Zwei Frauen und ein Bub mit Gepäck auf den Bänken eines Stadions
Vor der Bandengewalt geflohene Einwohner Haitis in einem Sportstadion, das als provisorische Unterkunft dient.
REUTERS/RALPH TEDY EROL

Port-au-Prince / New York – Der UN-Sicherheitsrat hat die Entsendung einer multinationalen Eingreiftruppe in den krisengebeutelten Karibikstaat Haiti gebilligt. Das Gremium stimmte am Montag mit 13 Stimmen und zwei Enthaltungen für eine Mission unter Führung Kenias. Ziel des Einsatzes soll es sein, die Lage in dem von Bandenkriminalität zerrütteten Staat zu stabilisieren. Zudem stimmte der Sicherheitsrat für ein allgemeines Kleinwaffen-Embargo für Haiti.

Eingreiftruppe von Haitis Regierung selbst gefordert

Die Regierung in Port-au-Prince fordert bereits seit einem Jahr die Entsendung einer Uno-Mission. In den vergangenen Wochen hatten die Pläne für die Eingreiftruppe immer mehr Gestalt angenommen. Kenia hatte sich bereit erklärt, 1.000 Mann zu entsenden und die Truppe anzuführen. Auch Jamaika, die Bahamas und Antigua haben sich zur Teilnahme an der Mission bereiterklärt, die USA stellten finanzielle Unterstützung in Höhe von 100 Millionen Dollar (94,97 Mio. Euro) in Aussicht.

Die am Montag verabschiedete Resolution bestätigt die Einrichtung einer "multinationalen Sicherheitsunterstützungsmission", bei der es sich offiziell nicht um eine UN-Truppe handelt. Sie wurde zunächst für einen Zeitraum von zwölf Monaten gebilligt, nach neun Monaten soll es eine Überprüfung geben.

Resolution als "Hoffnungsschimmer"

Der haitianische Außenminister Jean Victor Généus sprach von der Resolution als "Hoffnungsschimmer für die Menschen, die schon zu lange unter den Folgen einer schwierigen, sozioökonomischen, sicherheitspolitischen und humanitären Situation leiden". Es handle sich nur um den ersten Schritt, sagte ihrerseits die US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen, Linda Thomas-Greenfield. Jetzt beginne die Arbeit, um die Mission in Gang zu bringen. Der Resolution zufolge soll die Truppe der haitianischen Nationalpolizei "operative Unterstützung" bieten. Auch sollen die Bedingungen für Wahlen in dem Inselstaat geschaffen werden – seit 2016 gab es in Haiti keine Wahlen mehr.

Der Karibikstaat Haiti leidet seit Jahren unter einer humanitären Krise, zu der neben Bandengewalt auch politische Instabilität und wirtschaftliche Stagnation beitragen. Allein in den vergangenen fünf Jahren hat sich die Zahl der auf humanitäre Hilfe angewiesenen Menschen in dem Land Uno-Angaben zufolge verdoppelt. Die Ermordung von Präsident Jovenel Moïse im Jahr 2021 verschlimmerte die Sicherheitslage dramatisch. (APA, 3.10.2023)