Ein Pitbull Terrier
Die Hunde wurden vom Anwesen in Oberösterreich weggebracht.
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Perg – Nach den tödlichen Bissen eines American Staffordshire Terrier in Naarn (Bezirk Perg) in Oberösterreich sind am späten Dienstagabend alle noch auf dem Anwesen gehaltenen Hunde weggebracht worden. Die Partnerin der Hundehalterin habe nach längeren Gesprächen freiwillig die Weggabe der vier weiteren Tiere der Zucht und eines Wurfs Junger zugestimmt, hieß es im Gemeindeamt. Der Rüde, der Montagvormittag eine Joggerin auf einem Feldweg totgebissen hat, wurde noch am Montag eingeschläfert.

Fragen zum Tathergang noch offen

Bei der Gemeinde zeigte man sich erleichtert, dass nun die gesamte Zucht (vorerst) auf dem Anwesen aufgegeben wurde. Dies sei ein wichtiger Beitrag, um den Nachbarn ein Gefühl der Sicherheit vermitteln zu können. Das gelte auch für des Kleinkind, das bei dem Paar lebe.

Ob die 37-jährige Züchterin, die bei dem Versuch, das Tier von der 60-Jährigen wegzuzerren, selbst verletzt und ins Linzer Uniklinikum eingeliefert wurde, inzwischen zum Vorfall befragt werden konnte, wusste die Pressestelle der Polizei Mittwochvormittag nicht. Noch sind Fragen zum genauen Tathergang offen, die Ermittlungen wegen fahrlässiger Tötung gegen die Besitzerin sind noch am Laufen. Der American Staffordshire – in manchen Bundesländern als Listenhund mit speziellen Haltevorschriften geführt – dürfte angeleint gewesen sein, trug jedoch keinen Maulkorb, was in Oberösterreich auch keine Pflicht ist.

Einheitliche Regelung für Österreich gefordert

Der für Tierschutz zuständige Landesrat Michael Lindner (SPÖ) hat unterdessen mitgeteilt, dass am Donnerstag erstmals die von ihm einberufene Arbeitsgruppe zur Evaluierung des oberösterreichischen Hundehaltegesetzes tagt. Schon vor dem Treffen betonte er, externe Expertenmeinungen einzuholen, "damit es zu keinen Schnellschüssen kommt". Ihm gehe es um die "fachliche Einschätzung" möglicher Verschärfungen beim Thema Leinen- und Beißkorbpflicht im öffentlichen Raum sowie die Ausweitung der Ausbildungserfordernisse vor Anschaffung eines Hundes.

Derzeit müssen alle künftigen Hundebesitzer in Oberösterreich einen sechsstündigen Sachkundekurs absolvieren. Weiters gelte es zu prüfen, ob und wie eine Ausweitung von Regelungen "nach Kriterien wie beispielsweise der Beißkraft, Körpergewicht oder Körpergröße" umsetzbar sei.

Justizministerin Alma Zadić (Grüne) verwies am Rande eines Pressegesprächs am Mittwoch in Wien darauf, dass das Sozialministerium bereits 2018 nach einem tödlichen Hundebiss in Wien versucht habe, eine österreichweit einheitliche Regelung zu finden. Das sei nicht gelungen. Für Tierschutz ist Sozial- und Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) zuständig. "Es wäre schon notwendig, dass es eine einheitliche Regelung gibt", sagte Zadić. (APA, 4.10.2023)