Playmobil, 2CV, Zirndorf
Playmobil vertreibt neuerdings die Serie "Famous Cars", darunter einen Citroën 2CV. Laut dem österreichischen Spielwarenhändler Johannes Schüssler ist das für die Kinder von heute wenig attraktiv.
APA/AFP/CHRISTOF STACHE

Dunkle Wolken zogen in dieser Woche über der Playmobil-Zentrale in Zirndorf bei Nürnberg auf. Der Playmobil-Mutterkonzern, die Horst Brandstätter Group, baut weltweit 700 Arbeitsplätze ab, davon rund 370 in Deutschland, hieß es in einer knappen Mitteilung. Benannt ist die Firmengruppe nach Horst Brandstätter, der die Spielzeugfirma Playmobil mit strenger Hand, aber sehr erfolgreich führte und im Jahr 2015 gestorben ist.

Der Stellenabbau entspricht 17 Prozent der Jobs im Konzern weltweit und 16 Prozent der Belegschaft in Deutschland. In Österreich gibt es keine Produktion. Die jetzige Playmobil-Führung nennt als Gründe die schlechte Wirtschaftslage und Nachwehen der Corona-Pandemie. Kenner des Spielwarenhandels erkennen vor allem unternehmerische Fehlentscheidungen.

Seit der Patriarch Brandstätter mit 81 Jahren gestorben ist, läuft es nicht mehr rund in der einst heilen deutschen Plastikwelt. Playmobil stand ab den Siebzigerjahren auch in österreichischen Kinderzimmern für liebevolle Figuren und Landschaften, die den Nachwuchs zu Rollenspielen auf Bauernhöfen, Baustellen und Ritterburgen einluden. Brandstätter hatte den Weitblick, die kreative Entwicklung ganz dem Möbeltischler und Modellflugzeugbauer Hans Beck zu überlassen. "Herr Beck wusste, was bei den Kindern im Kopf passiert", erzählte Brandstätter einmal.

Aus der Zeit gefallen

Das ist lange vorbei. Der 2019 erschienene Playmobil-Kinofilm geriet zum teuren Flop, und das Arbeitsklima am Firmensitz in Franken gilt als legendär schlecht. Dies dürfte auch zum Hauptproblem beitragen: Playmobil weiß schon lange, dass es sich neu erfinden muss, hatte aber beim Entwickeln neuer Spielzeuge zuletzt keine glückliche Hand.

Johannes Schüssler, Sprecher der österreichischen Spielwarenhändler in der Wirtschaftskammer, erzählt, dass Playmobil-Spielzeug zunehmend ein Imageproblem hat. "Die neuen Produkte sind für Kinder nicht attraktiv. Das Sortiment von Playmobil entspricht nicht dem Trend", sagt Schüssler, der in Frohnleiten in der Steiermark selbst ein Spielwarengeschäft besitzt, dem STANDARD. Er führt Produktlinien wie Famous Cars, Naruto, Wiltopia und Dragons Nine Realms als Beispiele an, die allesamt "zäh zu verkaufen" seien.

Wenig Glück mit Lizenzen

Später als andere Spielzeughersteller ließ sich Playmobil davon überzeugen, auch Lizenzartikel zu Filmen und Serien zu vermarkten, zum Beispiel bekommt man heute einen Playmobil-Asterix. Den großen Umschwung brachte das bisher nicht, wie die aktuellen Meldungen zeigen. "Selbst die eingefleischten Playmobil-Kunden können sich nicht mehr mit den neuen Lizenzprodukten identifizieren", sagt Schüssler.

Die Kinder würden immer noch Rollenspiele lieben, diese aber seltener als früher mit Playmobil-Figuren in Szene setzen. Dass man die Kleinen mit Spielfiguren noch immer begeistern kann, zeigt laut Schüssler nicht nur der Playmobil weit enteilte Konkurrent Lego aus Dänemark, sondern auch die Firma Schleich mit ihrem Horse Club.

"Klima der Angst"

Das Unternehmen Playmobil gilt als äußerst verschwiegen. Laut den letzten verfügbaren Zahlen sank der Umsatz im Geschäftsjahr 2021/2022 um 2,8 Prozent auf 736 Millionen Euro. "Als Unternehmen, das zwei Stiftungen gehört", veröffentliche man keine Gewinnzahlen, heißt es auf Anfrage des STANDARD. Produziert werden Playmobilfiguren noch in Deutschland, Tschechien und auf der Mittelmeerinsel Malta. Zur Horst Brandstätter Group gehört auch die Marke Lechuza, unter der man Pflanzentöpfe vertreibt.

Insider der Spielzeugfirma machen die seit dem Tod von Horst Brandstätter herrschende Unternehmenskultur für die Krise verantwortlich. Die Holding-Tochter Playmobil gehört zwei Stiftungen, darunter der Geobra Brandstätter Stiftung, in der Marianne Albert, die ehemalige Chefsekretärin von Brandstätter, das Sagen hat. Im Betrieb herrsche "ein Klima der Angst", sagte eine deutsche Gewerkschafterin im Jahr 2021 über Playmobil.

Ehemalige Mitarbeiter berichten in deutschen Zeitungen, unter Zusicherung von Anonymität, von fehlender Wertschätzung und Misstrauen, das die machtbewusste Albert ihrer Belegschaft entgegenbringe. Es gibt demnach wenig zu lachen im fränkischen Spielzeugland.

Playmobil, Figuren, 1974
Historische Playmobilfiguren aus 1974, dem Jahr der Markteinführung.
AFP/JOEL SAGET

Besuch von McKinsey

Durchgesickert ist heuer auch, dass Berater von McKinsey das Traditionsunternehmen untersucht haben. Der angekündigte Stellenabbau dürfte im Zusammenhang mit den McKinsey-Erkenntnissen stehen. Dieser soll "sozialverträglich und nach Möglichkeit einvernehmlich erfolgen", hieß es von Playmobil. Der langjährige Chef der Horst Brandstätter Group, Steffen Höpfner, der Playmobil eigentlich erfolgreich modernisieren sollte, nahm bereits im Juli resignierend den Hut. (Lukas Kapeller, 7.10.2023)