Das "Space Race" ist wieder da. Nicht nur wetteifern verschiedene Weltraumagenturen mit neuen Missionen zu Mond und Mars, auch große Konzerne lassen immer öfter Raketen starten. Allerdings nicht, um den Erdtrabanten oder ferne Planeten anzusteuern, sondern um Satelliten für flächendeckende Internetdienste in die Umlaufbahn zu bringen.

Der mittlerweile bekannteste Dienst ist wohl Starlink und Elon Musks Spacetech-Firma Space X. Aber auch andere Unternehmen bauen ihr Angebot aus oder bereiten selbiges vor. Für das Klima ist das aber potenziell eine schlechte Nachricht. Das ergibt eine Berechnung, die von Wissenschaftern der George Mason University, des US Naval War College und des Middlebury College durchgeführt wurde.

Knackpunkt Raketenstarts

Es ist laut "New Scientist" die erste Aufstellung dieser Art und dementsprechend mehr als grobe Annäherung denn als exakte Angabe zu verstehen. Pro Nutzer dürften Emissionen von Kohlenmonoxid und Kohlendioxid 14- bis 21-mal höher liegen als bei terrestrischem mobilem Internet. Das liegt freilich nicht an den Satelliten an sich, sondern vorwiegend an den hohen Ausstößen, die bei Raketenstarts verursacht wird.

Falcon-9-Rakete beim Start in Cape Canaveral im April 2023.
Eine Falcon-9-Rakete von Space X hebt im April in Cape Canaveral ab, um weitere 22 Starlink-Satelliten in die Umlaufbahn zu bringen.
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Berücksichtigt man die Folgewirkung durch die Freisetzung verschiedener Partikel als Folge eines Starts – etwa Ruß, Aluminiumoxid und Wasserdampf –, so könnte der CO2-Fußabdruck pro Nutzer auf das bis zu 91-Fache ansteigen.

Beste Bilanz für Starlink, schlechteste für Kuiper

Von den drei berücksichtigten Anbietern – Space X Starlink, Amazon Kuiper und Eutelsat OneWeb – hat hier Space X noch die vergleichsweise beste Bilanz mit dem 31-fachen Ausstoß im Vergleich zu mobilem Internet über Handynetze. Den größten Ausstoß erwartet man für Amazons im Aufbau befindliche Kuiper-Satellitenflotte. Diese wird voraussichtlich mit Ariane-6-Trägerraketen ausgebracht werden. Im Gegensatz zu den von Starlink und Eutelsat genutzten Falcon-9-Raketen nutzen diese festen Brennstoff, die einen wesentlich höheren Ausstoß bestimmter Partikel verursachen.

Die Bilanz wird sich über die Jahre außerdem ändern, kommentiert die kalifornische Nonprofitorganisation Aerospace Corporation. Die Internetsatelliten sind darauf ausgelegt, vier bis fünf Jahre in Betrieb zu sein und anschließend in der Erdatmosphäre zu verglühen. Sie zu ersetzen benötigt weitere Raketenstarts, was den CO2-Fußabdruck der Dienste weiter wachsen lassen wird.

Für Amazons Kuiper wird es in Kürze ernst. Am 6. Oktober sollen die ersten beiden Satelliten für einen Probelauf in die Umlaufbahn gebracht werden. Mit ihnen will man Verbindungstests durchführen und Daten sammeln, die beim Aufbau des Vollbetriebs helfen. Insgesamt soll die Satellitenflotte binnen sechs Jahren auf 3.200 Stück anwachsen. Starlink hat aktuell über 4.500 Satelliten ausgebracht, bei Oneweb sind es rund 650. (gpi, 5.10.2023)