In wenigen Tagen feiert die "Age of Empires"-Reihe ihren 26. Geburtstag. Am 17. Oktober 1997 startete der erste Teil offiziell in den Handel. Begleitet von guten Kritiken und inmitten eines grassierenden Hypes um Echtzeitstrategiespiele wurde der Release ein großer Erfolg für die Entwickler der Ensemble Studios und den Publisher Microsoft. Zwei Jahre später folgte Teil 2, der bis heute Kultstatus genießt. Und nach dem weitgehend in Vergessenheit geratenen dritten Teil erzeugte "Age of Empires 4" im Jahr 2021 wieder Begeisterung für die Serie.

Das Game hat aber nicht nur seinen Platz in den Herzen vieler Spielerinnen und Spieler gefunden, sondern offenbar auch Nutzen in der Wissenschaft. Forschende der University of Western Australia und der nationalen Wissenschaftsagentur CSIRO setzen es ein, um Kriege zwischen Ameisenvölkern zu simulieren, berichtet ABC.

"Age of Empires" als Simulator

Der Hintergrund ist ernst, geht es doch um invasive Ameisenarten, welche in Australien beheimatete Spezies zunehmend verdrängen, und Wege, wie man dieser Entwicklung begegnet. Ein Grund, warum sich "Age of Empires" – den Screenshots zufolge wird Teil 2 eingesetzt – als Werkzeug eignet, ist, weil das Spiel menschliche Kriege nachstellt. Und Kriege unter Ameisen seien in Sachen "Umfang und Mortalität" sehr ähnlich, was selten ist im Tierreich.

Screenshot aus Age of Empires 2
Auf eigens gestalteten Maps ließ man kleine Gruppen starker Einheiten gegen zunehmend größere Gruppen schwächerer Soldaten kämpfen.
Microsoft/CSIRO

Auf eigens gebauten Schlachtfeldern ließ man kleine Gruppen starker Einheiten gegen zunehmend größere Gruppen schwacher Einheiten kämpfen, wobei man versuchte, möglichst wenig selbst einzugreifen. Die Soldaten dienten als Platzhalter für die recht große südliche Fleischameise, die in Australien beheimatet ist, und die deutlich kleinere argentinische Ameise, die wohl als blinder Passagier per Seeimport ins Land kam.

Was vielleicht zunächst unterhaltsam klingt, ist laut Forscher Samuel Lymbery die potenziell "langweiligste Art, ein Videospiel zu spielen", da man immer wieder das gleiche Ausgangsszenario mit kleinen Anpassungen abspult und vorwiegend zusieht.

Man analysierte die Kampfverläufe und Ergebnisse. Da sich die Einheiten im Kampf sehr berechenbar verhalten, konnte man recht einfach Computermodelle erstellen. Diese wurden dann per Laborexperiment mit echten Ameisenschlachten abgeglichen, wobei sich wenig überraschend herausstellte, dass die Tiere oft unberechenbar handelten. Auf Basis der Beobachtungen wurden dann wiederum die erstellten Modelle adaptiert.

Zwei Arbeiterinnen der südlichen Fleischameise.
Zwei Arbeiterinnen der südlichen Fleischameise.
CSIRO/CC-BY 3.0

Mehr Buschwerk als Vorteil

Man gelangte zu der Erkenntnis, dass auf offenem Gelände, etwa Fußwegen oder wenig bewachsenem Erdboden, große Gruppen schwächerer Kämpfer im Vorteil sind. Auf komplexem Terrain, wie etwa in Buschland mit dichtem Bewuchs, auf Holzresten und anderen Hindernissen, bewähren sich hingegen eher kleinere Gruppen stärkerer Krieger.

Aus diesen Resultaten sollen nun Maßnahmen abgeleitet werden. Potenziell könnte etwa das Anlegen von mehr Buschwerk in Gegenden mit hohem Aufkommen der argentinischen Ameise hilfreich sein, da es den Fleischameisen bessere Chancen bietet, Kämpfe zu gewinnen.

Das Forscherteam weist aber darauf hin, dass die Untersuchung nur Rückschlüsse in Bezug auf die argentinische Ameise erlaubt. In Australien gibt es auch eine Reihe anderer invasiver Arten, darunter die Gelbe Spinnerameise und Feuerameisen. (gpi, 5.10.2023)