enge der Heimat. So hatten sie einmal einen Vertrag mit der Partei Putins, ihre Außenministerin Karin Kneissl hält einen Ponyhof in Russland, ihr Verteidigungsminister Herbert Scheibner betreibt laut "Profil" Schattendiplomatie bei Schurkenstaaten – und der Mann, der sich den Landsleuten als Familienvater andient, will von dem, was in seiner engeren Familie vorgeht, keine Ahnung haben. Ein Rabenvater!

Das Außenministerium wusste von Mölzers Verlangen, von den Taliban zu lernen und ihnen gleichzeitig zu vermitteln, was wahre Heimatliebe ist, nur Kickl hatte nicht die geringste Kenntnis von dieser Reisediplomatie, obwohl er sonst alles sogar besser weiß als Nehammer. Vielleicht hat Mölzer ja nur angefragt, ob Kneissl ihre Ponys auch in Afghanistan unterbringen kann, wenn sie sich einmal von Putin nicht mehr genug geliebt fühlt.

Kameel durchs Nadelöhr

In der Frage, woher "Krone"-Kolumnisten ihre Weisheiten nehmen, sind wir diese Woche ein Stück weitergekommen. Die Übung klingt kinderleicht: Wenn sich die FPÖ unter Herbert Kickl händchenhaltend mit der deutschen AfD noch weiter nach rechts bewegt und die SPÖ mit dem neuen Parteichef Andreas Babler nach links tendiert, ist die weite Mitte politisch frei. Das hat sich Rainer Nowak aber nicht selber ausgedacht, nein, so oder so ähnlich klingen dieser Tage viele Hobby-Politologen und PR-Berater aus passenden Edelbeisln wie dem Schwarzen Kameel, wenn man sie um ihre Meinung fragt. Oder auch gar nicht fragt.

Wer die Möglichkeit hat, in passenden Edelbeisln zu lernen, sollte sie keinesfalls ungenützt vorbeigehen lassen. Denn eher geht das Schwarze Kameel durch ein Nadelöhr, als dass es einen "Krone"-Kolumnisten unbelehrt weiterziehen ließe, auch wenn dummerweise die politische Welt komplexer zu sein scheint. Man will doch gewappnet sein, wenn einem der Stoff ausgeht, so wie es ein anderer Kolumnist in selbiger Ausgabe beklagte.

Ein Kolumnen-Niemand

Ich komme frühmorgens in die Redaktion und lese alle verfügbaren Zeitungen. Aber ich werde nicht "fündig". Keine Themen weit und breit. Nur solche, die mir die Konkurrenz weggeschnappt hat, beklagte Michael Jeannée sein trauriges Los. Dann klappert er die Kollegen im Haus um Almosen ab. Habt ihr was für mich? Sie haben immer was für mich. Ohne die Kollegen und Kolleginnen wäre ich ein Post-Nichts, ein Kolumnen-Niemand. Eine grauenhafte Vorstellung. Aber wenn alle auslassen – es bleibt immer noch das Schwarze Kameel! (Günter Traxler, 29.9.2023)